An der Pastoratsstraße in Kervenheim startete die Ortsbegehung: (v.l.) Ernst Umbach, Dr. Dominik Pichler, Claus van Cuyck und Rainer Kürvers. NN-Foto: Thomas Langer
26. Juli 2025 · Kevelaer

Im Kampf gegen das widrige Parken

Kervenheimer sprechen bei Ortsbegehung mit Bürgermeister Dr. Dominik Pichler über die Probleme im Ort

KERVENHEIM. Das Dorf der Gesetzlosen – so habe man Kervenheim früher einmal genannt, erzählt der ehemalige Ortsvorsteher Ernst Umbach. „Und das ist es heute wieder.“ Das größte Problem: ausuferndes rechtswidriges Parken, das sogar ein Problem für Feuerwehr und Rettungsdienst darstellt. Aus diesem Grund fand nun eine Ortsbegehung mit Bürgermeister Dr. Dominik Pichler statt.

Ernst Umbach, Claus van Cuyck und Rainer Kürvers wohnen schon lange im hinteren Bereich der Pastoratsstraße. Gewechselt hätten mittlerweile jedoch die Eigentümer von zwei Häusern am Anfang der Straße und mit ihnen auch die Bewohner: Derzeit lebten dort Menschen aus osteuropäischen Ländern, die offenbar einer Arbeit in den Niederlanden nachgehen, erzählen die Anwohner um Ernst Umbach. Dieser zeigt auf ein Haus am Anfang der Pastoratsstraße: „Das ist eine reine Beherbergungsstätte“, die aus seiner Sicht auch baurechtlich einmal durchleuchtet werden müsse, denn: „Eine Beherbergung hat ja andere Kriterien als ein Wohnhaus.“

Anders als in Goch sei das Problem mit Leiharbeiterunterkünften in Kevelaer zwar eher klein, merkt Dominik Pichler an, sagt aber auch: Selbst wenn man Eigentum grundsätzlich vermieten könne an wen man wolle, sei ein Beherbergungsbetrieb etwas anderes. Im Falle der Pastoratsstraße liegt das eigentliche Problem aber vor dem Haus, das durch die vielen Bewohner der Beherbergung laut Umbach noch verstärkt werde: Trotz Verbotsschild parken den ohnehin bereits schmalen Anfang der Straße zahlreiche Autos zu, mit polnischen wie auch holländischen Kennzeichen – vermutlich Firmenwagen, sagt Umbach.

In der Vergangenheit wurden zwar bereits Knöllchen verteilt, „die im Ausland zu vollstrecken, ist aber zum Teil problematisch“, weiß Dominik Pichler. Wäre denn eine persönliche Zustellung und Einziehung der Strafe vor Ort möglich, möchte Rainer Kürvers wissen. Laut Pichler kaum, auch wenn er Verständnis zeigt: „Bei allen Rechtsmitteln, die man so hat, kann man keine Taschenpfändung durchführen.“ Er wisse um die Vollstreckungsprobleme, „aber das muss der Bundesgesetzgeber lösen.“ Zum Beispiel mit bilateralen Abkommen, wie mit Österreich.

Mittlerweile hat sich die Stadt dem Park-Problem aber auch auf andere Weise angenommen. Die regelmäßig in und um Kevelaer stattfindenden Probebefahrungen der Rettungskräfte habe man zuletzt an der Pastoratsstraße durchgeführt, erzählt Pichler. „Die Probleme waren uns schon bekannt. Ob es ein Rettungswagen oder ein Feuerwehrwagen ist: Er muss ja in die Straße kommen können.“ Die Probefahrt schlug fehl, das Ergebnis – nun offiziell – fiel eindeutig aus: Parken die Wagen an der Ecke vor der Pastoratsstraße, kommen die Rettungskräfte nicht herum, parken sie am Anfang der Straße, kommen sie nicht weiter hinein.

