Friedegard Blume erinnert sich gern an ihr „Ömken“. NN-Fotos: CDS
13. Oktober 2025 · Goch

Ein Leben für das Leben

Friedegard Blume erinnert sich an ihre Großmutter Elisabeth Imig, die Pfalzdorfer „Storchentante“

PFALZDORF. Die 25. Tafel, die der Heimatverein Pfalzdorf zur Ortsgeschichte aufgestellt hat (die NN berichteten mehrfach) würdigt das Leben und Schaffen ihrer Großmutter Johanna Elisabeth Imig, weit über Pfalzdorfs Grenzen hinaus als „Storchentante“ bekannt. Mehr als 3.000 Kindern half die Hebamme in Pfalzdorf, Louisendorf und Schneppenbaum im Laufe ihres Berufslebens auf die Welt. Friedegard Blume, ihre Enkelin, die kürzlich den 93. Geburtstag feierte, hat nur gute Erinnerungen an ihr „Ömken“: „Sie hatte immer Zeit für mich, sie war einfach ein herzlicher Mensch.“ Gerne schaute sie nach der Schule bei der Großmutter vorbei, besonders, wenn sie wusste, was es zum Mittagessen gab. Schmeckte es bei der Oma besser, konnte sie Zuhause sagen „Ich habe schon gegessen“ – und umgekehrt. Sie half ihrer Oma oft im Haushalt, zum Beispiel bei der Wäsche, was damals noch echte Knochenarbeit war. „Ich habe die Mangel gedreht“, erinnert sich die 93-Jährige, „ich hatte meine erste Waschmaschine beim dritten Kind, 1968.“ Und Friedegard wurde zum Einkaufen geschickt, damals gab es im Pfälzerhaus noch einen Laden. Dass der Lebensentwurf ihrer Großmutter für die damalige Zeit durchaus ungewöhnlich war, weiß Friedegard Blume, denn die Hebamme arbeitete auch nach ihrer Heirat mit dem Zigarrenmacher Wilhelm Imig weiter. Johanna Elisabeth Imig, 1882 geboren, machte von 1902 bis 1904 in Köln eine Ausbildung zur Hebamme. Nach ihrer Rückkehr arbeitete sie bis 1949 als Hebamme. Anfangs fuhr sie mit dem Fahrrad zu den Frauen, später mit einem kleinen Ponywagen. Diesen Wagen hat Friedegard Blume oft gesehen, denn die Straße führte an ihrem Elternhaus vorbei. „Dann wussten wir, Oma muss wieder zu einer Geburt.“ 1944 erhielt Elisabeth Imig eine Urkunde anlässlich ihrer 40-jährigen Dienstzeit. Dieses Stück Familiengeschichte wird sorgsam gehütet. „Heute fragt man sich schon, wie sie das alles geschafft hat“, sagt Friedegard Blume. Elisabeth Imig hatte acht Kinder und sie arbeitete bis kurz vor der Geburt – so auch bei Friedegard Blumes Mutter. Elisabeth Imig hatte acht Kinder, zwei Mädchen und sechs Jungen. Als ihr Mann im Ersten Weltkrieg kämpfen musste, hat sie sich um die Familie gekümmert und weiter gearbeitet. Erst 1949 ging sie in den Ruhestand; sie starb 1958, nur ein paar Monate nach ihrem Mann. Als Hebamme war die „Storchentante“ sehr beliebt: „Weil sie keinen Unterschied zwischen den Menschen machte; ihr war es egal, ob katholisch oder evangelisch“, erinnert sich Friedegard Blume an frühere Zeiten, in denen dieser Umstand noch eine größere Bedeutung hatte.

Überraschung

Die Tafel, die vor dem Kindergarten „Zipfelmütze“ steht, würdigt das Wirken der „Storchentante“. Das Aufstellen war eine Überraschung für Friedegard Blume, alle anderen Familienmitglieder, die dabei sein konnten, waren eingeweiht. „Sonst ahne ich immer etwas, aber dieses Mal nicht.“ Umso größer war die Freude, Kinder, Enkel und Urenkel versammelt zu sehen.

Inspiriert durch ihre Oma, wollte Friedegard Blume als junges Mädchen selbst auch Hebamme werden. „Kind, tu‘ dir das nicht an“; war die Antwort, erinnert sich die 93-Jährige, deren Lebensweg dann auch einen anderen Verlauf nahm. Besonders viel hat es ihr bedeutet, noch einmal das Haus der Großeltern an der Motzfeldstraße sehen zu können. Inzwischen verkauft, hatten die neuen Besitzer sie vor circa zu einem Besuch eingeladen. „Allein schon in das Haus zu kommen, wo man als Kind so oft war, das war schön.“ Da seien sehr viele Erinnerungen an früher wach geworden, auch an den stets qualmenden Ofen im Wohnzimmer. Die Hausbesitzer hatten zudem beim Renovieren noch ein Bild von der Goldhochzeit der Eheleute Imig gefunden und es Friedegard Blume geschenkt. Das Vorbild der „Storchentante“ wirkt in den nächsten Generationen nach: Eine Ur-Ur-Enkelin arbeitet i m Kindergarten Zipfelmütze, eine andere arbeitet in einer Gocher Einrichtung.

Diese Urkunde würdigt das 40-jährige Dienstjubiläum der „Storchentante“.

Diese Urkunde würdigt das 40-jährige Dienstjubiläum der „Storchentante“.

Das Foto hält den bedeutsamen Augenblick fest.

Das Foto hält den bedeutsamen Augenblick fest.

Friedegard Blume erinnert sich gern an ihr „Ömken“. NN-Fotos: CDS