
„Gehfußball“ startet in Elten
Passspiel statt Sprint: Erster Info-Abend am 9. Mai bei Fortuna für die neue „Walking Football“-Gruppe
ELTEN. Schnelle Sprints, intensive Zweikämpfe, präzise Flanken und Kopfball-Tore – nur einige Aspekte, die Fans am Fußball begeistern. Die allerdings auch immer wieder verhindern, dass Fußball im fortgeschrittenen Alter als Sport ausgeübt werden kann. „Irgendwann machen die Knochen nicht mehr mit“, weiß Ralf Wedel. Der 68-Jährige hat selbst lange bei Eintracht Emmerich gekickt, bis es nicht mehr ging. Gemeinsam mit Werner Scholten (69) – sie haben auch viele Jahre zusammen Badminton gespielt – hat der Eltener nach einem neuen Sport gesucht. Und ist beim Walking Football fündig geworden. Am Freitag, 9. Mai, laden sie gemeinsam mit Fortuna Elten ab 18.30 Uhr zu einem Informationsabend auf die Platzanlage der Fortuna an der Europastraße ein, um diese Sportart vorzustellen.
Walking Football – der Name ist Programm: Fußball, nur im Gehen gespielt. Ein Fuß muss immer den Boden berühren, harte Zweikämpfe wie Grätschen sind tabu. Der Ball darf maximal in Hüfthöhe (etwa ein Meter) gespielt werden. Gekickt wird auf Kleinfeldern; „je nach Spielerzahl, kann das Feld aber auch weiter verkleinert werden“, erläutert Wedel. Abseits gibt es nicht, dafür einen Torbereich, der nicht betreten werden darf. Ein Torschuss ist erst in der gegnerischen Hälfte erlaubt. „Walking Football ist ein taktisches Spiel“, betont Wedel. „Man muss den Gegner über das Passspiel ausspielen, nicht durch Dribblings oder Flanken.“
Walking Football, dessen Ursprünge im Jahr 2011 in Großbritannien liegen, genauer beim FC Chesterfield Community Trust, zielt auf Menschen über 50 Jahre ab und Interessierte, die den „klassischen“ Fußball nicht mehr spielen können, etwa aufgrund eingeschränkter Mobilität. „Grundsätzlich ist der Sport für alle Altersgruppen offen. Die meisten Spieler sind aber eher Ü60“, berichtet Ralf Wedel. Die Sportlergemeinde dieser Variante wächst seit einigen Jahren stetig. Ende vergangenen Jahres hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) in Zusammenarbeit mit der Bundesärztekammer das Qualitätssiegel „Sport pro Gesundheit“ an den Walking Football vergeben, der damit zählt zu den Präventionsangeboten zählt. DFB-Vizepräsidentin Prof. Dr. Silke Sinning sieht im Walking Football „nicht nur im Alter eine kluge Wahl. Durch eine regelmäßige Teilnahme werden das allgemeine Wohlbefinden gesteigert, die körperliche als auch psychische und soziale Gesundheit gefördert und so unter anderem Übergewicht, Rückenschmerzen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorgebeugt.“
Auch im Gebiet des Fußballverbands Niederrhein (FVN) ist der Sport auf dem Vormarsch. So listet der FVN noch bis Anfang Oktober acht Walking-Football-Turniere, darunter am 30. Mai bei Grün-Weiß Vernum (Geldern) und am 14. Juni bei Olympia Bocholt. Hinzu kommen eine Trainerausbildung (28. und 29. Juni, DFB/FVN) und ein Leuchtturmturnier des FVN am 13. September.
Von einem eigenen Turnier ist man bei Fortuna Elten noch etwas entfernt – erst einmal werden Mitstreiter für die neue Trainingsgruppe gesucht, die sich künftig mittwochabends zum Walking Football treffen soll. „Als Werner Scholten und Ralf Wedel sich bei uns mit ihrer Idee gemeldet haben, etwas Neues ins Leben zu rufen, mussten wir nicht lange nachdenken, dass wir sie unterstützen“, erzählt Marc Arntzen, 1. Vorsitzender der Fortuna. Wie Scholten und Wedel, die in den vergangenen Wochen die Walking-Football-Teams von Grün-Weiß Wesel-Flüren und Didamm VC (Niederlande) besuchten, nahm auch Arntzen zu Vereinen mit entsprechenden Abteilungen Kontakt auf, um sich zu informieren. Das Feedback fiel durchweg positiv aus. „Und es ist nie verkehrt, wenn man sich als Verein frühzeitig weiterentwickelt“, betont Arntzen.
Beim Info-Abend am 9. Mai sollen nun die weiteren Modalitäten besprochen werden. Zudem kommt ein Gastteam aus Didamm für eine Vorführung, auch ein Vertreter des FVN ist in Elten dabei. Dass die Nachfrage stimmen wird, davon sind Wedel und Arntzen überzeugt. „Wir haben jetzt schon Anfragen aus Emmerich und Rees“, verrät der Fortuna-Vorsitzende.
Gleichzeitig wissen sie, dass es vor allem in der Anfangszeit bei den Spielern ein paar Schwierigkeiten mit der Umstellung auf die „neue“ Fußball-Variante geben wird. „Es wird sicherlich einigen schwerfallen, bei einem Pass nicht mehr loszusprinten“, ahnt Marc Arntzen und fügt lachend hinzu: „Mir jedenfalls würde es schwerfallen.“
Mit Taktik und präzisem Pass zum Torerfolg: Flanken und Sprints sind beim „Walking Football“ auf dem Kleinspielfeld nicht erlaubt. Foto: FVN