
Die nächsten Pläne für das Stadtbild
Die Stadt Geldern stellte im Rahmen einer Radtour die nächsten Schritte für die Stadtentwicklung vor
GELDERN. Im Rahmen der ersten Europäischen Mobilitätswoche in Geldern fanden in den letzten Tagen zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen statt. Passend zum Thema lud die Stadt Geldern auch zu einer Presseradtour ein, um einen kompakten Überblick über das zu geben, was sich im Stadtbild bislang getan hat und was sich in den nächsten Jahren noch tun wird.
Erste Station war die Ecke Heilig-Geist-Gasse/Markt, wo sich bald schon das Café Extrablatt ansiedeln soll. Es ist nicht die erste Maßnahme an diesem Ort: Der Plan zur Neugestaltung des Areals geht bereits einige Jahre zurück auf die Idee, die Verbindungsachse zu stärken. Denn durch den Umzug des Berufskollegs in den Nierspark sei damals viel von der Frequenz durch Fußgänger verloren gegangen, sagt der erste Beigeordnete Tim van Hees-Clanzett. „Wir wollten hier an dem zentralen Standort mit einem Lebensmitteleinzelhändler einen Frequenzbringer in die Innenstadt holen.“ Aus Sicht der Stadt sei diese Aufwertung gelungen, auch in Richtung Gelderstraße/Breestraße.
Diese und weitere Umgestaltungen in der gesamten Innenstadt resultierten aus dem 2013 beschlossenen und mittlerweile abgeschlossenen Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) – inklusive einer großen Förderung durch das Land. Aber es geht weiter: „Obwohl das ISEK abgeschlossen ist, sind noch nicht alle Innenstadtbereiche fertig. Wir können uns vorstellen, dass wir in den nächsten Jahren die noch offenen Bereiche Hartstraße, Marktplatz und kleiner Marktplatz in die weiteren Entwicklungen mit aufnehmen.“
Ein erster Schritt sei nun der Städtebauliche Rahmenplan Innenstadt, der die drei Themenbereiche Grün, Verkehr und Bau- und Nutzungsstrukturen umfasse und für die Zukunft überarbeitet werden soll. Beim Rahmenplan spielen aber auch die Innenstadtkonferenzen mit den Bürgern eine Rolle. Hier sei bereits der Wunsch nach einem Wasserspiel für den zentralen Markt geäußert worden. „Gerade in den heißen Tagen kann das Abkühlung bringen und für mehr Aufenthaltsqualität sorgen“, sagt van Hees-Clanzett, betont dabei aber: „Es handelt sich nur um eine Idee, fest steht noch nichts.“
Vielen Geldernern sei auch das Thema Gastronomie wichtig, „aber das gestaltet sich heute schwierig.“ Oft würden sich Pläne schnell wieder zerschlagen, „weil es wirtschaftlich schwer zu planen und umzusetzen ist.“ Als Stadt sei man aber bemüht, Interessenten zu unterstützen.
Nach Abschluss des ISEK spielt in der Stadtentwicklung in den nächsten Jahren das Nahmobilitätskonzept (NMK) eine besondere Rolle. Jenes wurde durch den Ausschuss beschlossen und umfasst viele Einzelmaßnahmen, aber auch übergeordnete Zielsetzungen wie die Mobilitätswende mit Verbesserungen für Radfahrer und Fußgänger. Daher gehören zum NMK viele kleinere, aber auch einige größere Maßnahmen. Dazu zählt die Umgestaltung der Wälle im Zuge der Umstufung der B58. „Wir würden als Verwaltung mit der Politik jährlich die einzelnen Maßnahmen vorbereiten“, sagt Tim van Hees-Clanzett.
