Die Weltmeisterschaft im Blick
Lea Pauls (18) betreibt Rettungssport und ist gerade eben Europameisterin im Beach Sprint geworden
KLEVE. Sport spielt eine große Rolle im Leben von Lea Pauls. Während die Blätter von den Bäumen rieseln, packt die 18-jährige Schülerin aus Kleve ihre Sporttasche und macht sich auf den Weg zum Wisseler See. Heute mal ohne Neoprenanzug, „weil ich nächste Woche einen Wettkampf habe und mich jetzt nicht erkälten möchte“, erklärt sie. Auf das heutige Training freut sie sich besonders, denn Jürgen Wohlgemuth hat sich angekündigt. Er ist ihr Trainer und bescheinigt Lea großes Talent.
Seit vielen Jahre ist Lea im karnevalistischen Tanzsport aktiv und nimmt auch heute noch an Turnieren des Bund Deutscher Karneval (BDK) teil. Vom Tanzmariechen zur Rettungsschwimmerin? „Ich tanze immer noch, aber trainiere nicht mehr so intensiv“, sagt Lea. Momentan konzentriere sie sich auf den Rettungssport. „Ich war auch früher schon zweimal pro Woche beim DLRG-Training“, erklärt die 18-Jährige, die bei der Klever DLRG schon ihr „Seepferdchen“ gemacht hat. Da war sie drei Jahre alt. „Das Schwimmen war neben dem Tanzen schon immer meine zweite große Leidenschaft“, sagt Lea. Und wie es bei ihr so ist: Auch hier macht sie keine halben Sachen. Im August ging Lea mit dem Nationalteam bei der Europameisterschaft (Ausrichter ist die International Life Saving Federation of Europe, der europäische Dachverband) der Junioren in Polen an den Start. Das Ergebnis: Platz 1 (und somit Europameisterin) im Beach Sprint, Platz 2 (Vize-Europameisterin) im Beach Flags, Platz 7 in Board Race und mit dem Team Platz 1 (Europameister) im Line Throw. „Wir haben schon einige sehr gute Sportler im Team“, ist Wohlgemuth, der im Kreis Gütersloh lebt, durchaus stolz auf die Leistung. Weil er nicht mal eben um die Ecke wohnt, versorgt er Lea mit Trainingsplänen, „und ich mache mitunter Videos von meinem Training und wir gehen dann gemeinsam durch, was ich noch verbessern kann“, erklärt Lea und räumt ein, dass sie ohnehin am allerliebsten allein trainiert. Da die angehende Abiturientin in diesem Jahr 18 geworden ist, wird sie sich im nächsten Jahr mit den Erwachsenen messen müssen. Wohlgemuth ist aber zuversichtlich, dass sie auch „Ü 18“ mithalten kann. „Ich würde sagen, Lea gehört in ihren besten Disziplinen jetzt schon zu den Top 3“, sagt er. Beim Beach Sprint schafft sie die 90 Meter durch den Sand in unter 13 Sekunden. Und beim Beach Flags („das kann man sich vorstellen wie die Reise nach Jerusalem im Staffelsprint“) ist sie ebenfalls kaum zu schlagen. Im nächsten Jahr stehen zudem die Weltmeisterschaften an. „Das wäre natürlich toll, wenn ich mich qualifizieren könnte“, sagt Lea.
Der Rettungssport ist die Wettkampfvariante des Rettungsschwimmens. Er entstand aus der Idee heraus, Menschen für den Wasserrettungsdienst zu gewinnen. Kraft, Kondition, Schnelligkeit und die Beherrschung der Rettungsgeräte sind Voraussetzung dafür, im Wettbewerb konkurrenzfähig sein zu können. In der DLRG betreiben rund 60.000 Mitglieder aktiv den Rettungssport – vom lokalen Verein bis hin zum internationalen Wettkampf. Dabei kämpfen die Sportler sowohl im Pool als auch im Freigewässer. „Die DLRG ist eine große Gemeinschaft, die eben auch viele Möglichkeiten bietet“, erklärt Wohlgemuth, weshalb er sich als Trainer des Jugend-Nationalteams ehrenamtlich engagiert und viel Zeit investiert. Mit über 1,9 Millionen Mitgliedern und Förderern ist die DLRG die weltweit größte Organisation der Wasserrettung. Deutschlandweit gibt es rund 2.000 Ortsgruppen. „Es gibt die Rettungsschwimmer, die verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen, zum Beispiel den Wachdienst hier am Wisseler See und man kann sich auch je nach Interesse spezialisieren und etwa Rettungstaucher werden“, sagt er: „Und dann gibt es natürlich auch die Mitglieder, die sich für den Leistungssport entscheiden und hart dafür trainieren.“
2032 könnte der Rettungssport sogar erstmals olympisch werden: bei den Olympischen Sommerspielen in Brisbane. „Der Ursprung des Rettungssports ist in Australien“, erklärt Wohlgemuth, weshalb die deutschen Leistungssportler hoffen dürfen. „Als Ausrichtungsland könnte sich Australien dafür entscheiden, den Rettungssport mit aufzunehmen“, sagt er. Natürlich gebe es aber auch andere „Randsportarten“, die gern bei der Olympia mitmischen würden. „Da müssen wir abwarten“, sagt Wohlgemuth.
Für Lea geht es jetzt ohnehin erst mal darum, sich im Feld der erwachsenen Rettungssportler zu beweisen. Den Sport zu ihrem Beruf machen, will sie übrigens nicht. „Ich möchte Grundschullehrerin werden“, sagt sie. Klar, kurz darüber nachgedacht, hat sie schon. Die Bundeswehr wäre vermutlich eine gute Wahl. „Aber ich mache einfach zu gern Sport und wenn es dann zur Pflicht wird, verliert man vielleicht den Spaß daran“, bleibt es ein Hobby.
Lea Pauls beim Board Race am Ostseestrand. Foto: Steph Dittschar
Lea Pauls und Jürgen Wohlgemuth treffen sich gern zum Training am Wisseler See.NN-Foto: vs