Das „Gesicht“ der Sonderausstellung: Der Genius des Senats vom städtischen Forum in Mérida. Foto: Axel Thünkel/DGPh
3. Oktober 2024 · Xanten

Das „spanische Rom“ gastiert in Xanten

Sonderausstellung „Auguste Emerita“ bis 12. Januar im APX zu sehen

XANTEN. Die Sonderausstellung „Auguste Emerita“ des LVR-Archäologischen Parks Xanten bringt noch bis zum 12. Januar den Glanz des „spanischen Rom“ an den Niederrhein. Überlebensgroße marmorne Statuen, prächtige Mosaikböden und filigraner Goldschmuck geben einzigartige Einblicke in das pulsierende Leben und die wechselvolle Geschichte der antiken Metropole im Südwesten Spaniens.

Im Jahr 25 vor Christus gründete der römische Kaiser Augustus im Südwesten des heutigen Spanien eine Stadt, der er seinen Namen gab: Colonia Augusta Emerita. Rasch stieg sie zur Hauptstadt der neu gegründeten Provinz Lusitania auf, später wurde von dort aus die gesamte Iberische Halbinsel verwaltet. Den Bewohnern der Augusta Emerita fehlte es an nichts: Aquädukte brachten frisches Wasser in die Stadt, während in der Arena Gladiatorenkämpfe und im Circus spektakuläre Wagenrennen stattfanden. Waren aus allen Teilen der bekannten Welt strömten täglich über die zwei großen Handelsstraßen und den Hafen in die Stadt. Für fast ein halbes Jahrtausend lang blieb Augusta Emerita, das heutige Mérida, das blühende Zentrum einer der reichsten Provinzen des Imperiums.

Mit dem Ende der römischen Herrschaft kam es zu Veränderungen, die Stadt blieb jedoch weiterhin bedeutend: Sie wurde zu einem wichtigen christlichen Wallfahrtsort und war zeitweise sogar Residenz der westgotischen Könige. Um 713 wurde der Ort von arabisch-islamischen Truppen erobert und in das Reich von al-Andalus eingegliedert. Die Spuren dieser bewegten Vergangenheit sind in Mérida, der Hauptstadt der heutigen autonomen Region Extremadura, noch immer sehr präsent. Die gut erhaltenen Überreste von Aquädukten und die römische Brücke über den Guadiana, mehrere Tempel, das Theater, das Amphitheater und der monumentale Circus gehören seit 1993 zum Unesco-Welterbe.

Mehr als 200 Leihgaben

Mit der Sonderausstellung Auguste Emerita widmet sich der LVR-Archäologische Park Xanten als erstes Museum außerhalb Méridas umfassend der Geschichte und Archäologie der Stadt. Über 200 ausgewählte Leihgaben, von denen die meisten erstmals außerhalb Spaniens zu sehen sind, bringen das römische Hispanien an den Niederrhein. Die faszinierenden Funde aus den Ausgrabungen der spanischen Antikenbehörden gewähren Einblicke in den Alltag der damaligen Bevölkerung. Kunstvolle und detailgetreue Lebensbilder zeigen die römische Blütephase von Augusta Emerita anhand ausgewählter Beispiele und erwecken die antiken Prachtbauten zum Leben.

Ein haptisches Modell macht die Stadt mit den Händen erfahrbar. Darüber hinaus laden Hörstationen dazu ein, mehr über das Leben einzelner Bewohner zu erfahren und Augusta Emerita aus deren Sicht kennenzulernen. So berichtet eine junge Lusitanierin von den Annehmlichkeiten, die das Leben in der römischen Metropole mit sich bringt, aber auch von ihren Sorgen, ihre einheimischen Traditionen im neuen Umfeld aufgeben zu müssen. Ein Veteran der Legionen erinnert sich noch gut an die harten Kämpfe, die der Errichtung der Stadt vorangingen, und bringt seinen Wunsch nach Frieden zum Ausdruck.

Kinder können die Geschichte von Augusta Emerita mit einem Entdeckerheft auf einer Rätseltour durch die Ausstellung erkunden. Offene Führungen, Mitmachaktionen, Vorträge und ein Highlight-Wochenende mit römischen Darstellern runden das Angebot ab.

Die in enger Kooperation mit dem Museo Nacional de Arte Romano in Mérida entwickelte Ausstellung wurde eigens für die Präsentation im LVR-Archäologischen Park Xanten erstellt und ist dort bis zum 12. Januar im neu errichteten APXplore zu sehen. Als weitere Leihgeber sind das LVR-LandesMuseum Bonn, die Junta de Extremadura und das Consorcio de la Ciudad Monumental in Merida beteiligt. Für die Sonderausstellung gelten die regulären Eintrittspreise und Öffnungszeiten.

Ein reich illustrierter Begleitband zur Ausstellung ist vor Ort sowie im Buchhandel erhältlich.

Das Begleitprogramm

Offene, einstündige Führungen finden samstags um 14.30 Uhr, sonntags und feiertags jeweils um 11.30 Uhr und 14.30 Uhr statt, Erwachsene zwei Euro zuzüglich Parkeintritt, Kinder zahlen einen Euro.

Offene Führungen in deutscher Gebärdensprache finden statt am Sonntag, 20. Oktober, und Samstag, 11. Januar, jeweils um 14 Uhr: Erwachsene zwei Euro zuzüglich Parkeintritt, Kinder ein Euro.

Buchbare Gruppenführungen in der Sonderausstellung sind für maximal 15 Personen möglich für 40 Euro.

Für Kinder von sechs bis elf Jahren gibt es immer sonntags und feiertags um 13 Uhr eine besondere Mitmachaktion: Aus den Wohnhäusern in Augusta Emerita sind zahlreiche römische Mosaiken, kunstvolle Bodenbeläge aus kleinen Steinen, erhalten. Sie erzählen vom alltäglichen Leben, aber auch von den römischen Göttern. Kinder können im Workshop ein eigenes Mosaik gestalten. Dauer: 90 Minuten, Materialkosten fünf Euro pro Person, Ort: APXplore.

Ein Highlight sind die römischen Aktionstage am Samstag und Sonntag, 7. und 8. Dezember, ab 10 Uhr im LVR-RömerMuseum und APXplore: An allen Orten feierten die Römer zum Jahresende das Fest der Saturnalien. Die Menschen verkleideten sich, beschenkten einander und speisten gemeinsam. Teilnehmer erfahren mehr über die Feierlichkeiten.

Vorträge wiederum gibt es jeweils montags 18 Uhr im LVR-RömerMuseum: 7. Oktober, „Augusta Emerita – Eine erfolgreiche Neugründung?“ mit Prof. Dr. Sabine Panzram, Hamburg (mit Volkshochschule). 28. Oktober: „Grabbauten als Selbststilisierung – Die Sepulkralarchitektur auf der Iberischen Halbinsel in römischer Zeit“ mit Dr. Philipp Kobusch, Kiel (mit Niederrhein. Altertumsverein Xanten).

Das „Gesicht“ der Sonderausstellung: Der Genius des Senats vom städtischen Forum in Mérida. Foto: Axel Thünkel/DGPh