Alle Teilnehmer – außer den Solisten – beim Warm-Up. Foto: privat
19. Juni 2024 · Alpen

Fantastische Momente bei „HOME.Alpenmusik“

Workshop verbindet wieder mal Nationen und Generationen miteinander

ALPEN. „Ich habe den ganzen Sonntag immer noch gesungen und habe einen neuen Ohrwurm aus dem Song ,Alpen – Mein Ort‘“, verriet Ibadete am Montag Anne Mosters, Bundesfreiwilligendienstleistende in der Grundschule in Veen, vor dem regulären Unterricht. Beide waren Teil des „HOME.Alpenmusik“-Workshops, der am vergangenen Freitag und Samstag in der Sekundarschule in Alpen in den frisch renovierten Räumlichkeiten stattfand. Ibadete war Teilnehmerin des Ryhthmus – Workshops. Anne war als Workshopleiterin dabei.

270 Menschen hatten sich zu diesem Workshop, der anlässlich der 950-Jahr-Feierlichkeiten von Alpen veranstaltet worden war, angemeldet. Aus Alpen und Umgebung und auch als neuzugezogene Alpener und Alpenerinnen mit ursprünglicher Heimat in Syrien, Afghanistan, der Ukraine… etc. Die jüngste Teilnehmerin in diesem Jahr war zwei Jahre alt und begleitete die Mutter beim Chor, die älteste Teilnehmerin – schon eine alte Bekannte bei „HOME.Alpenmusik“ – war Anita Jansen mit 85 Jahren.

Anita freute sich sehr darüber Leroy Johnson (extra eingeflogen aus England), der schon 2017 beim Workshop den großen Chor geleitet hatte, wieder erleben zu dürfen. Neben Leroy Johnson brachten Inga und Anne Mosters die etwa 170 Chorsängerinnen und-sänger zum Singen, Tanzen, Schnipsen und Klatschen und das mit viel Freude und Begeisterung. Perfektion stand für diese kurze Workshopzeit nicht im Vordergrund, aber das gemeinsame Musizieren sollte Menschen und Nationen, Jung und Alt verbinden. Mit viel Herzblut war auch Martina Roos wieder mit ihrem „Chor spezial“ mit von der Partie.

Die kleine Truppe von insgesamt zehn Sängerinnen und Sängern, die mit einem Handicap geboren wurden, probte für sich im separaten Raum und präsentierte sich beim Workshopabschlusskonzert zusammen mit allen anderen auf der großen Bühne. Der Funke sprang sofort über, beim Anblick dieser strahlenden Gesichter. Gemeinsam mit dem „Chor Spezial“ sangen auch die Kinder aus dem großen Chor ein Lied vom evangelischen Kirchentag, das unter anderem aus Judy Baileys Feder stammte: „Die Zeit ist jetzt“. Außerdem hatten die Kinder eine eigene Performance bei dem Song „Come on people“, gesungen von Anne Mosters.

Jacob Depuhl hatte die Kinder dafür aus dem großen Workshop herausgenommen und den Refrain dieses Liedes mit den Kindern eingeübt. Doch damit nicht genug, denn es gab weitere Workshops: Miguel Altamar, gebürtig aus Kolumbien, jetzt Kölner, trommelte beim Rhythmusworkshop mit seiner Gruppe zu dem von Judy Bailey neu geschriebenem Song „Mensch sein“. Während die Chorsänger sich rhythmisch mit Bodypercussion zu dem Song begleiteten, trommelte die Rhythmusgruppe dazu. Und ganz besonders war der Einblick in die Rap-Musik. Hier bot Noah Tendai seine Fähigkeiten an und studierte mit der Rhythmus-Gruppe seinen selbst geschriebenen Song „Boombox“ ein, in dem er gegen Rassismus protestiert. Wer einmal selbst versucht zu rappen, stellt fest, wie viele Worte man dafür benötigt. Gar nicht so einfach.

