
Ein unlösbarer Konflikt?
Auf einer Spielstraße sollen künftig LKW mit Baumaterialien fahren
Dieses Schreiben verschickte die Gemeinde Kranenburg mit Datum vom 22. Juli 2024 „An die Anlieger der Brehmstraße, Buschstraße, Heinestraße, Kästnerstraße, Lindgrenstraße, Maystraße und In den Elsen“.
Gesche Marie Metz und Philipp Jünemann gehören zu den „Betroffenen“ und zeigen sich irritiert. „Wir sind nicht gegen das Neubaugebiet. Natürlich nicht. Uns ist klar – wir haben ja vor nicht allzu langer Zeit selber hier gebaut –, dass Material angeliefert werden muss. Was wir nicht verstehen, ist, dass mit einem Mal eine Baustraße, die uns ideal erscheint, nicht mehr genutzt werden soll und stattdessen der gesamte Baustellenverkehr durch die Kästnerstraße – eine Spielstraße – fahren soll. Wie gesagt: Wenn es keine Alternative gäbe, würde man sagen: Geht nicht anders.“
Ortstermin in der Kästnerstraße, an der ein Kinderspielplatz liegt. „Schauen Sie sich das an“, sagen Metz und Jünemann: „Durch diese Straße sollen demnächst 40-Tonner fahren. Hier ist kaum eine Möglichkeit, Begegnungsverkehr angemessen durchzuführen.“ Die Anwohner sind besorgt. „Es geht ja um unsere Kinder.“ Metz und Jünemann haben um die 100 Unterschriften gesammelt und an den Bürgermeister geschrieben. „Es gibt eine von der Gemeinde geplante und angelegte Zufahrt über ‚In den Elsen‘. Hier sind schon zahlreiche LKW und Baufahrzeuge gefahren. Im Bereich der Kästnerstraße wurden provisorische Sperrungen aufgebaut. [...] Wir verstehen nicht, warum man Kinder gefährden möchte, obwohl es eine Alternative gibt.“
In der Antwort der Gemeinde ist die Rede von einem zu engen Einbiegebereich, der von bis zu 18 Meter langen LKW nicht befahren werden könne. „Das liegt insbesondere an dem zu engen Einbiegebereich in die provisorische Baustellenstraße.“ Ein Begegnungsverkehr, so heißt es weiter, sei auf der gesamten Strecke nicht möglich. Auch seien eine „Erweiterung des Schwenkbereichs und eine Verbreiterung der provisorischen Baustellenstraße nicht möglich.“ Weiter heißt es: „Aufgrund der Erfahrungen wurde auf einen Rückbau der provisorischen Baustellenstraße nach Abschluss der Grunderschließungsarbeiten verzichtet. Damit verbunden war die Hoffnung, dass diese Baustellenstraße auch für die Belieferung der Baustellen geeignet ist.“ Dieser Plan sei jedoch nicht aufgegangen. Man werde auf der Kästnerstraße spezielle Warnschilder ‚Spielende Kinder‘ aufstellen. Eine besondere Gefährdung werde auch von der Fachbehörde nicht angenommen. „Nach Abwägung aller Argumente appelliere ich an Ihre Solidarität mit den neuen Bauherren. [...] Ihre Bedenken bezüglich der Nutzung des Kinderspielplatzes Kästnerstraße während der Bauphase sind nachvollziehbar, aber leider nicht zu ändern. Hier sind in erster Linie die Erziehungsberechtigten gefordert, den Kindern die entsprechenden veränderten Situationen zu erklären und die allgemeine besondere Aufmerksamkeit im Straßenverkehr zu wecken.“ Philipp Jünemann: „Einem neunjährigen Kind können Sie das vielleicht noch klarmachen, aber versuchen Sie es mal bei einem Dreijährigen.“ Und Gesche Marie Metz fügt hinzu: „Keiner von uns weiß doch zum jetzigen Zeitpunkt, wie lange es dauern wird, bis im Hasenpütt alle Grundstücke bebaut sind. Das kann lange dauern.“ Die Argumente gehen hin und her. Metz und Jünemann haben auf das Schreiben des Bürgermeisters ihrerseits eine Stellungnahme verfasst.
Zum Thema Schilder „Spielende Kinder“ schreiben die Anwohner: „Das ist zu begrüßen. Allerdings wird dies nicht ausreichend sein, um den [dann zu erwartenden; Zusatz der Redaktion) Verkehr zu beruhigen. In dem Anschreiben an die Bewohner war davon keine Rede.“ Ein objektive Gefährdung sei gegeben, wenn ein LKW an einem Spielplatz vorbei durch eine Spielstraße fahre.
Zum Thema Unmöglichkeit des Begegnungsverkehrs auf der Baustellenstraße schreiben die Anwohner: „Wo ist denn im Bereich der Kästnerstraße Begegnungsverkehr möglich? Auf der provisorischen Baustraße wurde eigens eine Haltebucht für den Begegnungsverkehr gebaut.“
Im Schreiben des Bürgermeisters zu einer von den Anwohnern vorgeschlagenen Zufahrtsalternative über den Postweg heißt es: „Die von Ihnen vorgeschlagene Alternative über den Postweg ist nicht realisierbar.“ Hier wurde „erst im August 2023 eine Fahrradstraße eingerichtet.“ Die Gemeinde sieht ein Gefährdungspotenzial für Fußgänger und Radfahrer durch den KFZ-Gegenverkehr. In der Stellungnahme der Anwohner heißt es zu diesem Punkt: „Die Radfahrer, die meist über zwölf Jahre alt sind und selbstständig auf den Verkehr achten, sollen geschützt werden – das Kleinkind in Spielplatznähe aber nicht. Das ist eine hanebüchene Argumentation.“
Es gehe ihm und den Anliegern, betont Jünemann, nicht um Eskalation. „Für mich sind Lösungen wichtig“, betont er. Eine Lösung allerdings, mit der sowohl die Gemeinde und betroffene Anwohner gleichermaßen zufrieden sind, scheint derzeit eher nicht in Sicht.

Viel Platz ist da nicht, wenn künftig LKW zum Baugebiet Hasenpütt unterwegs sind. Foto: privat
Gesche Marie Metz und Philipp Jünemann an der provisorischen Baustellenstraße. „Hier könnte der Lieferverkehr laufen“, sage die beiden. Die Gemeinde sieht das anders. Keine Möglichkeit für Begegnungsverkehr und bei der Einfahrt ist der Schwenkbereich für teils 18 Meter lange LKW nicht ausreichend. NN-Foto: HF