
Herbstzauber auf Terschelling
Nachhaltig entschleunigen zwischen Dünen, Watt und Sternenhimmel
NIEDERLANDE. Wenn die Sommergäste abgereist sind und die Nordseeinsel Terschelling wieder zur Ruhe kommt, beginnt für Naturliebhaber und Ruhesuchende die vielleicht schönste Zeit des Jahres. Ein Kurzurlaub auf Terschelling in den Herbst- und Wintermonaten bedeutet: durchatmen, entschleunigen und dabei die Insel ganz bewusst und nachhaltig erleben.
Schon die Überfahrt mit der Fähre ab Harlingen ist ein Erlebnis. Die Reederei Doeksen (www.rederij-doeksen.nl/de) betreibt seit einiger Zeit moderne, hybride Fähren, die dank LNG-Antrieb deutlich weniger Emissionen verursachen. Auf dem Sonnendeck weht einem die salzige Brise um die Nase, während sich die weite See und erste Blicke auf die Insel langsam entfalten – eine entschleunigende Einstimmung auf das, was kommt.
Auf zwei Rädern
Das Auto kann getrost auf dem Festland bleiben, denn Terschelling ist ein Paradies für Radfahrer – und das zu jeder Jahreszeit. Über 70 Kilometer Radwege führen durch Dünenlandschaften, stille Wälder und entlang weiter Strände. Terschelling besteht zu 80 Prozent aus Natur, ist reich an Naturschutzgebieten und ist die Heimat vieler Vogel- und Tierarten. Das Wattenmeer wurde 2009 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt, ebenso die Naturschutzgebiete Boschplaat und Noordsvaarder. Viele Unterkünfte und Fahrradverleihe (www.zeelenfiets.nl/de/) bieten E-Bikes oder klassische Räder an und bringen das Gepäck auf Wunsch auch direkt zur Unterkunft. So auch der Ferienpark Tjermelân in Ooosterend, im Osten der Insel und in unmittelbarer Nähe des Nordseestrandes und des Wattenmeeres. Hier übernachten die Gäste in komfortablen Unterkünften mitten in der Natur (www.ferienwohnung-terschelling.de/parken/ferienpark-tjermelân), empfehlenswert ist auch das reichhaltige Frühstücksbuffet mit vielen (biologischen) Produkten von der Insel.
Wanderlust
Im Herbst und Winter zeigt sich Terschelling von seiner raueren, aber nicht weniger schönen Seite. Lange Spaziergänge am meist menschenleeren Nordseestrand gehören zu den Highlights eines Inselbesuchs. Zur Einkehr laden die vielen Strandrestaurants ein, die ganzjährig geöffnet sind. So auch das Beach Restaurant West aan Zee, das auf 120 Pollern errichtet wurde, die aus alten Schleusentoren gefertigt wurden. Der Pavillon besteht außen fast ausschließlich aus Eichenholz, der Eigentümerfamilie war es wichtig, nachhaltig zu bauen und alte und recycelte Baumaterialien zu verwenden (www.westaanzee.nl/de).
Terschelling bietet zudem mehr als 200 Kilometer Wanderwege, um die einzigartige Natur zu erleben. Besonders schön zeigt sich die Insel in den frühen Morgenstunden. Wenn die Sonne über dem Meer aufgeht, breitet sich ein besonderer Zauber aus, der vom melodischen Gezwitscher der vielen Vögel untermalt wird. Für alle, die es gemütlich mögen, bieten sich Erkundungstouren mit dem Planwagen an. Von Pferden gezogen geht es durch Dünen, Wald und Polder, vorbei an grasenden Schafen und mit spannenden Geschichten der Kutscher im Gepäck (Noordsvaarder Planwagentour, www.vvvterschelling.de). Lohnenswert ist auch der historische Spaziergang durch West-Terschelling, das größte Dorf der Insel. Entlang der zwei Kilometer langen Route erfährt man viel über die Geschichte und Kultur, erlebt Wahrzeichen wie die Brandaris, den ältesten Leuchtturm der Niederlande, und schlendert durch die hübschen Einkaufsstraßen des Dorfes.
