Eine Reise durch die progressive Kunst der 60er
Neue Ausstellung zu Joseph Beuys und Fluxus im Schloss Moyland startet am 23. November
BEDBURG-HAU. Das Museum Schloss Moyland hat seine neuste Ausstellung vorgestellt: Joseph Beuys & Fluxus – „Das ist ja überhaupt alles sehr beweglich“. Am Sonntag, 23. November ab 14 Uhr, erleben die Besucher in fünf Räumen die Geschichte der künstlerischen Bewegung Fluxus; vom anfänglichen Chaos hin zu neuen kreativen Ideen und schließlich einem Raum für Frieden und Ruhe.
Im Zentrum der Ausstellung stehen wieder Bilder von Joseph Beuys, diesmal allerdings in einem kollaborativen Kontext. Beuys‘ Zusammenarbeit mit Künstlern wie Nam June Paik oder Robert Filliou werden ebenso gezeigt wie Beuys‘ eigene Entwicklung von einem Bildhauer und Zeichner zum Aktionskünstler. Kuratorin Dr. Susanne Rennert betont eingehend: „Beuys wurde zu Beuys erst durch Fluxus. Die Fluxus-Bewegung gab ihm den Mut, seiner Kunst, erstmals einen öffentlichen und politischen Raum zu geben.“ Aber was genau ist Fluxus eigentlich?
Die Fluxus-Bewegung vereinte Kunstformen wie Bild, Musik, Poesie, Sprache oder Aktion, mit progressiven Werten und dem loslösen von gesellschaftlichen Normen und Erwartungshaltungen: eine „ästethische Zwangsjacke“, wie Beuys selbst einmal verlauten ließ. Er definierte Fluxus für sich so: „Das ist ein Kunstbegriff, der nicht mehr an der Wand hängt, sondern sich im Raum abspielt, der seinen Niederschlag in Gesprächen oder Handlungen findet und nicht mehr ans Museum gebunden ist.“ Die gezeigten Bilder von Beuys‘ kommen zum Großteil wieder aus dem museumseigenen Joseph Beuys Archiv, „viele von ihnen werden jetzt zum ersten Mal ausgestellt“, erklärt Rennert weiter.
Von der Treppe im ersten Obergeschoss angekommen, geht es rechts zu den neuen Ausstellungsräumen. Raum eins befasst sich dabei mit den formativen Jahren des Fluxus im Rheinland. Insbesondere das „Festum Fluxorum Fluxus“, welches im Februar 1963 an der Kunstakademie Düsseldorf stattfand, sorgte für Aufruhr in einer damals noch konservativen Gesellschaft. 54 Schwarz-Weiß-Fotografien von Manfred Leve berichten von dem Ereignis und verschiedenen künstlerischen Darstellungen. „Schaut man sich das Publikum aus jungen Studenten an, erkennt man einige Künstler wieder, die später für ihre Arbeiten bekannt geworden sind, darunter zum Beispiel Gerhard Richter“, sagt Susanne Rennert. Die jungen Künstler hätten sich beim Festum Fluxorum von der neuen, freien Kunstbewegung animieren lassen ihren eigenen Weg zu gehen. Mit Erfolg. Auch Joseph Beuys, der immer wieder auf den Bildern auftaucht, „schält sich im Verlauf der Bilderstrecke heraus“, wie Rennert weiter erklärt.
Raum zwei bis vier beschäftigen sich darauf aufbauend mit Joseph Beuys‘ künstlerischem Konzept: Begreifen, Aneignen, Kooperieren, Transformieren. Die Bewegung begriffen hatte er schnell, nun entdecken die Besucher in der Ausstellung seine ersten Experimente mit Fluxus; wie etwa die „Stallausstellung“ 1963, von der es einige Artefakte zu sehen gibt. Es folgen Kooperationen und Dialoge mit Beuys‘ Künstlerfreunden Nam June Paik oder Henning Christiansen, genauso wie eine Hommage von Paik und Beuys an die Künstlerin Alison Knowles. Bei einem Video von Beuys‘ und Christiansens Konzert im Städtischen Museum Mönchengladbach, sind die Besucher eingeladen, „zu verweilen, sich Zeit zu nehmen“, kommentiert Susanne Rennert. Hier bekam Beuys zu spüren, wie sehr seine neue Fluxus-Kunst auch polarisieren konnte.
Raum fünf widmet sich den späten 60er-Jahren. Insbesondere die Studentenbewegungen sind hier Thema, damit verbunden Beuys Einfluss auf jüngere Kunstschaffende. Einblicke gibt es in die Korrespondenz zwischen Beuys und führenden Persönlichkeiten der anti-autoritären Fluxus-Bewegung in Düsseldorf. Vorangetrieben wurde diese insbesondere von Robert Filliou, Daniel Spoerri und Dieter Rot.
Entstanden ist die Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Kunstakademie Düsseldorf. Sockel, Hocker, Vitrinen und Co. wurden von Dagmar von der Ahe, Frieda Hünsch und Luisa Mowitz aus der Klasse Baukunst entwickelt. Des Weiteren arbeitet Susanne Rennert mit Ole Dreihaupt und Lucien Liebecke aus der Klasse Film und Video an einer Performance, die nun ebenfalls in Raum fünf zu sehen ist. Nach Inspiration von Robert Fillious „Ample Food For Stupid Thought“, zeigen die drei in einem Video ihre „Offenen Fragen“ an das Museumspublikum. Ab 13 Uhr am Eröffnungstag wird es dazu auch noch eine Live-Performance geben.
Die Ausstellung kann bis zum 15. Februar 2026 besucht werden. Weitere Informationen gibt es online unter www.moyland.de oder bei Besuch der Ausstellung in der exklusiven kostenlosen Besuchermappe.
Kuratorin Susanne Rennert beschäftigt sich schon seit mehr als 30 Jahren mit dem Fluxus und Joseph Beuys‘ Entwicklung.
54 Fotos zeigen den Beginn des Fluxus im Rheinland. NN-Fotos: Rüdiger Dehnen