
Ein Zusammenspiel aus Kraft und Technik
3. Highland Games Wesel am 26. und 27. Juli / Anmeldungen für Teams noch möglich
Anders als bei den Highland Games anderer Kommunen haben die Veranstalter aus Wesel das Glück, nicht mit einem Teilnehmermangel kämpfen zu müssen: Elf Teams haben bislang für Samstag ihr Kommen angekündigt. Nachdem die Teilnehmer gegen 10.30 Uhr unter Begleitung dreier Dudelsackspieler vom großen Markt durch die Innenstadt zur Wettkampfwiese an de Tent 9 am Bürgerschützenhaus gezogen sind, beginnen die Wettkämpfe dort kurz nach der Begrüßung um 11 Uhr. Zwecks Chancengleichheit gibt es dann zwei Wettbewerbe: einen für die lokalen, einen für die geübten Teams von Auswärts. Für eine lebendige Moderation sorgt der ehemalige Weltmeister und Ex-Mister Universum Jürgen Stickelbrock.
Wer hier bestehen will, braucht allerdings mehr als nur Muskelkraft, sagt Alexander Wendling. „Es gehört auch Technik dazu.“ Er weiß, wovon er spricht: Als ehemaliger deutscher Meister tritt er mittlerweile für den 1. Weseler Highlander an – und ließ für die Organisation des Events seine Kontakte spielen. So sei es möglich gewesen, vor allem für den Sonntag ein „hochklassiges Teilnehmerfeld“ an Einzelkämpfern zu gewinnen, wie Sebastian Falke sagt.
Neben Kraft und Technik ist aber noch mehr gefragt: beim Hufeisenwerfen zum Beispiel Geschick. Beim Baumstamm-Slalom braucht es wiederum Taktik und Koordination, wenn der sechste im Team seine übrigen fünf Kollegen auf Zeit hin und zurück durch die Stangen manövrieren muss. „Hier gewinnen nicht die Stärksten, sondern die Cleversten“, gibt Falke zu bedenken.
Die übrigen Disziplinen sind nicht minder herausfordernd: Während das Steinstoßen dem Kugelstoßen ähnelt, geht es bei Weight for Distance um Weitwurf mit einem 12,7 Kilogramm schweren Eisen für die Herren – die Damen verwenden etwas weniger. Weight over the bar verlagert den 12,7 Kilo-Wurf in die Höhe und auch der Strohsack Hochwurf erklärt sich von selbst: Je höher der Wurf über die vierstufigen Gestelle, desto mehr Punkte.
Bei Tossing the Caber wird der Baumstamm so geworfen, dass er sich überschlägt. Der Stone of Manhood – 80 Kilo für Männer, 60 für Frauen – will gehoben und auf einem Baumstumpf platziert werden. Über verschiedene Runden geht es beim Baumstamm ziehen. „Jede Runde, die ein Team in einer Minute schafft, ergibt die Punkte“, sagt Wendling. Neu in diesem Jahr ist das Fassrollen: 200 Kilogramm wiegt das mit Sand gefüllte Holzgefäß, das dreimal zu zweit um einen alten Treckerreifen gerollt werden muss.
Beim Finale gegen 16.30 Uhr wird es dann persönlich: Wenn das Tauziehen beginnt, treten die Teams statt wie zuvor im Wechsel das einzige Mal direkt gegeneinander an. Dann fallen auch die Barrieren und die Besucher dürfen näher ran, um die Sportler anzufeuern. Falke und Wendling wissen zwar, dass die Teilnehmer alle gewinnen möchten, doch eigentlich herrschten in der Szene sehr familiäre Strukturen: Falle in einem Team jemand aus, springe ein anderer aus einem gegnerischen Team für gewöhnlich schnell ein.
Eine Pause ist für 13.30 Uhr geplant. Dann wird Ralf Rademacher aka „The Voice“ für Musik sorgen, während die Zuschauer sich selbst überzeugen können, wie schwer die Gewichte tatsächlich sind. Die Siegerehrung ist für circa 17.15 Uhr angesetzt. Dann werden jeweils die Pokale für die auswärtigen und lokalen Teams vergeben. Einen Sonderpokal gibt es für das beste Kostüm: „Nur der Kilt ist hierbei Pflicht“, sagt Sebastian Falke. 2024 heimsten die Feuerwehrleute diesen Pokal ein, die mit ihren Helmen auf dem Kopf angetreten sind. „Andere hatten zum Beispiel einen Eselsschwanz am Kilt“, erinnert sich Falke mit einem Grinsen.