Kultur trifft Nachhaltigkeit
Ein echtes Inseljuwel ist das Wrackmuseum in Formerum (https://wrakkenmuseum.nl/). Es erzählt die Geschichte gestrandeter Schiffe und gesunkener Schätze – und ist gleichzeitig ein liebevoll gestalteter Ort, der den Blick auf das Verhältnis zwischen Mensch und Meer lenkt. Die Exponate, viele davon tatsächlich angespült oder geborgen, zeigen eindrucksvoll, wie eng das Leben auf Terschelling mit dem Wasser verbunden ist. Nicht weit entfernt liegt das Lokal „De Rustende Jager“ (www.rustendejager.com), das eine saisonale, regionale Küche mit Zutaten von der Insel serviert - bei schönem Wetter auch auf der großen Außenterasse.
Kulinarisch genießen
Auch kulinarisch lässt sich Terschelling nachhaltig entdecken. Viele Cafés und Restaurants setzen auf regionale Produkte: Fisch direkt aus der Nordsee, Käse von der Insel, Gemüse aus ökologischer Landwirtschaft. Besonders empfehlenswert sind Lokale, die sich der „Slow Food“-Bewegung verschrieben haben und saisonale Gerichte anbieten – oft mit Blick aufs Watt oder einem prasselnden Kamin im Hintergrund. Besonders gemütlich, im maritimen Flair, empfängt zum Beispiel die „Brasserie Brandaris“ in West-Terschelling ihre Gäste zum Lunch und Dinner (www.brasserie-brandaris.nl). Wie zu Hause fühlen sich Inselbewohner und Gäste auch im „Pura Vida“ in West-Terschelling und in Midsland (www.puravidafoodbar.nl) – ein Ort, an dem Leidenschaft, Spaß, Kreativität und Nachhaltigkeit zusammenkommen. „Pura Vida“ bedeutet wörtlich übersetzt „reines Leben“. Die Speisekarte bietet eine vielfältige Auswahl und kulinarische Abenteuer. Standardgerichte gibt es hier kaum, vielmehr eine wunderbare Mischung aus allen Teilen der Welt. Als Delikatesse Nummer eins auf Terschelling gilt übrigens die Cranberry, die seit über 100 Jahren auf der Insel wächst. Die Erntezeit der kleinen, roten Beeren dauert von September bis November. Verarbeitet werden Cranberries in zahlreichen Produkten wie Marmelade, Likör, Saft und Kuchen. Terschellinger Köche verfeinern ihre Saucen zu herbstlichen Wildgerichten gerne mit der besonderen Frucht.
Der Dark Sky Walk
Ein einzigartiges Erlebnis für Naturfreunde auf Terschelling ist der Dark Sky Walk (www.darkskyterschelling.nl) im Naturgebiet De Boschplaat. Dieses Naturschutzgebiet wurde als „Dark Sky Park“ ausgezeichnet – hier ist die Lichtverschmutzung so gering, dass man bei klarem Himmel die Sterne und die Milchstraße außergewöhnlich gut sehen kann. Manchmal sogar das Nordlicht. Geführte Wanderungen oder stille Spaziergänge auf eigene Faust lassen einen das Universum mit neuen Augen sehen – eine nachhaltige Erfahrung im wahrsten Sinne des Wortes. Hilfreich ist dabei auch die Planetatrium-App Stellarium, die eine realistische 3D-Ansicht des Nachthimmels bietet und Sterne, Sternbilder und Planeten anzeigt. Die geführten Wanderungen beginnen bei Einbruch der Dunkelheit, ein Tipp: Unbedingt warme Kleidung und wasserfeste Schuhe tragen!
Fazit: Ein Kurzurlaub auf Terschelling in der Nebensaison ist mehr als nur eine Auszeit – es ist eine bewusste Rückkehr zur Natur, zur Stille und zum Wesentlichen. Wer nachhaltig reisen möchte, findet auf der Insel zahlreiche Möglichkeiten, die Umwelt zu schonen und gleichzeitig unvergessliche Erlebnisse zu sammeln. Zwischen Ebbe und Flut, Sternenhimmel und Strand ist Terschelling ein Ort, der auch im Herbst und Winter nachhaltig verzaubert.
Viele weitere Informationen gibt es unter https://www.vvvterschelling.de/ und www.visitwadden.nl/de/watteninseln

Bei einer Planwagenfahrt lässt sich das Inselgefühl erspüren.

Der Leuchtturm Brandaris ist das Wahrzeichen der Insel.
Weitere Links
Dünen, Strand und Wälder: Die Natur auf Terschelling ist vielfältig und lässt sich dank eines gut ausgebauten Radwegenetzes wunderbar mit dem Fahrrad erkunden.NN-Fotos: Andrea Kempkens