Hoffen auf reges Interesse (v.l.): Bernard Majkowski (Papillon), Carolyn Kempers und Franziska Rütjes (der Paritätische) und Nicole Ritter (Papillon). NN-Foto: Rüdiger Dehnen
26. September 2025 · Kleve

Es geht um Aufmerksamkeit

„Woche der seelischen Gesundheit“: Ein wichtiger Baustein beim Umgang mit psychischen Erkrankungen

KREIS KLEVE. Da ist dieses Pendel: Auf der einen Seite herrscht lebensrettende Zuversicht – auf der anderen Seite eine sich meist anders anfühlende Gegenwart. Das Thema: seelische Gesundheit.

Zum nun bereits dritten Mal nehmen „Der Paritätische“ sowie „Papillon“ an der „Woche der Seelischen Gesundheit“ teil, die vom Aktionsbündnis Seelische Gesundheit veranstaltet wird. Eigentlich, denkt man, reicht eine Woche nicht aus, aber: Es geht um Aufmerksamkeit. „Wir laden am Mittwoch, 8. Oktober, zwischen 17 und 19 Uhr, zu einer Veranstaltung in die Hochschule Rhein-Waal ein“, sagt Carolyn Kempers von der Selbsthilfe-Kontaktstelle des Paritätischen. Stattfinden wird das Ganze zunächst im Hörsaal 1 mit einem Impulsvortrag zum Thema „Warum seelische Gesundheit für junge Menschen unverzichtbar ist. Anschließend können Interessierte sich an verschiedenen Ständen im Foyer informieren. Ach ja – das diesjährige Thema der Woche der Seelischen Gesundheit lautet: „Lass Zuversicht wachsen – Psychisch stark in die Zukunft“.

Das Sozialpsychiatrische Zentrum von Papillon informiert zum Thema „Gemeindepsychiatrische Hilfen“ ist ebenso vor Ort wie die Selbsthilfe-Kontaktstelle Kreis Kleve & Selbsthilfeaktive“. Der sozialpsychiatrische Dienst im Kreis Kleve informiert zum Thema „Psychotherapie – ein Überblick“. Es geht um „Kinder aus suchtbelasteten Familien“ (Diakonie im Kirchenkreis Kleve), um „Kinder psychisch kranker Eltern“ (Caritas Kleve), um „Trauma und Resilienz“, „Hilfe für Beruf und Ausbildung (Integrationsfachdienst Kreis Kleve), um „Aufwachsen und Leben mit Autismus“ uns „Studieren mit Behinderung/ chronischer Erkrankung“.

Es geht – das ist auch Bernard Majkowski von Papillon nicht darum, den Kopf in den Sand zu stecken. Das Gegenteil ist der Fall, „und genau deswegen finde ich das Thema ‚Lass Zuversicht wachsen‘ gut gewählt.“

Es geht darum, psychische Erkrankungen in die Mitte eines sozialen Kontextes zu holen und mögliche Lösungswege aufzuzeigen. Da ist sie also: Die Seite der Zuversicht und der Hilfe.

Ein Zahlen, die Handlungsbedarf verdeutlichen: 75 Prozent aller psychischen Erkrankungen von Erwachsenen beginnen vor dem 24. Lebensjahr. 50 Prozent der Schüler ab 14 Jahren, die psychisch erkrankt sind, brechen die Schule ab und 90 Prozent der jungen Menschen, die durch Suizid sterben, haben eine psychische Erkrankung.

Schnell wird deutlich, was hinter dem Zahlenwerk zum Vorschein kommt: Die Abwesenheit von Zukunft. Und schnell wird auch deutlich, dass sich Dinge nur dann ändern werden, wenn Ressourcen geschaffen werden. Psychische Erkrankungen sind nicht mit künstlicher Intelligenz zu behandeln. Es braucht (be)handelnde Menschen und also am Ende finanzielle Mittel.

Dass häufig acht bis zehn Jahre zwischen dem Auftreten der Symptome bis zur Behandlung vergehen, fühlt sich angesichts der Auswirkungen fast schon zynisch an. Trotzdem wollen die Veranstalter der Woche der Seelischen Gesundheit Positives in den Vordergrund stellen. Das zeigt nicht zuletzt das bereits erwähnte Motto „Lass Zuversicht wachsen“. Vielleicht hilft das Bewusstmachen der Zu- und Umstände psychischer Erkrankungen bei der Erkenntnis, dass das Wachstum der Zuversicht dringend einen fruchtbaren Nährboden braucht. Carolyn Kempers: „Es ist doch heute so, dass fast jeder von uns in seinem Verwandtschafts-, Freundschafts- und Bekanntenkreis Menschen mit einer psychischen Erkrankung kennt.“ Mann kann diese Aufzählung leicht auch um den Kollegenkreis bei der Arbeit erweitern, So ist es wichtig, ansprechbar und offen an ein solches Thema heranzugehen.

Bezogen auf Jugendliche stellt sich unter anderem die Frage, was beispielsweise Lehrkräfte tun können. Fünf Punkte wären zu nennen: 1. Schülern achtsam und wertschätzend zu begegnen. 2. Über Hilfen Bescheid zu wissen. 3. In guten Zeiten über schwierige Lebensfragen zu sprechen. 4. Sich als Kollegium zu informieren, auszutauschen und weiterzubilden. 5. Sich mit Unterstützern in der Kommune zu vernetzen. Was aber tun Lehrkräfte, denen es unmöglich ist, ihre Schüler zu erreichen. Auch Achtsamkeit und Wertschätzung sind keine Einbahnstraßen. Eine letzte Zahl: Einer von fünf Jugendlichen zwischen 13 und 18 Jahren entwickelt eine psychische Erkrankung. Vielleicht kann eine Woche der seelischen Gesundheit für ein Anwachsen der Aufmerksamkeit sorgen, aber nach der Aufmerksamkeit muss zwingend das Handeln erfolgen. „Lass Zuversicht wachsen“ – so viel muss klar sein – ist ein Appell, der Zukunft beinhaltet. Für die Veranstaltung am 8. Oktober ist keine Anmeldung erforderlich und der Eintritt ist frei.

Hoffen auf reges Interesse (v.l.): Bernard Majkowski (Papillon), Carolyn Kempers und Franziska Rütjes (der Paritätische) und Nicole Ritter (Papillon). NN-Foto: Rüdiger Dehnen