Eine Reise entlang des alten Niederrheins
Hermann Rheindorf zeigt im Film „Das alte Rheinland in Farbe“ erstmalig kolorierte Aufnahmen von 1896 bis 1937 / Orsoy, Rheinberg, Xanten Kleve und Emmerich sind dabei
NIEDERRHEIN. Der Rhein fasziniert einfach. Er trennt Ortschaften, ist einer der bedeutendsten Wasserstraßen Europas und diente über viele Jahrzehnte auch als wichtige Nahrungsquelle für die am Rhein lebenden Menschen. All das zeigt Hermann Rheindorf auch in seinen Filmen „Das alte Rheinland in Farbe“, dessen zweiter Teil sich nun mit dem Niederrhein befasst.
„Etwas flapsig sagen viele oft: Was gibt es am Niederrhein schon zu sehen? Dabei ist er viel vielfältiger als der Mittelrhein mit seinen Weinbergen, Burgen und Bergen. Der Niederrhein zeigt ganz unterschiedliche Orte und das macht ihn spektakulär“, sagt Rheindorf, der sich bei seinen jahrelangen Recherchen schon etwas in den Niederrhein verliebt hat, wie er selbst sagt. In Teil zwei von „Das alte Rheinland in Farbe – der Niederrhein“ präsentiert der Kölner Filmemacher und Journalist seinen Zuschauern die Geschichte des Niederrheins von 1896 bis 1937. Das Besondere an dieser ebenso packenden wie fantastischen Filmreise sind die nachträglich von einem Experten-Team kolorierten Filmaufnahmen, die es so in Farbe zuvor noch nie aus dieser Zeit zu sehen gab.
Im November 2023 veröffentlichte Rheindorf den ersten Teil von „Das alte Rheinland in Farbe“. Dazu hatte er bereits Filmraritäten aus aller Welt zusammengetragen, die den Rhein und seine Ortschaften zwischen Köln, Bonn, Koblenz, Wiesbaden und Mainz in kolorierten Originalaufnahmen zwischen 1896 und den 1930er Jahren zeigen. Diesen Film präsentierte Rheindorf auch in einigen Kinosälen. „Dort wurde ich angesprochen, ob ich nicht auch den Niederrhein zur damaligen Zeit zeigen könnte“, berichtet Rheindorf. So entstand die Idee zum zweiten Teil, der zwar am bergigen Drachenfels in Königswinter beginnt („dort ist das Mittelrheintal zu Ende und der Niederrhein beginnt“), aber über Bonn, Köln, Zons, Monheim, Neuss, Düsseldorf, Krefeld, Orsoy, Rheinberg, Wesel, Xanten, Rees, Kleve und Emmerich bis ins niederländische Nimwegen immer weiter an den Niederrhein führt.
Die originalen Filmaufnahmen hat Rheindorf über zwei Jahrzehnte hinweg gesammelt. „Vor 20 Jahren habe ich angefangen zu recherchieren“, erzählt Rheindorf, der in sämtlichen Archiven nach immer mehr Filmmaterial suchte. „Das sind alles schwarz-weiß Aufnahmen, die wir schließlich digital restauriert und eingefärbt haben und die sich schließlich wie ein Puzzlespiel aus kurzen Szenen zu einem Film zusammenfügen“, sagt Rheindorf. Insgesamt bediene sich die Dokumentation aus 60 unterschiedlichen Quellen.
Die Produktion des 100 Minuten langen Films über den alten Niederrhein war allerdings sehr aufwendig. Ein Jahr arbeiteten Rheindorf und sein Koloristen-Team an dem Projekt. Sie versuchten die einzelnen Filmsequenzen so realgetrau wie nur möglich darzustellen – eine Mammut-Aufgabe. Schließlich wurden mehr als 1.000 einzelne Szenen für den Film restauriert, koloriert und zu einer durchgängigen Rheinreise zusammengestellt. „Damit die Farben so gut wie möglich passen, haben wir etwa recherchiert, welche Farben Wappen und Fahnen beispielsweise hatten – oder ein Bus der NIAG, der auf einer Xantener Aufnahme zu sehen ist“, erklärt Rheindorf. Gemeinsam mit den Niederrheinischen Verkehrsbetrieben (NIAG), die ihm auf Anfrage behilflich waren, entschied sich der Filmemacher dazu, den Bus in einem Ockergelb darzustellen.
Beeindruckt hat Rheindorf während der Arbeit am Film unter anderem das alte Fischerdorf Lüttingen, das heute zu Xanten gehört. „Auf alten Aufnahmen konnten wir sehen, wie die ,zwölf Apostel‘, also die Fischer von Lüttingen, beim Fischen am Rhein waren“, berichtet Rheindorf. Für Lüttingen sei die Fischerei immerhin über Jahrhunderte hinweg die Lebensgrundlage gewesen. Dass auch im Film darstellen zu können, sei schon etwas Besonderes.
Aber auch Orsoy, Rees, Wesel und das alte Kleve mit der Schwanenburg faszinierten Rheindorf. „Es ist einfach wunderbares Material, das die Städte zeigt, wie sie vor dem zweiten Weltkrieg waren. Es zeigt die Geschichte des Rheins von Ort zu Ort bis Nimwegen“, sagt der Kölner. Dass dieser Film die deutsch-niederländische Grenze überschreite, sei ihm ebenfalls wichtig gewesen. Schließlich gehöre zum unteren Niederrhein die Niederlande einfach dazu.
„Das alte Rheinland in Farbe – der Niederrhein“ ist insgesamt sogar das vierte abendfüllende Projekt mit kolorierten Filmaufnahmen, das Hermann Rheindorf gemeinsam mit dem erfahrenen Koloristenteam Georg von Kreisler, Rike Schmidt und Peter Dohr hergestellt hat. Als besonderes Extra lässt eine Lippenleserin sogar mithören, was die Menschen damals flüchtig in die Kamera quatschten, darunter auch Konrad Adenauer und der Rheinlandbarde Willi Ostermann. Als Sprecher konnte darüber hinaus Christian Brückner – die deutsche Synchronstimme von Robert De Niro – gewonnen werden. „Man kann also quasi sagen: Robert De Niro erzählt die rheinische Geschichte“, sagt Rheindorf mit einem Schmunzeln.
Der Film „Das alte Rheinland in Farbe 2 – Der Niederrhein“ von Autor Hermann Rheindorf ist auf DVD im kölnprogramm-Verlag erschienen und im Buch und DVD-Handel oder online unter www.rheindvd.de erhältlich. Zudem kann er auch gestreamt werden. Hermann möchte ihn außerdem noch in mehreren Kinos und Gemeindesälen oder Rathäusern zeigen. Seine Premiere feierte der Film bereits am 15. Dezember in der Volksbühne am Rudolfplatz in Köln.
Sabrina Peters
Der Rheinberger Markt, wie er einmal aussah. Foto: Hermann Rheindorf
Ein Blick auf die Klever Schwanenburg im Jahr 1925. Foto: Hermann Rheindorf
So wird die Stadt Emmerich im Film dargestellt. Foto: Hermann Rheindorf
Diese NIAG-Busse fahren im Film durch Xanten. Foto: Hermann Rheindorf