Kreative Ideen für den „Stadtplan aus Kinderperspektive“: Dagmar Nieke (2.v.l.) von „Diskurs Niederrhein“ arbeitet mit den Kindern im Weezer Wellenbrecher die Ideen für die Modelle aus. Foto: Kreis Kleve
22. Oktober 2025 · Niederrhein

Die Stadt mit Kinderaugen entdecken – und gestalten

Projekt des Kreises Kleve: „Stadtplan aus Kinderperspektive“

KREIS KLEVE. Für Lia, Souadou, Nico, Antoni und die anderen Kinder im Weezer Jugendheim „Wellenbrecher“ steht fest, was ihre Heimatkommune bereichern würde: ein Surfstrand, Zebras im Tierpark, ein großes Einkaufszentrum, eine Skateranlage – und generell mehr Platz für Kinder.

Einen ganzen Tag hat das Dutzend Grundschulkinder Zeit, Ideen für einen „Stadtplan aus Kinderperspektive“ zu gestalten. So lautet der Name des Projekts, das der Kreis Kleve zwischen den Sommer- und Weihnachtsferien auf die Beine stellt. Ziel ist es, das Verständnis für Demokratie und Kinderrechte bei den Grundschülern zu stärken. „Wir tragen die Ideen der Kinder an die Vertreter aus Lokalpolitik und Verwaltung heran“, sagt Dagmar Nieke vom Projektpartner des Kreises Kleve, der „Zukunftswerkstatt Diskurs Niederrhein“ aus Emmerich am Rhein. Unabhängig davon, ob alle Ideen sofort umsetzbar sind, geht es in dem Projekt vor allem darum, den Kindern zu vermitteln: Ihre Meinung zählt. „Sie lernen, dass ihre Beobachtungen und Vorschläge gehört und ernst genommen werden. Kinder erleben, dass sie selbst Teil demokratischer Prozesse sind und dass ihre Perspektive für Politik und Verwaltung wichtig ist“, sagt Dagmar Nieke. Zugleich sollen die Verantwortlichen in der Kommunalpolitik dafür sensibilisiert werden, die Sichtweisen der Kinder als wertvollen Beitrag in ihre Planungen einzubeziehen.

Daneben macht der „Stadtplan aus Kinderperspektive“ aber auch Spaß. An insgesamt 22 Projekttagen nehmen Mädchen und Jungen aus allen elf Städten und Gemeinden teil, für die der Kreis Kleve die Aufgabe des Jugendamts innehat. An den Vormittagen gehen die Kinder gemeinsam mit den pädagogischen Fachkräften auf eine Erkundungstour durch ihren Ort und machen sich Notizen, kleine Videos und Fotos. Am Nachmittag gestalten sie Modelle ihrer Ideen – mit allem, was das kreative Herz begehrt: Kartons, Styropor, Glitzer, Farbe und vieles mehr.

„Es ist erstaunlich, welche Ideen die Kinder in so kurzer Zeit entwickeln und wie detailliert sie diese umsetzen“, sagt André Amourette, Leiter der Abteilung „Jugend und Familie“ des Kreises Kleve. „Vor allem wird aber deutlich: Die Kinder gehen mit einem ganz anderen Blick durch ihren Heimatort als wir Erwachsene dies tun.“ Die Modelle sind wiederum Grundlage für „Wimmelbild-Stadtpläne“, die Dagmar Nieke und ihr Team im Nachgang gestalten. Die Ergebnisse werden den politischen Vertretern zum Abschluss des Projekts präsentiert. Einige Städte und Gemeinden wollen die entworfenen Modell-Städte ausstellen. Und auch der Kreis Kleve überlegt, wie die Ergebnisse aus den einzelnen Kommunen präsentiert werden können.

Aktuell haben die Aktionstage in rund der Hälfte der Kommunen stattgefunden. Bis zur Adventszeit sollen diese abgeschlossen sein. Die Ergebnisse stehen nach der Aufbereitung voraussichtlich im ersten Quartal 2026 zur Verfügung. Gefördert wird das Projekt durch das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Landesprogramms „Teilhabe, Demokratiebildung und Extremismus-Prävention für junge Geflüchtete“.

Kreative Ideen für den „Stadtplan aus Kinderperspektive“: Dagmar Nieke (2.v.l.) von „Diskurs Niederrhein“ arbeitet mit den Kindern im Weezer Wellenbrecher die Ideen für die Modelle aus. Foto: Kreis Kleve