Die 73. Ausgabe bietet wieder eine Fülle an interessanten Themen. NN-Foto: CDS
22. Januar 2025 · Goch

Familiengeschichten aus Goch

73. Ausgabe „An Niers und Kendel“ – Historische Zeitschrift für Goch und Umgebung

GOCH. Unlängst ist die 73. Ausgabe von „An Niers und Kendel“, der historischen Zeitschrift für Goch und Umgebung erschienen. Herausgeber ist wie immer der Heimatverein Goch, bei dem der Historische Arbeitskreis seit vielen Jahren beheimatet ist. Die Autoren Wilfried Boenigk, Dieter Bullack und Hans-Joachim Koepp befassen sich in ihren Beiträgen mit der Familie Baums, Pfarrer Leopold Wunsch, Bürgermeister Bongaertz, den Wäldern auf der Gocher Heide und mit der Geschichte der Brandglocke, die fast 200 Jahre lang im falschen Gebäude hing.

So präsentiert Winfried Boenigk neue Recherchen zu seinen Vorfahren, den Familien Baums, Gonscherowsky und de Greff. Die Familie seines Großvaters Johann Boenigk zog 1928, aus Ostpreußen stammend, nach Goch; Johann Boenigk war bis zu seinem Ruhestand 1945 Volksschullehrer in Goch. Auf mütterlicher Seite gestalte sich die Spurensuche einfacher, so der Autor; dort findet sich die Familie Baums. Der Name seines Urgroßvaters Karl Baums ist mit der Planung des Stadtparks, des ehemaligen Schwanenteichs und des Stadtfriedhofs verknüpft. Von Beruf war Karl Baums Lehrer, zuletzt am Progymnasium in Goch. Durch die enge Bindung zur Kolpingfamilie lernte er seine spätere Ehefrau Elisabeth, Tochter von Hendrika Gonscherowsky, geboren de Greef, kennen. Geheiratet wurde am 5. Mai 1890. Karl Baums gehörte später zu den Mitbegründern des Gartenbau- und Verschönerungsvereins, er war Mitglied im MGV 1898 Goch und im Verkehrsverein Goch (heute Heimatverein Goch). Im Folgenden widmet sich der Autor seiner mütterlichen Familienseite. Und er geht auf die Geschichte von „Textilmoden Baums“in Goch ein. Dieter Bullack widmet sich Pfarrer Leopold Wunsch, der fast 40 Jahre in der Evangelischen Gemeinde Goch wirkte. Er war Nachfolger von Johann Heinrich Wienands, der 1885 seinen Abschied einreichte. Die Wahl eines Nachfolgers fiel auf Wunsch, der schließlich am 26. Mai 1886 ordiniert wurde. Als die evangelische Kirche saniert werden musste, war er entscheidend mitbeteiligt. Die Idee, einen Kirchenchor zu gründen, fand bei ihm ein offenes Ohr. 1921 wurde Leopold Wunsch von der Kreissynode zum Superintendenten gewählt. 1925 ging er in den Ruhestand. Am 21. Dezember 1927 starb Leopold Wunsch in Bonn. Er wurde nach Goch überführt und auf dem hiesigen Friedhof beerdigt.

Unter anderem um einen Finanzskandal, der letztlich Bürgermeister Johannes Bongaertz traf, geht es im Artikel von Hans-Joachim Koepp. Bongaertz war von 1919 bis 1931 Leiter der Gocher Stadtverwaltung; er erlebte in dieser Zeit den Ruhrkampf (1923), wurde von den belgischen Besatzern inhaftiert und dann ausgewiesen. Die Ausweisung wurde am 25. März 1924 aufgehoben und Bongaertz kehrte sofort nach Goch zurück. Bei dem Skandal ging es um die Unterschlagung von Beiträgen für die Erwerbslosenfürsorge. Koepp erklärt die komplizierten Hintergründe der Geschehnisse, wie Boengaertz durch Zeitungsberichte diffamiert wurde und das Vertrauen im Rat verlor. Als 56-Jähriger suchte Johannes Bongaertz eine neue Aufgabe im neu gegründeten Generalgouvernement im Osten. Dort wurde er Referent des Distriktgouverneurs Lasch in Galizien (1939). Wie er dort agierte, ist nicht überliefert. Bald schon erkrankte er schwer und starb am 17. Dezember 1940 in Radom/Polen. Beerdigt wurde Bongaertz auf dem städtischen Friedhof in Goch.

Ein ganz anderes Thema ist
Koepps Beitrag über die Wälder auf der Gocher Heide. Ausführlich geht der Autor auf die Entwicklung der verschiedenen Waldgebiete Tannenbusch, Sternenbusch, Plaisierbusch und Stadtkamp ein. Viele Jahrhunderte lang diente Wald als Lieferant für Brennstoff zum Heizen und Kochen; und er musste in Teilen auch dem zunehmenden Siedlungsbau weichen beziehungsweise Material dafür liefern. Das führt zum letzten Artikel, der 73. Ausgabe, ebenfalls von Hans-Joachim Koepp, über die Brandglocke, die die Gocher vor Feuer warnte. Denn ein Brand konnte die ganze Stadt bedrohen, so 1461, 1507 und 1517. Schon vor 750 Jahren warnte der Gocher Nachtwächter die Bürger vor einem Feuer. Wie es dazu kam, dass die Brandglocke trotz einer anderen Vereinbarung erst 1889 ihren Platz im Rathaus erhielt, schildert Koepp anschaulich. Das Heft ist zum Preis von 3,50 Euro in den Gocher Buchhandlungen oder im Versand beim „Historischen Arbeitskreis an Niers und Kendel“, Holunderweg 8, 47574 Goch, oder per E-Mail an: megohm@t-online.de (zuzüglich Versandkosten 2,20 Euro) erhältlich.

Die 73. Ausgabe bietet wieder eine Fülle an interessanten Themen. NN-Foto: CDS