Mit ihrem Verein MaTa unterstützen Tanja Warning (r.) und Mandy Fritze-Rumahi (l.) zusammen mit Therapiehündin Elli Kinder und Jugendliche in ihrer Trauer. NN-Foto: Thomas Langer
19. Juli 2025 · Niederrhein

Hilfe in der Trauer für Kinder und Jugendliche

„MaTa“ aus Rees steht jungen Menschen am Niederrhein im Trauerfall mit Gruppenangeboten und Einzelbetreuungen zur Seite

NIEDERRHEIN. Seit vergangenem Jahr ist der Verein MaTa aus Rees für Kinder und Jugendliche da, um sie im Trauerfall zu begleiten und zu unterstützen. Mit verschiedenen Angeboten stehen die Initiatorinnen Tanja Warning und Mandy Fritze-Rumahi neben Familien auch Schulen und Kitas zur Seite – nicht nur in Rees, sondern auch in den umliegenden niederrheinischen Kommunen.

Viele Erwachsene halten die Themen Tod und Trauer – unumgängliche Teile des Lebens – häufig von ihren Kindern fern. Trauerbegleiterin Mandy Fritze-Rumahi und Bestatterin Tanja Warning können das nachvollziehen: „Trauer ist immer noch ein Tabuthema“, sagt Warning. Viele Menschen wüssten nicht, wie sie sich verhalten sollen, weil in den Familien oft nicht darüber gesprochen werde. Trete ein Trauerfall ein, seien die meisten zunächst mit ihrer eigenen Trauer beschäftigt und könnten auch den Kindern ihre Fragen oftmals nicht beantworten. „Gerade weil sie sie auch beschützen möchten“, sagt Warning.

Dennoch sei die Abschirmung der Kinder keine gute Idee, verhindere sie doch einen gesunden Umgang mit der Trauer. „Erwachsene denken oft, dass keiner Trauer empfinden darf. Aber genau das ist wichtig: Wir sollten Trauer empfinden und leben.“

Dass es eine eigene Trauerarbeit braucht, findet auch Mandy Fritze-Rumahi. „Sonst unterdrücken Kinder und Jugendliche letztlich ihre eigene Art und Weise, wie sie einen Tod verarbeiten.“ Hier hört das Problem aber noch nicht auf: Nehme man das mit ins Erwachsenenalter, vermittle man es irgendwann genauso wieder dem eigenen Nachwuchs. „So bricht es nie auf, dass man einen gesunden und positiven Umgang mit der Trauer haben darf.“

Ein anderer Aspekt: „Somit bekommen wir Angst vor dem Tod, gerade weil darüber nicht gesprochen wird“, sagt Tanja Warning. Wie bei anderen Dingen gelte: Wisse man etwas nicht, komme das Gedankenkarussell schnell ins Rollen. „Und je nachdem, wie man veranlagt ist, kann das die Psyche durchaus belasten“, sagt Fritze-Rumahi. Eine Belastung, die nicht notwendig sei. Außerdem würden die Kinder die Erwachsenen ohnehin in ihrer Trauer beobachten und ihnen nachahmen: „weil sie keine andere Möglichkeit haben.“

Der Bedarf besteht

Entsprechend wichtig ist es, Kindern einen anderen Umgang mit der Trauer aufzuzeigen. Das sei zwar für viele Menschen schwierig, aber genau hier kommen Anlaufstellen wie MaTa ins Spiel. Durch ihren Alltag wissen Tanja Warning und Mandy Fritze-Rumahi, dass bei vielen Familien Bedarf besteht, „wenn das Thema Trauer an die Tür klopft. Aber als Bestatter kann man diesen Bedarf nicht gänzlich abdecken“, sagt Warning. So sei schließlich auch die Vereinsgründung ins Rollen gekommen.

Mittlerweile hat sich die Arbeit des Vereins herumgesprochen, sodass auch Kindergärten und Schulen bereits Kontakt gesucht haben, um eine Zusammenarbeit zu beginnen. „So eine Kommunikationskette gibt es längst nicht überall“, sagt Mandy Fritze-Rumahi. Das liege auch an der Unterstützung der Abteilung Schule und Soziales der Stadt Rees, die die Schulleiter über den Verein informierte.

Ihre Hilfe bieten die beiden Frauen aber nicht nur innerhalb der Reeser Stadtgrenzen an. Bei Bedarf geht es auch in andere Kommunen am Niederrhein. Die Angebote fallen dabei unterschiedlich aus: Neben altersgerechten Gruppenangeboten, zum Beispiel an Schulen, sind auch individuelle Einzelbetreuungen möglich. „Das ist sehr effektiv, weil man sich so vollständig auf die Familie und die Kinder einlassen kann“, sagt Mandy Fritze-Rumahi.

Bei der konkreten Umsetzung spielt immer der jeweilige Bedarf und der Kontext wie die familiären Umstände eine Rolle. All das beeinflusst zum Beispiel, wie viele Treffen es gibt, wo sie stattfinden und wer bei der Betreuung dabei ist – ob mit oder ohne Eltern. Mal besuchen Warning und Fritze-Rumahi die Familien in ihrem Zuhause, mal treffen sie sich in der Natur oder sogar beim Eisessen. „Wo auch immer es am angenehmsten ist.“ Eine große Hilfe ist in dieser Hinsicht auch Therapiehündin Elli.

Da es sich immer auch um eine Extremsituation handelt, steht am Anfang stets das Gespräch mit den Eltern, um mehr über die Situation zu erfahren, ehe sich die Betreuung entfaltet. „Oft können die Eltern nach diesem Gespräch schon viel selbst lösen“, sagt Tanja Warning. „Oft brauchen sie einfach nur den Zuspruch, Dinge umzusetzen: Kann ich das so machen? Darf ich das?“ Auf diese Weise würden viele Erwachsene ihre Unsicherheit ablegen und Handlungsfähigkeit gewinnen können. Hier liegt auch das Ziel von MaTa: Klarheit verschaffen, Orientierung bringen und eine Struktur vermitteln.

Ein paar konkrete Tipps für Erwachsene im Umgang mit trauernden Kindern haben die beiden Frauen auch parat: eine offene Kommunikation, die (eigene) Trauer zulassen und Milde mit sich selbst walten lassen. „Man sollte sich nicht überfordern: Trauer ist ein Prozess und der hat unterschiedliche Phasen. Das anzuerkennen ist ganz wichtig“, sagt Mandy Fritze-Rumahi. Auch vor Unterstützung sollte man sich nicht verschließen, selbst wenn es viele Menschen gewohnt seien, alles selbst zu regeln. Eine andere Sache weiß Tanja Warning aus Erfahrung: Oft liegt man schon mit dem eigenen Bauchgefühl richtig.

Anfragen an MaTa sind möglich unter Telefon 0163/5137169 und per Mail an MFR@trauerbegleitung-rees.de. Informationen – auch zu Spendenmöglichkeiten, über die sich der Verein finanziert – gibt es unter www.mata-niederrhein.de.

Mit ihrem Verein MaTa unterstützen Tanja Warning (r.) und Mandy Fritze-Rumahi (l.) zusammen mit Therapiehündin Elli Kinder und Jugendliche in ihrer Trauer. NN-Foto: Thomas Langer