Gaben die Zahlen der Kriminalitätsstatistik der Kreispolizeibehörde Kleve für das Jahr 2024 bekannt: (v.l.) Tim Probst (Leiter der Direktion Gefahrenabwehr), Landrat Christoph Gerwers, Thorsten Schröder (Leiter Direktion Kriminalität) und Corinna Saccaro (Pressestelle). NN-Foto: HF
14. März 2025 · Niederrhein

„Ein Zustand, der nicht hinnehmbar ist“

Die Kreispolizeibehörde Kleve gibt die Zahlen der Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2024 bekannt

KREIS KLEVE. Einmal jährlich lädt die Kreispolizeibehörde zum Zahlenballet: Bekanntgabe der Jahresstatistik in Sachen Kriminalität. Genau gesagt gibt es zwei „Statistiktermine“, denn in Kürze wird die Bekanntgabe der Verkehrsunfallstatistik folgen. Für beide Termine gilt: Das Land – sprich Innenminister Herbert Reul – hat den Vortritt.

Ist dann die Stunde des Kreises gekommen, hat der Landrat als Behördenleiter das erste Wort. Der begann dann auch mit einem großen Wort: Die Welt, so Christoph Gerwers, sei aus den Fugen, aber, „im Kreis Kleve leben wir trotz einer Zunahme der Gesamtstraftaten um 3,58 Prozent sicher“. Gerwers weiter: „Bei den Diebstahlsdelikten verzeichnen wir eine Zunahme von 9,37 Prozent und leider ist auch die Zahl der Gewalttaten um 11,3 Prozent angestiegen.“

Zeit für die „Häufigkeitszahl“. Dabei handelt es sich um eine Konstruktion, die Vergleichbarkeit unterschiedlicher Lebensräume im Land ermöglichen soll. Gerechnet wird dafür wie folgt: Man multipliziert die Anzahl der Straftaten mit dem Faktor 100.000 und teilt das Ergebnis durch die Anzahl der Einwohner des zu untersuchenden Gebiets. Im Kreis Kleve beträgt die Häufigkeitszahl für das Jahr 2024 7.705 und ist somit im Vergleich zum Jahr 2023 (7.269) gestiegen.

Der Löwenanteil der Straftaten im Kreis Kleve entfällt auf Diebstahlstaten (8.932 Taten entsprechen einem Anteil von 37 Prozent). Es folgen mit einem Anteil von zwölf Prozent Vermögens- und Fälschungsdelikte (2.840 Taten). Zu den Delikten, die früher undenkbar waren, gehören „Widerstand/ tätliche Angriffe auf Vollstreckungsbeamte und gleichstehene Personen“. 100 solcher Taten hat es im vergangenen Jahr gegeben. Thorsten Schröder, Direktionsleiter Kriminalität: „Das ist ein Zustand, der nicht hinnehmbar ist und den wir uns als Gesellschaft nicht leisten können.“ Klare Worte. Innenminister Reul hatte am Vortag, bezogen auf das Land, eine Zunahme von Gewalt- und Cyberkriminalität konstatiert. Im Kreis Kleve wurden 2024 8.932 Diebstahlsdelikte gezählt. 106 Mal wurde ein Kraftwagen entwendet, 1.666 Fahrraddiebstähle wurden gezählt.

Jedes Verbrechen – auch das gehört zu den gern gesagten Sätzen – sei eines zu viel. Richtig. Aber es gibt Verbrechen, die weit größere Zerstörungskraft ausüben als ein Fahrraddiebstahl. Die Rede ist von Taten, bei denen nicht Gegenstände verloren gehen, sondern Vertrauen. Mit einer Fallzahl von 507 (gleich zwei Prozent) liegen Sexualstraftaten an letzter Stelle. 1.026 Fälle von häuslicher Gewalt wurden 2024 bekannt. Das ist im Vergleich zum Jahr 2023 ein Plus von 106 Fällen, aber, so Thorsten Schröder: „Es ist natürlich überhaupt nicht gut, von steigenden Fallzahlen sprechen zu müssen, aber wir sehen auch: Es wird genauer hingeschaut und gegebenenfalls angezeigt.“ Das Zuhause solle ein Ort der Sicherheit sein. „Übrigens reden wir bei häuslicher Gewalt nicht nur von Gewalt unter Partnern – da wird auch Gewalt gegenüber Kindern und unter Kindern erfasst.“ 142 Taten von Kinderpornografie stehen zu Buche. Wer je vor Gericht einen Prozess beobachtet hat, weiß um die teils verheerendem Auswirkungen solcher Taten. Natürlich gibt es auch Traumata bei Menschen, in deren Häuser und Wohnungen eingebrochen wurde und die teils lange mit den seelischen Folgen zu kämpfen haben. Ein „Aber“ kann an dieser Stelle gedacht aber nicht ausgesprochen werden, denn die Folgen einer Tat für die jeweiligen Opfer sind schwer bis gar nicht zu vergleichen. Der Blick auf die Sexualdelikte mache ihn traurig, so Gerwers.

Handlungsbedarf sehen sowohl Schröder als auch Christoph Gerwers beim Thema „Tatmittel Messer“. Hier hat es im vergangenen Jahr 143 Taten gegeben (2023 waren es sechs mehr). Sowohl Gerwers als auch Schröder verwiesen auf die Aktion „Besser ohne Messer“. Die Zahl der ausländischen Täter, die im Zusammenhang mit solchen Taten stünden, sei „überproportional hoch“, was möglicherweise darauf zurückzuführen sei, dass in anderen Ländern mit dem „Tatmittel Messer“ anders umgegangen werde. Gerade auf diesem Gebiet spiele das Thema Prävention und Aufklärung eine wichtige Rolle. Gerwers: „Viele Menschen führen heutzutage – wie sie sagen zu ihrer eigenen Sicherheit – ein Messer mit und unterschätzen dabei oftmals die Gefahr. Schon mit einem kleinen Messer kann man verheerenden Schaden anrichten. Im Rahmen der landesweiten Kampagne ‚Besser ohne Messer‘ hat die Polizei im vergangenen Jahr zahlreiche Waffentrageverbote ausgesprochen.“

Zum Thema Sicherheitsgefühl wendet sich der Landrat direkt an die Bewohner des Kreises: „Um das Sicherheitsgefühl im Kreis Kleve zu stärken, ist auch Ihre Mithilfe gefragt. Leben Sie das Miteinander, gestalten Sie das Füreinander: Seien Sie zum Beispiel aufmerksame Nachbarn, schauen Sie hin und bringen sich ein, wenn Unrecht geschieht. Scheuen Sie sich im Ernstfall nicht davor, sich vertrauensvoll an die Polizei zu wenden.“

Wer an den Details der Statistik interessiert ist, findet die gesamte Veröffentlichung auf der Internetseite des Kreispolizeibehörde Kleve. Dort finden sich auch Informationen zu den einzelnen Städten und Gemeinden.

Gaben die Zahlen der Kriminalitätsstatistik der Kreispolizeibehörde Kleve für das Jahr 2024 bekannt: (v.l.) Tim Probst (Leiter der Direktion Gefahrenabwehr), Landrat Christoph Gerwers, Thorsten Schröder (Leiter Direktion Kriminalität) und Corinna Saccaro (Pressestelle). NN-Foto: HF