Aus diesem Grund hat das Ordnungsamt die Anwohner mit einem Schreiben nochmals über das offizielle Parkverbot informiert. Eine weitere Beschilderung soll es auch mit dem Hinweis auf drohende Ahndungen zwar nicht geben, dafür verweist das Schriftstück auf die in der Straßenverkehrsordnung beschriebene notwendige Mindestfahrbahnbreite von 3,05 Meter. Diese ist nur im hinteren Bereich der Straße gegeben.

Sollten die Knöllchen und das Schreiben keine Besserung mit sich bringen, gelte es laut Dominik Pichler, die nächsten Schritte auszuloten. „Dann werden wir im Rahmen der Verhältnismäßigkeitsprüfung überlegen müssen, ob man die Autos versetzen kann.“ Eine solche Prüfung könne er zwar selbst nicht aus dem Stand heraus vornehmen, bestehe aber im Notfall eine Einsatzgefährdung, gebe es Möglichkeiten.

Fehlende Parkflächen

Als Problem stellte Ernst Umbach in diesem Kontext auch die mangelnde Verfügbarkeit von Stellplätzen für die Anwohner heraus. Er verdeutlicht das mit den Wohnungen in der ehemaligen Gaststätte gegenüber der Pastoratsstraße, direkt an der Schlossstraße. Mit einem finanziellen Beitrag seien die Stellplätze zwar bei der Stadt abgelöst worden, vermutet Umbach, doch seither seien nie neue Plätze durch die Stadtwerke geschaffen worden – aus Sicht Dominik Pichlers im Innenraum von Kervenheim ein schwieriges Unterfangen. Einen Vorschlag hat Ernst Umbach allerdings: Wenige Meter weiter, um die Ecke am Kirchplatz, einen Grünbereich umfunktionieren und neue Grünflächen an einer anderen Stelle schaffen. „Dazu habe ich auch Alternativen.“ Eine davon ist ein aus seiner Sicht eigentlich nicht mehr bewohnbares Haus an der Ecke Donaustraße/Schlossstraße. „Das könnte man kaufen, abreißen und mit einer schönen Anlage ersetzen. Das würde auch den Ort weiter aufwerten“, meint Umbach. Pichler meldet auch hier Zweifel an, könne man doch auch im Falle eines Kaufs durch die Stadt die dort wohnenden Menschen nicht einfach vor die Türe setzen.

Rundgang durch den Ort

Den Besuch des Bürgermeisters nutzten Ernst Umbach, Claus van Cuyck und Rainer Kürvers auch dafür, auf die weiteren Probleme in der Ortschaft hinzuweisen. Darunter Verschmutzungen, der Zustand der Brücken – die Sanierung der Holzbrücke in der Nähe der Burg Kervenheim stehe laut Pichler für 2025 oder 2026 im Haushaltsplan –, Probleme bei der Instandhaltung der Grünflächen, widrig parkende LKW oder auch Straßenschäden. „Hier muss Geld in die Hand genommen werden. Das ist das Problem“, sagt Umbach. Pichler hört zu, merkt aber auch – unter anderem am Beispiel der Straßen – an, dass solche Probleme vielerorts bestünden und nicht auf einmal gelöst werden könnten. Der jahrzehntelange Sanierungsstau etwa betreffe ganz Deutschland. „Das ist nicht schön, aber keine Ausnahme. Wir müssen irgendwo anfangen und irgendwo weitermachen.“

Trotzdem möchte Bürgermeister Pichler einiges für eine weitere Überprüfung mit in die Verwaltung nehmen: So fiel auf dem Weg um die Burg Kervenheim herum eine beschädigte Stelle im Mauerwerk auf: ein potenzielles statisches Problem. „Da muss man zumindest mal nachgucken“, sagt Pichler. Über Schäden wie Risse weist Ernst Umbach auch auf dem direkten Zuweg zur Burg auf potenzielle Sicherheitsprobleme hin. Pichlers Angebot: Bei den Stadtwerken anfragen, wann die Brücke das letzte Mal auf Statik geprüft wurde.

An der Pastoratsstraße in Kervenheim startete die Ortsbegehung: (v.l.) Ernst Umbach, Dr. Dominik Pichler, Claus van Cuyck und Rainer Kürvers. NN-Foto: Thomas Langer