Highland-Luft lässt sich darüber hinaus auch im Rahmenprogramm schnuppern. Für die Besucher zwischen sechs und zwölf Jahren gibt es kindgerechte Highland Games und eine Hüpfburg, die Erwachsenen dürfen sich auf eine Händlermeile mit verschiedenen Angeboten freuen: von originalem schottischem Whiskey über Stände mit Hunde- und Pferdebedarf bis hin zum Highland-Games-Merchandise. Neben der Verpflegung durch das Team Jasinski des Bürgerschützenhauses können sich Probierfreudige auch an waschechtem Haggis versuchen. Abends ab 19 Uhr findet im Schützenhaus eine Sommerparty mit 70er, 80er und 90er Hits statt – auch hier ist der Eintritt für alle frei.
Einzel-Profis am Sonntag
Am Sonntag, 27. Juli, sind ab circa 10.30 Uhr die Einzelwettkämpfer beim Open Heavy Wettbewerb an der Reihe. Das heißt: Es gibt keine Unterteilung in Kategorien, alle treten mit demselben Gewicht an. Die teils auch aus den Niederlanden stammenden Teilnehmer – zwölf Frauen und zwölf Männer – sind erfahrene und mitunter ausgezeichnete Sportler. Mit dabei sind zum Beispiel eine Vize-Weltmeisterin und ein deutscher Meister der Ü40. „Das wird groß“, verspricht Alexander Wendling.
Die Zahl der Disziplinen fällt hier allerdings etwas kleiner aus. Mit dabei sind Steinstoßen, Weight over the bar, Weight for Distance, Tossing the Caber – und Scottish Hammer: eine 7,2 Kilo schwere Eisenkugel auf einem Rattan-Stiel, der geschleudert werden muss. Dafür strukturiert das Team sogar den Platz mit einem Wurfkäfig um – aus Sicherheitsgründen. Die Siegerehrung ist für 17 Uhr geplant.
Dass der Eintritt an beiden Tagen frei ist, ist laut Sebastian Falke nur durch die Unterstützung vieler großer und kleiner Sponsoren möglich. Die größten von ihnen sind das Autohaus Bulenda, die Nispa – und die LBS mit Gebietsleiter Thomas Stachowski, der auch stellvertretender Vereinsvorsitzender der Weseler Highlander ist. Für ihn sind die Highland Games als Sportart „eine Bereicherung für die Stadt Wesel“. Das zum einen mit Blick auf die Menschen, die dieser Tage nicht in den Urlaub fahren oder fahren können. Zum anderen sei es „mal etwas anderes als Fußball und das sage ich als großer Fußballfan.“ Wie es gehen könne, hätten andere Städte längst vorgemacht, daher seien die Sponsoren froh, einen solchen Ansatz nun auch für Wesel zu unterstützen – auch wenn die Idee in den Anfangstagen nicht bei allen Ansprechpartnern auf viel Gegenliebe gestoßen sei.
Dass der Verein am Ende doch den richtigen Riecher hatte, davon zeugen die Besucherzahlen, die Stachowski für den Samstag auf 1.500 schätzt. „Und es wird immer mehr“, sagt er mit hörbarer Freude. Vom Highlander-Team ist er ebenfalls überzeugt: „Wir sind eine Truppe mit erfahrenen Vereinsmeiern“, entsprechend gut sei die Vernetzung.
Auch wenn Falke, Stachowski und Wendling sich hierbei noch nicht in die Karten schauen lassen, haben sie für die Zukunft „noch einige Ziele“, wie Stachowski andeutet. Und Wünsche natürlich auch: Schottische Atmosphäre mag zwar ein Ziel der Veranstalter sein, für das berühmt-berüchtigte Inselwetter gilt das allerdings nicht.
Wer als – gerne auch gemischtes – Team mitmachen möchte, kann sich noch bis Freitag, 25. Juli, per Mail anmelden unter weseler.highland.games@gmail.com.

Alexander Wendling macht sich daran, den Scottish Hammer zu schleudern.
Laden zu den 3. Highland Games Wesel ein: (v.l.) Sebastian Falke (Vorsitzender 1. Weseler Highlander) Ann-Kathrin van Limbeck (Hülskens) Thomas Stachowski (LBS), Karsten Jasinski (Bürgerschützen-Haus) und der ehemalige deutsche Meister Alexander Wendling. NN-Fotos: T. Langer