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Verabschiedeten sich gemeinsam mit den Bewohnern und dem Team von Susanne Reitze-Jehle (4.v.l.): Beate Anhuf-Mölders (Leitung Sozialer Dienst), die neue Leiterin Kathrin Gerendt, Küchenleiter Christoph Feldhans-Becker, Cornelia Schmall (Pflegedienstleitung) und Christian van Hal (Pflegedienstleitung, v.l.). NN-Foto: Thomas Langer
20. September 2024 · Thomas Langer · Xanten

Emotionale Verabschiedung von Susanne Reitze-Jehle

Evangelisches Altenzentrum „Haus am Stadtpark“ ehrt seine Leiterin

XANTEN. 17 Jahre lang hat Susanne Reitze-Jehle das Evangelische Altenzentrum Haus am Stadtpark geleitet. 17 Jahre, in denen sich die Mühlheimerin jeden Tag mit dem Zug nach Xanten aufgemacht hat. Für ihr beherztes Engagement haben ihr Team, die Bewohner, Angehörige und Pastorin Simone Drensler ihr zum Abschied am vergangenen Freitag auf besondere Weise gedankt: mit einer gemeinschaftlich gestalteten Andacht.

Am liebsten hätte sie sich ja nur von jedem persönlich verabschiedet, um dann ohne viel Aufsehen ihren Hut zu nehmen, erzählte die 64-Jährige später in ihrer Rede. Aber so funktioniert es im Haus am Stadtpark ganz offensichtlich nicht: Das Restaurant war schon ein ganzes Stück vor Beginn der Andacht bis auf den letzten Stuhl gefüllt. Alle waren sie gekommen: Kollegen, Bewohner, Angehörige, Vertreter des Trägers „Rheinische Gesellschaft für Diakonie“ und sogar des Gymnasiums. Man ahnt: Susanne Reitze-Jehle hat ganze Arbeit geleistet.

Emotionale Andacht

Ein Beweis dafür ist aber auch die Andacht, in der ihre offenkundig außergewöhnlichen Führungsqualitäten immer wieder nachhallten. Es wurde nicht nur gebetet und gesprochen, sondern auch gesungen – in den selbst getexteten Liedzeilen kamen Reitze-Jehles menschliche Qualitäten besonders eindrucksvoll zur Geltung. Auch Pastorin Simone Drensler fand klare Worte für die ehemalige Leiterin: „Ich habe selten erlebt, wie wertschätzend, freundlich und liebevoll von einem Chef gesprochen worden ist.“ Bei der Vorbereitung des Vormittags habe sie von vielen Seiten Dankbarkeit wahrgenommen: „Für das, was Sie hier getan haben, wie kollegial Sie waren, wie ruhig Sie geleitet haben.“ Reitze-Jehles Ironie sei vielleicht leise gewesen, „sie konnte aber auch durchschlagend sein. Und Sie hatten eine Autorität, die nicht mit Druck ausgeübt, sondern mit Wertschätzung und Liebe gelebt wurde“, erklärte Drensler. Vor allem habe sie eines: die Menschen gesehen. „Das vermissen wir manchmal sehr in unserer Gesellschaft.“

Man kann es auch anders ausdrücken: Susanne Reitze-Jehle hinterlässt einen „Schatz“, wie Simone Drensler Mitarbeiter und Bewohner zitierte. Und dafür gaben jene der Ruheständlerin zum Abschied nicht nur herzliche Worte zurück: Pflegedienstleitung Cornelia Schmall überreichte ihrer ehemaligen Chefin zunächst eine kleine Schatzkiste, die im Anschluss von allen Seiten her mit Blick auf ihr persönliches Erbe gefüllt wurde – mit Symbolen für ihre besondere Rolle im Haus, mit Reminiszenzen an besondere Erinnerungen und persönliche Eigenheiten oder einfach nur mit ein bisschen Starthilfe für die neu gewonnene Freiheit des Ruhestands. Am Ende quoll die Schatulle fast über: mit einem kleinen Steuerrad, einem Miniatur-Rettungsring und einem winziger Anker, mit einem roten Kugelschreiber, einem Erinnerungsbuch und einem Dankesbrief, aber auch mit neuer Urlaubslektüre und einigem mehr.