Umgestaltung Gelderstraße
Zum NMK gehört auch die Umgestaltung der Gelderstraße, die 2025 erfolgen soll. „Sie wird ähnlich wie die Kapuzinerstraße ebenerdig gestaltet. Die Klinkersteine werden in den Gehwegbereichen fortgesetzt, damit man ein Wiederkennungsmerkmal beim Material hat.“ Die Straße soll dabei zur Fahrradstraße umfunktioniert werden, eine Einbuchtung vor dem Kino soll auf der geraden Strecke zusätzlich etwas von der Geschwindigkeit nehmen. Das passt zum hier mittlerweile ansässigen, breiten Angebot aus Kino, Hotel und Ärztezentrum – eine wichtige und vor allem erfolgreiche Entwicklung der letzten Jahre, betont van Hees-Clanzett. Zugunsten von mehr Grün, etwa in Form von Beeten, sollen auf der Gelderstraße zudem die Autostellplätze reduziert werden. Prüfen möchten die Verantwortlichen auch die Möglichkeit, neue Bäume zu pflanzen. Das könnte der Straße in Zukunft einen Allee-Charakter verleihen.
Im Rahmen des NMK hat man auch den Ostwall im Blick: Hier sollen mit Blick auf das dahinter liegende Schulzentrum neue Querungshilfen für Radfahrer und Fußgänger entstehen. Erste Überlegungen habe es bereits gegeben, sagt Heinz-Theo Angenvoort vom Bereich Mobilität und Verkehr. Hierzu soll es 2025 mit der Planung weitergehen. „Dann werden unterschiedliche Maßnahmenvorschläge erarbeitet.“ Das könnten Auf- und Abrampungen, ein Fußgängerüberweg oder räumliche Geschwindigkeitsbegrenzungen sein, nennt er einige Beispiele. Nützlich dabei: Die von den Nutzern geteilten Daten der Stadtradeln-App. „Wir sehen, dass genau diese Strecken sehr stark von den Schülern genutzt werden“, sagt van Hees-Clanzett.
Dabei kommt er noch einmal auf die Innenstadtkonferenz mit den Bürgern zu sprechen: Hier sei vor allem der Wunsch nach mehr Grün geäußert worden, wie auch nach weniger Autoverkehr in der Innenstadt. Dem stünden wiederum vor allem aus Sicht der Anlieger die Notwendigkeit von Parkmöglichkeiten gegenüber. „Das sind Themen, die wir bei zukünftigen Entwicklungen auflösen müssen“, sagt er.
Umgestaltung Michaelschule
Die Fläche vor der Michaelschule soll „mehr als Platz gestaltet werden“, erläutert Tim van Hees-Clanzett. Das bedeutet: mehr Entsiegelung, die Stellplätze vor der Schule entfallen und Hecken grenzen den Vorhof für die Schule ab, der erweitert und mit einer Art „grünem Klassenzimmer“ versehen wird – gestaltet mit Sitzfelsen und kleineren Spielgeräten. An der Straße, die zur Sieben-km/h-Zone umfunktioniert wird, werden klar erkennbare Auframpungen installiert. „Einfach als Sicherheitsfaktor für die Kinder.“
Der Parkplatz wird hinter das Schulgebäude verlegt, das bei Bedarf auch als Hol -und Bringzone für die Eltern dienen soll. Auch ein paar kostenfreie Stellplätze mit Parkscheiben-Regelung sollen hier entstehen.
Weiterentwickeln wird sich auch die Hülser-Kloster-Gasse. Sie soll in Zukunft weg vom groben Kopfsteinpflaster und – analog zur Heilig-Geist-Gasse – neu mit Klinkerpflaster ausgebaut werden. Der Kreuzungsbereich mit der Hülser-Kloster-Straße soll ebenfalls modern gestaltet werden.
Die ehemalige Realschule am Westwall kommt bald als Interimsstandort für das FSG zum Einsatz, wenn dort die Modernisierungen beginnen. Die weitere Nutzung dieses großen Areals sei laut van Hees-Clanzett jedoch ein „sehr bewegendes Thema.“ Viele Anlieger des Westwalls seien bei der Innenstadtkonferenz dabei gewesen. Dort habe es bereits viele Ansätze gegeben, die sich in einem Punkt einig seien: „Es hat großes Potenzial für die Innenstadtentwicklung.“ Eine interessante Vorstellung sei die Entwicklung eines Altstadtviertels mit kleinen Gassen und einer Wohnnutzung. „Da werden wir als Stadt frühzeitig zu Planungswerkstätten einladen“, verspricht van Hees-Clanzett. Auch über den Verkehr vor Ort, vor allem im Hinblick auf Busse und Fahrräder, wolle man gemeinsam nachdenken.
