
Eine neues Zuhause für Skater
Der Verein „Lass rollen“ verlässt den Kevelaerer SV und macht sich als „Skate Aid Kevelaer“ selbstständig
Eigentlich ist sogar das Gegenteil der Fall: Beide sind dem Kevelaerer SV dankbar, die Möglichkeit bekommen zu haben, wachsen zu können – und genau das gelang ziemlich erfolgreich: „Wir hatten bis zu 120 Mitglieder und waren damit eine der größten Abteilungen des SV“, erzählt Thomas Meyer. „Und das obwohl Skateboarding kein klassischer Vereinssport ist.“ Auch als die Entscheidung zur Selbstständigkeit spruchreif wurde, konnten die Skater auf ihren Noch-Dachverband zählen.
Aber warum sich dann überhaupt verselbstständigen? Aus logischer Konsequenz: „Anders als zum Beispiel beim Fußball sind Skateboarder Individualisten“, erläutert Thomas Meyer. Einige Gepflogenheiten im Verein, zum Beispiel an den Kirmesumzügen teilzunehmen, passten da nur bedingt zum Selbstverständnis. Aber auch bezogen auf den Sport an sich lerne jeder Skater viel für sich selbst.
„Mit dem neuen Verein sind wir außerdem viel näher an der Skateboard-Szene“, merkt Max Lehnen an. Wie der Name bereits andeutet, handelt es sich beim neu gegründeten Verein nämlich um den Kevelaerer Ableger der gleichnamigen gemeinnützigen Organisation aus Münster, gegründet vom bekannten Skater und Unternehmer Titus Dittmann.
Zu ihm haben Thomas Meyer und Max Lehnen schon seit 2022 einen guten Draht, als sie den Erlös der ersten Autoaktion – in Zusammenarbeit mit Mike Püllen von Starlack – in Höhe von 5.000 Euro an Skate Aid spendeten. Im Zuge dessen konnten sie die Skateboarder-Legende Dittmann sogar schon mehrmals persönlich in der Wallfahrtsstadt begrüßen – einmal im Zuge des K-Vibez-Festivals.
Ein neues Glied im bekannten Social Franchise zu sein bedeutet einerseits, dass die Kevelaerer in Zukunft neben ihren eigenen Projekten auch Aktionen der Mutterorganisation durch einen Teil ihrer generierten Spenden unterstützen – zum Beispiel den Bau eines Skateparks in Sri Lanka. Andererseits sind sie im Gegenzug Nutznießer des Netzwerks. In Zukunft könnte das einige besondere Angebote für die Mitglieder ermöglichen, zum Beispiel Workshops zusammen mit anderen Skate-Aid-Ablegern oder ein Sommercamp.
Eine gewisse Reichweite bringen „Lass rollen“ und „Skate Aid Kevelaer“ jedoch bereits von sich aus mit: Ihre Mitglieder kommen nämlich längst nicht nur aus Kevelaer, auch Skater aus der weiteren Umgebung sind regelmäßig zu Gast an der Kroatenstraße. Das liegt nicht nur an den regelmäßigen Trainingsgelegenheiten, sondern auch am Skatepark selbst – der noch in diesem Jahr ein Facelift bekommen soll – und der mit ihm einhergehenden Akzeptanz und der Integration ins Stadtbild, was einen engen Kontakt zur Stadt einschließt. Diese Mischung aus Infrastruktur und Angeboten für Skater gebe es längst nicht in allen Kommunen, wissen Lehnen und Meyer. Umso größer ist heute der Zusammenhalt innerhalb der Szene: „Egal wo man ist, man wird herzlich aufgenommen“, sagt Lehnen.
Eine helfende Hand
An der alltäglichen Arbeit des Vereins soll die Neugründung nicht rütteln. „Wir machen erst einmal weiter wie bisher“, verrät Thomas Meyer. Dabei haben er, Lehnen und die anderen Übungsleiter immer ein Hauptziel vor Augen: die Förderung der Kinder. Meyer, Lehnen und ihre Kollegen wollen dem Nachwuchs jene helfende Hand anbieten, die sie früher selbst nicht oder kaum hatten. Das ermögliche nicht nur schnellere Lernerfolge. „Wir wollen den Kindern Selbstvertrauen und die Möglichkeit geben, sich geistig und körperlich zu entfalten“, sagt Max Lehnen. Wie nachhaltig Skaten prägen kann, haben sie oft genug erlebt: „Wir hatten schon viele graue Mäuse, die sich dadurch richtig entfaltet haben, sogar in der Schule“, sagt Meyer.
Und auch wenn das Skaten in den Augen vieler eher etwas für Abenteuerlustige ist, können Meyer und Lehnen allen Kindern nur ans Herz legen, es einfach mal auszuprobieren. „Jeder bekommt bei uns individuelle Hilfe. Beim einen dauert es länger, bis man selbstsicher auf dem Skateboard steht, beim anderen geht es schneller.“ Zu fallen gehöre ebenfalls fest zum Prozess.
Und bei aller Individualität: „Auch die soziale Komponente spielt eine Rolle. Beim Skaten entstehen natürlich Freundschaften!“ Wie sehr Skaten verbindet, zeigt sich schon am Alter der Übungsleiter: Von 21 bis 53 Jahren ist alles dabei. Was ihre Schützlinge angeht, hat der Jüngste bereits mit fünf Jahren den Weg zu ihnen gefunden. Noch heute, drei Jahre später, sei er mit Begeisterung dabei. „Er hat sogar mit Knieschonern geschlafen und war richtig stolz auf seine blauen Flecken“, erinnert sich Meyer mit einem Lachen.
Wer Fragen zum Training oder Verein hat, kann sich per Mail an thomas@kvibez.de und max@kvibez.de wenden. Oder einfach unverbindlich beim Training im Skatepark vorbeischauen: „Wir trainieren bei gutem Wetter immer samstags von 10 bis 12 Uhr. Dabei ist jeder herzlich willkommen“, sagt Thomas Meyer. Wer sich für eine Mitgliedschaft entschließt: Unter 18 Jahren kostet sie 8,50 Euro pro Monat, Erwachsene zahlen zehn Euro.
Ausblick aufs Festival
Eine besondere Gelegenheit, unverbindlich den Skater-Lifestyle (und einiges mehr) kennenzulernen, bietet auch 2025 wieder das K-Vibez-Festival, das Skate Aid Kevelaer am Samstag, 23. August, veranstaltet. Hier wird es dann wieder die ein oder andere Neuheit geben. Eine davon verraten die Veranstalter schon jetzt: Erstmals werden die Cursed Kings nach Kevelaer kommen, um ihre Lowrider-Bikes zu präsentieren. Damit verbunden sein wird eines der Highlights: Sie und die Skater werden abends, ähnlich der Motorrad-Wallfahrt, gemeinsam zu einer Ausfahrt starten.T. Langer
Skater Sascha Changezi in Aktion. Foto: Gerhard Seybert
Wer Lust hat, bei „Skate Aid Kevelaer“ mitzurollen oder unverbindlich ins Training schnuppern möchte, ist herzlich eingeladen, samstags im Skatepark an der Kroatenstraße vorbeizuschauen. NN-Fotos: Gerhard Seybert