Kleves erster Bürger Wolfgang Gebing würde im September gern für eine zweite Amtszeit gewählt werden und dann 2029 die LaGa eröffnen. NN-Foto: Rüdiger Dehnen
4. Juli 2025 · Kleve

Das Treffen im Kurhaus

Eine der Hauptregeln im Amt des Bürgermeisters: Mach keine Versprechungen

KLEVE. Wolfgang G. hätte da einen Wunsch: 2029 die LaGa eröffnen. „Das wäre schon toll.“ Wolfgang G. ist Jurist: Arbeits- und Baurecht. „Mit deutlichem Hang zu Ersterem.“ Derzeit ist G. – gewissermaßen teilweise – fachfremd unterwegs. Der Mann mit dem Schnäuzer ist Bürgermeister von Kleve und würde es gern auch über die Kommunalwahl hinaus bleiben.

Das Bild von Menschen der Öffentlichkeit wird von Medien „hergestellt“ – im wörtlichen und im übertragenen Sinn. Die Realität ist die, dass nur wenige einen Bürgermeister persönlich kennen. Das ist Teil der Wirklichkeit und war schon immer so. Treffen mit einem „Verwaltungsleiter und kommunalem Wahlbeamten auf Zeit“: Wolfgang Gebing, „Baujahr“ 1964, ist seit 2020 Bürgermeister der Stadt Kleve. Ein Treffen im Café des Museums Kurhaus Kleve.

Gebing war kürzlich in Amsterdam – traf dort den niederländischen König. Grund: Die Ausleihe der Minerva für eine Ausstellung. Wie war`s beim König? „Imposant war das schon.“ Kann man was lernen von der Majestät? „Im Grunde genommen nicht“, sagt Gebing und man spürt: Das ist keine selbstgefällige Antwort. König ist mal ein anderer Job. „Spannend fand ich allerdings, dass sich in den Niederlanden – was ich übrigens nicht zum ersten Mal erlebt habe – die Redner in der Regel erfreulich kurz fassen.“ Könnte man also doch was lernen ...?

Da ist einer gestern noch Anwalt und einen Tag später Bürgermeister. Was ist der größte Unterschied? „Ich würde sagen, dass man als Bürgermeister – mehr als bei einer anwaltlichen Tätigkeit – unterstützt wird. Da sind beispielsweise die Fachbereichsleiter und das sind die Spezialisten.“ Am Ende steht zwar unter einem Bauantrag der Name des Bürgermeisters, aber das ist dann eben nicht das Werk eines Solisten.“

Klingt so, als sei Kommunikation ein irgendwie zentrales Ding. „Ich denke, das muss man präziser fassen, denn Kommunikation kann ja auch komplett falsch laufen. Im Studium habe ich einen zentralen Satz gelernt: ‚Nihil est sine ratione‘.“ Übersetzung: Nichts ist ohne Grund. Bedeutet? „Es ist am Ende keine Sache von ‚Ich bin wichtiger als du und daher bestimme ich wie es gemacht wird.‘ Es geht darum, die Dinge zu erklären. Und damit wir uns nicht falsch verstehen: ‚Das haben wir schon immer so gemacht‘ ist keine wirklich gute Erklärung, denn die Dinge und die Zeiten ändern sich. Manchmal gehört es einfach dazu, Menschen auch die Möglichkeit zu geben, eigene Erfahrungen zu machen. Da ist dann ein ‚daswarschonimmerso‘ nicht wirklich das probate Mittel.“

Manchmal erlebe er, so Gebing, dass es in einem Büro Knatsch gebe. „Da wird dann nur über Emails kommuniziert. Die Leute sprechen nicht. Irgendwann finde ich mich dann im CC einer Mail wieder. Da ist das Ganze dann oft schon eskaliert. Das Erste, was ich dann mache: Die Leute an einen Tisch holen. Reden. Das ist wichtig. Man könnte viel Knies vermeiden, wenn früher Auge in Auge kommuniziert würde. Problem benennen, Meinung austauschen, Lösung entwickeln. Mit Rechthabenwollen kommst du nicht weit.“

Gebing ist ein Mann der Ich-Botschaft. „Es ist schon ein Unterschied, ob einer – zum Beispiel in Bezug auf Kunst – sagt ‚Ich kann damit nichts anfangen‘, oder ob daraus ein Pauschalurteil nach dem Motto ‚Was für ein Quatsch‘ wird. Das gilt aber eben nicht nur für Äußerungen über Kunst. Das ist dann im Alltag nicht anders.“ Apropos Kunst: Ist es ein Verlust, dass sowohl das Museum Kurhaus als auch Haus Koekkoek derzeit nicht ‚begehbar‘ sind? „Das ist natürlich eine Katastrophe, aber das war so nicht geplant.“ Und noch was zur Kunst. In den Niederlanden ist in den Museen meist ziemlich was los. Hierzulande – Blockbuster-Ausstellungen ausgenommen – ist der Besuch oft eher ‚mau‘. Wie kann das sein? „Das lässt sich natürlich nicht pauschal beantworten, aber es hat auf jeden Fall auch mit der miederländischen ‚Museumkaart‘ zu tun. Man kauft sich die Karte und hat danach zu den meisten Museen freien Eintritt. Da geht man natürlich schneller mal einfach in eine Ausstellung. Wir haben angefragt, ob unsere Klever Museen, die ja sehr grenznah sind, auch in diesen Verbund können.“ Und? „Geht leider nicht.“ Verwaltungsgründe? „Ja, genau.“ Scheint aber so zu sein, als würde Kleves erstem Bürger die Kunst etwas bedeuten. „Ja, auf jeden Fall, aber das heißt eben nicht, dass ich mit allem etwas anfangen kann.“

Scheint auch so, als würde dem Juristen Gebing das Bürgermeisteramt etwas bedeuten. „Es geht nicht um das Amt als Amt. Was ich aber sagen kann: Was ich da mache, füllt mich aus.“

Kommt es eigentlich vor, dass der Bürgermeister auf der Straße angesprochen wird? „Durchaus, und ich finde das auch gut. Was mir aufgefallen ist: Die Klever sind eher zurückhaltend. Wenn man angesprochen wird, dann eher durch die Woche. Erstaunlich, oder? Und wenn ich am Wochenende angesprochen werde, sagen die Leute am Ende: ‚Ich melde mich dann Anfang der Woche noch mal bei Ihnen‘.“ Gibt es ein „No-Go“? „Auf jeden Fall. Der frühere Stadtdirektor Manfred Palmen hat mir mal gesagt: ‚Niemals etwas versprechen.‘ Das ergibt Sinn. Man kann sagen: Ich werde mich kümmern, aber Versprechungen machen? Niemals.“

Kleves erster Bürger Wolfgang Gebing würde im September gern für eine zweite Amtszeit gewählt werden und dann 2029 die LaGa eröffnen. NN-Foto: Rüdiger Dehnen