35 amerikanische Solden und der Chor der 82nd Airborne Division waren bei der Feier dabei. Fotos: privat
26. September 2024 · Goch

Gedenkfeier in Kessel erinnert an amerikanische Piloten

Ihre Maschinen wurden am 18. September 1944 über Kessel und Hommersum abgeschossen

KESSEL. Kürzlich wurde auf dem Bauernhof der Familie Gossens in Kessel, nahe der Viller Mühle, eine internationale Gedenkfeier abgehalten. Es waren hochrangige Gäste aus den USA, England und den Niederlanden vor Ort.

Veranstaltet wurde die Gedenkfeier von den „Airborne Vrienden“ aus Groesbeek mit Unterstützung von Botschaftsangehörigen aus Den Haag und Berlin. Als Gäste waren unter anderem 35 amerikanische Soldaten anwesend, die wegen der Gedenkfeiern in dieser Woche extra aus den USA eingeflogen wurden. Die Soldaten, die Familienangehörigen und alle anwesenden Gäste gedachten des Flugzeugabsturzes in Kessel vor genau 80 Jahren.

Am 18. September 1944 flogen 131 B24-Bomber nach Klein Amerika in Groesbeek, um die zuvor gelandete 82nd Airborne Division mit Ausrüstung zu versorgen. In Groesbeek brannten jedoch mehrere Bauernhöfe und Heuhaufen aufgrund von Angriffen der deutschen Armee. Für die Piloten war es daher schwierig, aus großer Höhe den Rauch von den aufgestellten Feuertöpfen der Kameraden zu unterscheiden. Die Besatzungsmitglieder der Flugzeuge wussten nicht, wo die genaue Abwurfstelle sein sollte. Sie wollten jedoch nicht, dass die Ausrüstung in Feindeshand geriet. Sie flogen daher dreimal, langsam und niedrig auf nur 600 Fuß, in einem weiten Kreis, um die richtige Landezone zu finden.

Zwei Liberators wurden von deutscher Artillerie abgeschossen. Die „Heaven can wait“ stürtzte bei ‚t Veen in Hommersum ab und die „Rum Runner“ auf dem Bauernhof der Familie Gossens in Kessel.

Um genau herauszufinden, wie es dazu kam, haben die „Airborne Vrienden“ sich 2023 mit der Familie Gossens unterhalten. Stefan Gossens konnte viel darüber erzählen, denn sein Vater hatte ihm davon berichtet. Christian Gossens war in dem Keller des Wohnhauses, als das Flugzeug auf die Hofgebäude prallte und ausbrannte.

Ergänzt wurde die Geschichte von Hanna Giesbers aus Kessel, die das Geschehene von ihrem Mann Franz Giesbers erzählt bekommen hatte. Franz Giesbers und sein Bruder Heinrich waren Augenzeugen des Flugzeugabsturzes. Sie haben die Toten auch zum Kesseler Friedhof transportiert und begraben. Theo Voss hatte noch einen Totenbrief von dem Knecht Gerhard Stockmans, der bei dem Rettungsversuch selber verbrannte. Gerrie Franken hatte schon früh recherchiert und konnte die Geschichte vervollständigen.

Die Besatzung des Liberators „Rum Runner“ bestand aus zehn Mitgliedern. Von dieser Besatzung wird noch immer einer vermisst, und einer geriet in Kriegsgefangenschaft, nachdem er aus dem brennenden Flugzeug gesprungen war. Die andern acht starben beim Absturz oder wurden von deutschen Soldaten erschossen, als sie in einer Reihe auf dem Boden lagen, unter anderem auch Samuel Miller.

Die Gedenkfeier startete mit den Grußworten von Jeanne Melchers von den „Airborne Vrienden“ und von Stefen Gossens. Die Einführung in die Geschichte des Unglücks wurde von Theo Giesbers aus Groosbeck vorgetragen. Der zehnjährige Julan Theunissen, spielte auf seinem Saxophon zum Gedenken.

Dann ergriff Clark Allen das Wort. Er war eigens Wyoming angereist, um an seinen Onkel und die anderen Flugzeuginsassen zu erinnern. Mit sehr bewegenden Worten berichtet er aus der Jugendzeit seines Onkels, von seinem trauernden Vater, und dem was hier in Kessel passiert ist. Die Teilnehmer sahen ihm seine familiäre Betroffenheit deutlich an. Er appellierte, dass das Geschehene und Krieg nie wieder passieren dürften.

Sehr beeindruckend und herzergreifend war auch der Gesang des Chores der „US 82nd Airborne Division“. Das Lied „Amazing Grace“ hat alle Anwesenden sehr berührt.

Stefan Gossens hatte mit Hilfe einiger Firmen, unter anderem Treckerschmiede Hornen einen Corten-Stahlständer mit aufgebrachter Gedenktafel gefertigt. Die amerikanischen Fahnen- und Bannerträger traten vor und verneigten sich vor der Gedenktafel. Diese Gedenktafel wurde von Anka und Stefan Gossens enthüllt. Anschließend trug ihr Sohn Jannis ein Gedicht in drei Sprachen vor. Er berichtete, dass das Geschehene kein Film oder PC-Spiel sei, sondern Wirklichkeit war und nie mehr geschehen dürfte. Dann kamen noch einmal die fantastischen Sänger der „US 82nd Airborne Division“ mit ihrem Lied „The last soldier“.

Nach der Blumenniederlegung unter anderem durch Clark Allen, wurden vom niederländischen Chor „Nej Hejs“ die Nationalhymen der USA und der Niederlande gesungen.

Das Schlusswort sprach der Vorgesetzte der Soldaten der US 82nd Airborne Division, Oberstleutnant Turpin. Er sprach von der Freundschaft und der Verbundenheit der Amerikaner zu den Niederländern und heute auch zu den Deutschen. Diese Verbundenheit über mehr als 80 Jahre sollte weiterleben und gepflegt werden. Künftig soll jedes Jahr, einmal in Hommersum und einmal in Kessel abwechselnd der verstorbenen Soldaten und des Absturzes der beiden amerikanischen Flugzeuge vor 80 Jahren gedacht werden.

Nach der Gedenkfeier wurden die Teilnehmer von den „Airborne Vrienden“ zur Viller Mühle eingeladen. Der VHV-Kessel hatte dort Kaffee und Kuchen organisiert. In dem gemütlichen Café konnten sich dann die Teilnehmer aus vier Nationen austauschen und so manch interessantes Gespräch führen.

Jannis Gossens mit den Eltern Anka und Stefan Gossens (r.).

Jannis Gossens mit den Eltern Anka und Stefan Gossens (r.).

Der Gedenkstein, der nun auf dem Hof der Familie Gossens in Kessel steht.

Der Gedenkstein, der nun auf dem Hof der Familie Gossens in Kessel steht.

35 amerikanische Solden und der Chor der 82nd Airborne Division waren bei der Feier dabei. Fotos: privat