Barrierefreier Busbahnhof
Eine der letzten Maßnahmen für den barrierefreien Ausbau der Haltestellen in Geldern betrifft den Busbahnhof. Diese Arbeiten sind für die Sommerferien 2025 geplant, wobei die Bestandsinseln der neuen Halteinsel angepasst werden. Weil das eine Sperrung erfordert, werden dann für sechs bis acht Wochen Ersatzhaltestellen auf der Post- und der Bahnhofstraße eingerichtet.
Für den Sportplatz am Brühl, der alten Heimat des Rot-Weiß Geldern, ist eine Wohnbauflächenentwicklung geplant. „Es gibt ein städtebauliches Konzept, das vor einigen Jahren beschlossen wurde. Da arbeiten wir gerade an einer Aktualisierung“, sagt Tim van Hees-Clanzett. Vor Augen hat man hier bereits Mehrfamilien- und Reihenhäuser, die Verantwortlichen möchten hierüber aber auch grundsätzlich das Problem bezahlbaren Wohnraums in Geldern abmildern. Die Nutzung könne daher flexibel ausfallen, also auch für Senioren oder Azubis geeignet sein.
Ein Verkehrs- und ein Entwässerungsgutachten seien bereits in Auftrag gegeben. „Wir wollen Anfang 2025 mit einem fertigen Konzept in die Politik gehen.“ Stimmten dann auch die Gutachten, soll Anfang des Jahres ein Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan entstehen, der jedoch vermutlich anderthalb Jahre dauern werde. Daher sei ein Baubeginn für 2027 denkbar. Bis es soweit ist, wird das Gebäude noch als Interimsstandort genutzt: derzeit für den Montessori-Kindergarten. Die rote Asche des Platzes wird übrigens weiterverwendet, etwa am Haagschen Feld. „Die bekommt man kaum noch“, erläutert Hees-Clanzett.
Spielplatz bald vollendet
Bald beendet sein werden die Arbeiten am neu gestalteten Kolping-Mehrgenerationenspielplatz im Barbara-Viertel. Im Oktober sollen sich ältere wie auch jüngere Kinder auf die vielen Möglichkeiten stürzen können. Dazu gehören eine Wassermatschanlage, ein Kletterfelsen, eine Sandspielanlage, eine Dino-Platte im Sand, ein Reck, ein Baumhaus mit Kletteranbauten und Rutsche, Schaukeln, ein Trampolin, ein Balancier-Parcours, eine Boccia-Fläche, eine Wippe und ein Karussell. Hinzu kommen verschiedene Spielbereiche, die naturnah gestaltet sind: eine Spielwiese, eine Kleinkinder- und eine Kletter-Sandspielfläche, Sitz- und Aufenthaltsbereiche mit Tischen und Bänken, Fahrradabstellflächen und schattenreiche Spielflächen für die sonnig-heißen Tage. „Hier hat es eine sehr breite Bürgerbeteiligung gegeben“, sagt Tim van Hees-Clanzett. 500.000 Euro hat die Stadt Geldern in das Projekt investiert.
Thomas LangerWährend der europäischen Mobilitätswoche lud die Stadt auch zu einer Presseradtour ein, auf der unter anderem die Pläne für den barrierefreien Busbahnhof thematisiert wurden. V.l.: Herbert van Stephoudt, Adrian Terhorst (beide Pressesprecher), Heinz-Theo Angenvoort (Bereich Mobilität und Verkehr) und der erste Beigeordnete Tim van Hees-Clanzett. NN-Foto: Thomas Langer