Der „Gute-Laune-Kreislauf“
Christian der Großartige ist von der Prinzenrolle begeistert: „Es ist alles so, wie ich es mir vorgestellt habe“
NÜTTERDEN. Ein Freitag im Januar. Es ist 13.30 Uhr. Termin beim Prinzen. Er ist gerade von der Arbeit gekommen. Noch laufen Arbeit und Session parallel. Ab Mitte Februar ist Christian Kamps dann bis Aschermittwoch nur noch Christian der Großartige...
Und? Wie ist das (Teilzeit)Prinzendasein? Der Großartige ist begeistert: „Es ist alles genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte.“ Aha. Wie stellt man sich das Prinzsein vor? „Naja – ich bin ja in den letzten beiden Jahren schon mitgelaufen“, sagt der Großartige. Während er also zwei Jahre lang „nur“ Teil des prinzlichen Umfelds war, ist er jetzt ins Zentrum gerückt – zusammen mit seinem Funkenmariechen. Ist man als Prinz – um mal den Fußball zu bemühen – eher Trainer oder Kapitän? Der Großartige hat es nicht so mit dem Fußball. „Man ist ein bisschen von beidem“, sagt einer, der sich laut eigener Aussage zu allererst als Animateur fühlt. „Es kommt doch darauf an, die Leute mitzunehmen“, sagt der Prinz und meint in erster Linie die Leute vor der Bühne. Bestenfalls findet eine Art Gutelaunekreislauf statt: „Wir strahlen Freude aus – die überträgt sich auf das Publikum und strahlt dann zurück auf die Bühne. Wenn du das schaffst, ist es einfach wunderbar.“ Der Funke muss überspringen. Übrigens: Das Verhältnis von Spontaneität und Vorüberlegung sieht der Prinz bei 80 zu 20. „Natürlich überlegt man sich manche Dinge. Wenn du eine Rede vor 1.500 Leute hältst, denkst du natürlich davor darüber nach. Man braucht einen roten Faden.“ Trotzdem: Stimmung hat viel mit Spontaneität zu tun und Spontaneität – das ist der Zauber des Augenblicks. „Wenn du spontan bist, kommst du authentisch rüber“, sagt der Prinz. Das ist wichtig. Das kommt an. „Wenn‘s bei mir natürlich ist, dann wirkt es auch“, fasst der Prinz zusammen.
Einige Termine sind bereits absolviert – jeder einzelne irgendwie ein Highlight. Trotzdem gibt es natürlich die ganz besonderen Termine. Einer davon: der 18. Februar. Dann wird sich der Großartige zusammen mit einem närrischen Quintett auf den Weg in die Landeshauptstadt machen. Das Stichwort: Närrischer Landtag. „Wir sind da relativ kurzfristig eingesprungen. Die Klever, die eigentlich eingeladen waren, hatten ein Terminproblem. Dann sind wir gefragt worden und jetzt sind wir dabei. Unglaublich eigentlich.“ Leider kann der Prinz nicht mit seinem gesamten Gefolge anreisen. „Da sind ja insgesamt 111 Abordnungen aus ganz NRW eingeladen.“ Sechs Leute pro Delegation sind maximal zugelassen. (Macht dann also närrische 111 mal sechs = gleich 666). An der Spitze der Kranenburger Delegation werden Prinz Christian der Großartige und sein Funkenmariechen Sabrina stehen. „Dazu kommen dann noch zwei meiner Adjutanten und Sven Dombrowska, der uns im Orga-Team unterstützt. Den sechsten Platz in der Delegation haben wir quasi per Losverfahren vergeben. Der Prinz weiß nicht, wie oft Kranenburger Delegationen schon beim närrischen Landtag gewesen sind. „Ich weiß wohl, dass Thomas der Mitreißende vor zwei Jahren dabei gewesen ist.“ Der närrische Landtag wird also mit Sicherheit eines der Highlights der Session sein – wobei: Man sollte sich nicht festlegen, denn natürlich ist jeder Termin ein Höhepunkt, aber sie alle aufzuzählen – das wäre vielleicht einen Tick zu platzgreifend.
Wer übrigens glaubt, ein Prinz ist bis in die Puppen unterwegs und hat dann Zeit zum Ausschlafen, der irrt. „Du kommst oft erst gegen ein Uhr morgens (oder später) nach Hause und musst dann gegen neun schon wieder los.“ Ein Klagelied? Ganz und gar nicht. „Ich wusste ja, worauf ich mich einlasse.“
Der Großartige möchte nicht einen Termin missen. Ach ja – für alle, die sich mit der Namensgebung nicht auskennen: Der Großartige ist nicht etwa selbstverliebt oder überheblich – er ist einfach mal ein Riese. 204 Zentimeter misst der Großartige – ohne Prinzenmütze, wohlgemerkt. Nicht nur die Größe ist bemerkenswert – da wäre auch noch das prinzliche Trinkverhalten: Der Großartige tankt alkoholfrei – und das nicht etwa nur während der Session. Die Botschaft: Lustig geht sehr wohl auch ohne Promille. Kann sich der Großartige den Karneval generell ohne Alkohol vorstellen? „Das muss ja jeder Karnevalist für sich entscheiden“, sagt der Prinz. Vielleicht werde es ja mal Sitzungen „ganz ohne“ geben.
Eigentlich sollten 2025 die Bunten Abende in Kranenburg im frisch umgebauten Bürgerhaus stattfinden. Die Arbeiten sind allerdings noch nicht abgeschlossen. Ergebnis: Der Kranenburger Karneval findet auch heuer im Zelt statt. Und? Ist der Prinz glücklich? Es gibt ja nicht wenige Karnevalisten, die den Zeltkarneval im vergangenen Jahr super fanden. Der Großartige möchte eigentlich nichts dazu sagen und sagt dann doch, dass die Bunten Abende im Bürgerhaus ihr ganz eigenes Flair hatten. „Das ist schon einzigartig. Für die Bunten Abende ist das Bürgerhaus einfach ein Traum.“ Beim Prizenfrühschoppen und bei der After-Zug-Party hat sich das Zelt allerdings als gut, weil groß, erwiesen. „Beim Prinzentreffen begrüßen wir ja jede Menge Abordnungen. Und für die Zuschauer soll dann auch noch genügend Platz sein. Da stoßen wir im Bürgerhaus an Kapazitätsgrenzen.“
Jeder Prinz hat seinen Orden – in dieser Session hat auch das Finkenmariechen einen. 450 Prinzenorden sind produziert worden. Ein Großteil ist noch nicht vergeben. „Da musst du natürlich haushalten und kannst nicht einfach rumgehen und ohne Plan Orden verteilen. Am Ende sollen die Orden an eben die Menschen gehen, die sich verdient gemacht haben.“ Letztlich ist auch ein Prinzenorden eine ganz besondere Auszeichnung. Für den Überblick in Sachen Orden sind die Adjutanten zuständig. Merke: Es schadet nicht, einen Plan zu haben. Der Großartige freut sich auf das große Finale und wird am Aschermittwoch als zufriedener Mensch abtreten. Mehr geht nicht.
Das Kranenburger Prinzenpaar: Christian der Großartige und Funkenmachirechzen Sabrina. Foto: Michael Müller