Die „neue junge Ärztin“ für Haldern: Marie-Theres Hallepape mit Bürgermeister Sebastian Hense (r.) und Wirtschaftsförderer Heinz Streuff.NN-Foto: MB
7. Mai 2024 · Rees

Eine Hausärztin für Haldern

Marie-Theres Hallepape übernimmt die Praxis von Stefan Vollrath – Eröffnung am 1. Dezember

HALDERN. Als die Nachricht langsam die Runde macht, sorgt sie für einige Aufregung im Dorf: Hausarzt Stefan Vollrath geht demnächst in den Ruhestand; seit 1992 hat er seine Praxis an der Lindenstraße 7. „Die Angst vor dem Wegfall einer Hausarztpraxis ging schon um“, weiß auch Sebastian Hense. Doch inzwischen kann der Reeser Bürgermeister die Menschen in Haldern beruhigen: Eine Nachfolgerin ist gefunden. Nachdem Vollrath sich Ende September in den Ruhestand verabschiedet, übernimmt Marie-Theres Hallepape zum 1. Oktober die Praxis, die sie nach einer umfassenden Modernisierung zum 1. Dezember wiedereröffnet. „Wir freuen uns sehr, eine neue junge Ärztin gefunden zu haben“, sagt Hense.

Zurück in der Heimat

Die 37-Jährige ist in Rees aufgewachsen, hat ihre Heimat für das Studium in Essen verlassen. Nach dem Studium folgten der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie in 2019 sowie im vergangenen Jahr der Facharzt für Allgemeinmedizin. In dieser Zeit arbeitete sie bereits als Hausärztin, „und ich habe festgestellt, wie schön es ist, die ganze Familie zu begleiten“, erzählt sie. Zudem reifte in ihr die Erkenntnis, eine eigene Praxis eröffnen oder übernehmen zu wollen. Die große Skepsis vieler Kollegen gegenüber der Arbeit als Hausarzt, noch dazu auf dem Land, kann sie nicht teilen. Im Gegenteil: „Für mich ist es die schönste Fachrichtung“, sagt Hallepape. „Man behandelt nicht nur eine Krankheit, sondern lernt wirklich den Menschen kennen und bekommt auch viel zurück.“ Es sei eine abwechslungsreiche Arbeit, „jeder Tag ist spannend“. Da sie inzwischen in Haldern wohnt, bezeichnet sie die Möglichkeit der Praxisübernahme von Stefan Vollrath als „eine schöne Lösung“.

Da sie zwei Facharzt-Ausbildungen besitzt, kann sie neben der hausärztlichen Versorgung einen „erweiterten Blick auf die Patienten“ werfen: „Jede Erkrankung hat auch eine psychische Komponente“, weiß Marie-Theres Hallepape. Zudem kämen mehr als 20 Prozent der Patienten mit psychischen Beschwerden in eine hausärztliche Praxis.

Um ihre Patienten bestmöglich allgemeinmedizinisch versorgen zu können, stehen in der Praxis umfangreiche Arbeiten zur Modernisierung an. „Die Praxis wird am Ende ganz anders aussehen“, verspricht Hallepape. Eine neue Aufteilung der Räume soll für mehr Privatsphäre sorgen. Die Geräte zur Diagnostik werden gegen neue Technik ausgetauscht, ein Ultraschallgerät erweitert das Equipment. Hinzu kommt die Digitalisierung: „Wir wollen die Praxis digital auf den neuesten Stand bringen, mit einer Patienten-App für Befunde, einer Video-Sprechstunde und einem App-Kanal für den Kontakt und Austausch auf kurzem Wege“, sagt Fiete Hallepape; der Ehemann von Marie-Theres Hallepape kümmert sich um die betriebswirtschaftlichen Dinge und betont: „Wir streben die papierlose Praxis an.“

Die erforderliche Modernisierung kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Seit 2018 unterstützt die Stadt Rees daher nicht nur Übernahmen, sondern auch Neueröffnungen von Haus- und Facharztpraxen im Stadtgebiet. Im Fall von Marie-Theres Hallepape umfasst der Investitionszuschuss der Stadt die Höchstsumme von 50.000 Euro. „Uns ist es ein Anliegen, dass die hausärztliche Versorgung in Rees gewährleistet ist“, betont Bürgermeister Hense. „Deshalb ist das sehr gut angelegtes Geld.“ Zumal es längst keine Selbstverständlichkeit sei, eine Nachfolgeregelung zu finden: „Mir fallen allein in Wesel fünf Arztpraxen ein, bei denen die Mediziner bald in den Ruhestand gehen und noch nicht klar ist, wie es dort weitergeht.“

Um dies in Rees zu verhindern, werde man die finanzielle Unterstützung beibehalten, auch bei Fachärzten. In der Vergangenheit habe man bereits einige Praxisübernahmen im Stadtgebiet bezuschusst. „Aktuell sind wir dabei, den Umzug des Kinderarztes Dr. Arndt Verfürth und die Eröffnung der Kieferorthopädie-Praxis von Dr. Annika Linzmaier gegenüber der Grundschule zu fördern und umzusetzen“, ergänzt Wirtschaftsförderer Heinz Streuff.

Im Fall der Praxis von Marie-Theres Hallepape werden die Arbeiten sechs bis acht Wochen dauern. Für die Zeit bis zur Wiedereröffnung am 1. Dezember „arbeiten wir an einer Vertretungslösung, sodass die Versorgung der Patienten aufrechterhalten bleibt“, betont die Ärztin.

Michael Bühs

Die „neue junge Ärztin“ für Haldern: Marie-Theres Hallepape mit Bürgermeister Sebastian Hense (r.) und Wirtschaftsförderer Heinz Streuff.NN-Foto: MB