Doch nicht nur die Rhythmusgruppe begleitete den großen Chor beim abendlichen Konzert am Samstag im Pädagogischen Zentrum. Svenja Liehr hatte sich zu Judy’s Song „Wir suchen Frieden“, der 2017 in den gleichen Räumlichkeiten beim ersten „HOME.Alpenmusik“-Workshop aufgenommen worden war, eine Choreographie mit rund 20 Tänzerinnen und einem „Quoten–Tänzer“ aus Syrien - überlegt. Partystimmung kam auf, als die Tanzgruppe ihr Können zum Besten gab. Auch bei „Alpen – Mein Ort“ und „Build a bridge“ wurde kräftig mitgetanzt und auch das Publikum kam in Bewegung und Schwung und voll auf seine Kosten.

Immer dabei Judy Bailey und ihr Mann Patrick Depuhl. Ob bei den Chorproben oder beim gemeinsamen Warm-Up mit allen Workshopgruppen. Patrick Depuhl erklärte, übersetzte und vermittelte. Beim Workshopkonzert moderierte er wieder einmal herzerwärmend.

Er stellte Menschen vor, die durch Flucht nach Alpen gekommen waren und hier ein neues Zuhause gefunden haben, aber auch Menschen, die bereits in Alpen geboren wurden und es immer noch ihre Heimat nennen. Judy hatte so gut wie alle Songs des Workshops geschrieben. Ganz neu war „Demokratie ist ein Lied“. Der Song war erst zwei Tage vor dem Workshop in den Druck gegangen, war aber schon rechtzeitig zur Europawahl und vor der Wahl auf Instagram von ihr zu hören gewesen. Ein besonderer Moment als alle Workshopteilnehmer diesen Song am Samstagabend zusammen mit der Judy Bailey Band präsentierten.

Vor dem Konzert hatten die Veranstalter zu einem kleinen Familienfest eingeladen. Unterstützt durch Bastel- und Spielangebote der Pfadfinder Alpen, Cilli van Bonn und Claudia Roeos und durch Beköstigung der Alpener Landfrauen und den Getränkeausschank durch die Jugendfeuerwehr Alpen konnten so die Konzertbesucher vorab zum Klönen und Austausch, bei Waffeln, Krapfen, Pommes und Getränken und vieles mehr zusammenkommen. Zum Glück spielte das Wetter bei strahlendem Sonnenschein mit.

Ein gelungenes Fest, ein gelungener Workshop, der nur durch die Unterstützung vieler helfender Hände bei Organisation, Aufbau, Planung und Verpflegung möglich ist. Es wurden neue Freundschaften geschlossen und Hilfe und Unterstützung für weitere Projekte angeboten. Ein Workshop der zum Netzwerk für Vieles wurde. Annika, eine von diversen Solistinnen im Konzert, die mit ihrer Tochter Freya dabei war, erzählte nach dem Konzert, dass die Gemeinschaft vor Ort und das Singen etwas mit ihr gemacht hätten – ein „Life-Changing-Moment“ sei das gewesen, „fantastisch und einfach nicht von dieser Welt“.

Durch die allseits vielgenutzte Fotobox und das Festhalten der schönsten Momente von den Fotografen Amelie Schulz und Tobias Henrichs können die Teilnehmer nun in Erinnerungen schwelgen, bis sie sich beim Alpener Straßenfest am 24. August zum gemeinsamen Flashmob wiedersehen.

Das Team

Judy Bailey und Patrick Depuhl, Thomas Ahls, Sascha Becker, Stefan Kwetkat und Tanja Klotzbach, Marita Cornelissen-Hendricks, Melanie Koerfer sowie Inga und Georg Mosters

Der Konzert-Chor hatte viel Spaß. Foto: privat

Der Konzert-Chor hatte viel Spaß. Foto: privat

Alle Teilnehmer – außer den Solisten – beim Warm-Up. Foto: privat