Für alle Beteiligten war es eine emotionale dreiviertel Stunde – und auch Susanne Reitze-Jehle wird vieles vermissen, wie sie in ihrer Rede zugab: Von den „Gestalten“, die täglich mit ihr am Bahnhof auf den Zug nach Xanten warteten, über die Fahrt durch den „wunderschönen ländlichen Niederrhein“ bis hin zum Ankommen durch den Lieferanteneingang und dem ersten frühmorgendlichen Gespräch. Das Haus am Stadtpark sei für sie mehr als nur ein Arbeitsplatz. „Es gibt so viele Geschichten hier. Wir haben so viel miteinander erlebt und wir haben auch vieles miteinander erlitten.“

Eine prägende Rolle

Eine wichtige Rolle hat sie nicht nur im Alltag der rund 100 Bewohner und 130 Mitarbeiter gespielt, deren Wünsche und Bedürfnisse sie in einem Balanceakt zusammen mit der Wirtschaftlichkeit der Einrichtung immer erfolgreich im Blick behalten habe, wie es das Lob seitens des Trägers ausdrückte. Auch die „Mammutaufgabe“ der Sanierung und des Umbaus hin zu einer modernen Einrichtung mit betreutem Wohnen und einer Tagespflege habe sie mit „Bravour und Ruhe begleitet“ – und den Weg noch durch andere Ideen entscheidend mitgeprägt.

So schwer ihr Arbeitsfeld heute auch aussehen mag, so schlecht der Ruf der Altenpflege bei vielen ist: Diesen Weg würde die gelernte Altenpflegerin und ehemalige Pastorin jederzeit wieder einschlagen, verrät Reitze-Jehle. „Es ist ein tolles Arbeitsfeld. Man hat mit unglaublich vielen Menschen Kontakt.“ Und man sorge sich nicht nur gemeinschaftlich um andere, „man bekommt auch selbst so viel zurück.“ Da ist es kein Wunder, dass ihr der Eintritt in den Ruhestand nicht ganz leicht fällt. „Aber es ist richtig so“, sagt sie mit fester Stimme, „es ist Zeit für die nächste Generation.“

Bei dieser weiß sie das Haus am Stadtpark übrigens in guten Händen: Bereits am 1. September hat Kathrin Gerendt die Aufgaben der Leitung übernommen – als gelernte Altenpflegerin ebenfalls eine Frau der Tat. Schon damals bei ihrer Bewerbung habe die Wirkung des Hauses sie schnell überzeugt, erklärt Gerendt. „Es ist ein Ort, wo ich mich wohlfühlen und mich verwirklichen kann.“

Das dürfte nun auch für Susanne Reitze-Jehle gelten. Feste Pläne für ihren Ruhestand hat sie allerdings noch nicht. „Ich muss erst einmal den Kopf freibekommen von allem, was einen so bewegt“, verrät sie. Eine Sache fällt ihr dann allerdings doch noch ein: endlich wieder mehr Zeit für Familie und Freunde aufbringen.

Für ihre Familie und Freunde in Xanten nahm sie sich davon aber schon an ihrem letzten Arbeitstag besonders viel: Ihren Wunsch, sich von jedem persönlich zu verabschieden, machte sie nach der Andacht bei einer kleinen Abschiedsfeier wahr.

Souverän gegenüber allen Anwesenden auf den Punkt gebracht hatte sie ihre Gedanken allerdings schon zuvor: „Es war ein Glück für mich und es war mir eine Ehre.“

Susanne Reítze-Jehle (r.) bekam auch den Segen von Pfarrerin Simone Drensler. NN-Foto: Theo Leie

Susanne Reítze-Jehle (r.) bekam auch den Segen von Pfarrerin Simone Drensler. NN-Foto: Theo Leie Foto: Theo Leie NiederheinNachrichten

Verabschiedeten sich gemeinsam mit den Bewohnern und dem Team von Susanne Reitze-Jehle (4.v.l.): Beate Anhuf-Mölders (Leitung Sozialer Dienst), die neue Leiterin Kathrin Gerendt, Küchenleiter Christoph Feldhans-Becker, Cornelia Schmall (Pflegedienstleitung) und Christian van Hal (Pflegedienstleitung, v.l.). NN-Foto: Thomas Langer

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