Ein Hospiz in Emmerich ist für viele eine Herzensangelegenheit.Foto: JK
21. September 2024 · Emmerich

Das erste Hospiz für Emmerich

Grundstück am Bremer Weg bietet Platz für friedliche Sterbebegleitung im Grünen– Bau ist gestartet

EMMERICH. Ein Hospiz steht für würdevolle Sterbebegleitung und einen Raum, in dem Patienten und Angehörige in ruhiger Atmosphäre voneinander Abschied nehmen können. Bisher mussten Bürger aus Emmerich dafür immer auf Einrichtungen im Kreis Klever Umland ausweichen. Das soll in wenigen Jahren ein Ende haben. Auf einem 5.000 Quadratmeter großen Grundstück am Bremer Weg haben am Donnerstag die Bauarbeiten für ein eigenes Hospiz der Stadt Emmerich begonnen – ein Herzensprojekt für die Beteiligten.

Weil sie selbst wissen, wie es ist, einen geliebten Menschen gehen zu lassen, gründeten Kurt und Hildegard Kleintjes im Jahr 2019 die Christina-Kleintjes-Hospiz-Stiftung, benannt nach ihrer verstorbenen Tochter. So wie es in einer Erklärung der Stiftung von Pressesprecherin Gaby Boch heißt, sei aus den persönlichen Erfahrungen heraus und dem Wissen um den Bedarf an „adäquater Pflege und Betreuung eines Sterbenden, die zuhause oder in Pflegeeinrichtungen häufig nicht im notwendigen Umfang geleistet werden kann“, die Bemühung um eine Umsetzung für das erste stationäre Hospiz in Emmerich entstanden. Fast 30 Jahre zuvor hatten engagierte Emmericher die Idee der Hospizarbeit erstmalig lokal aufgegriffen und mit dem „Hospizverein“ einen ambulanten und ehrenamtlichen Pflegedienst ins Leben gerufen. Dieses Konzept soll mit dem neuen Hospiz nun final ausgeweitet werden.

Doch die Anfänge eines solchen Bauvorhabens sind nicht immer einfach: „Hinter den Kulissen wird seit Jahren daran gearbeitet, alle notwendigen Voraussetzungen für einen Hospiz-Neubau zu schaffen“, beschreibt Gaby Boch weiter. Da für die Klärung der rechtlichen Vorgaben ein Jurist von Nöten ist, schloss sich der ehemalige Stadtdirektor und Rechtsanwalt Franz Kulka der Planungen an.

Er lieferte die Kontakte, die zum Erfolg der Grundstücksicherung beigetragen haben. Einer davon ist die Erbin und ehemalige Eigentümerin des Grundstücks am Bremer Weg, Ingrid Neubert. „Ich habe Ingrid durch persönliche Umstände kennengelernt. Durch sie haben wir ein sehr schönes Grundstück bekommen, das ihr selbst viel bedeutet. Für sie war klar, dass sie es für einen guten Zweck verkaufen möchte“, erklärt Kulka. Wieder führte hier das Empfinden von Trauer zusammen, das Ingrid Neubert durch die jahrelange Herzkrankheit ihres Mannes und Kulka durch das Ableben seines Sohnes kennen. „Wenn man jemanden begleitet, der krank ist, erhält man einen speziellen Blick auf die Dinge. Ich hatte immerhin dieses 5.000 Quadratmeter große Grundstück. Es war mir eine große Freude, die Fläche für das Hospiz zur Verfügung zu stellen. Meine Familie, von der keiner mehr lebt, hätte es sehr gefreut“, ergänzt Neubert.

Aktuell befinden sich auf dem Grundstück noch Gebäude des Bauunternehmens von Jakob Eikeln, mit deren Abriss die Firma Wardthuysen bereits begonnen hat. Bis jetzt konnten aber gerade einmal 20 Prozent der Kosten für die neue Einrichtung gedeckt werden. Die Stiftung hofft dafür auf Spenden. Dann könne man auch das Gespräch mit Architekten und Experten aus der Branche suchen, um das Hospiz warm und friedvoll zu gestalten. Vorgestellt haben sich die Verantwortlichen ein Gebäude, das Platz für etwa zehn Zimmer mit je 30 Quadratmetern bietet.

Dazu soll es Gemeinschafts- und Funktionsräume sowie Übernachtungsmöglichkeiten für Angehörige und Büros für Mitarbeitende geben. Gestalterische Aspekte anderer Hospiz-Häuser, die ein Gefühl von Zuhause vermitteln, seien zum Beispiel große Fenster für viel natürliches Licht, eine grüne Umgebung und die Möglichkeit eines eigenen Zugangs nach draußen für jeden Patienten.

Clemens Schiffer, Arzt in der Palliativmedizin, hat tagtäglich mit unheilbar kranken Menschen und ihren Angehörigen zu tun und betont die Bedeutung von separaten Einrichtungen, die rein auf Sterbende ausgerichtet sind. „Wir erleben es häufig, dass die Patienten die meiste Zeit von ihren Angehörigen gepflegt werden, damit sie zu Hause und in gewohnter Umgebung ihre letzte Zeit verbringen können. Spätestens aber wenn ein Patient nachts alle 20 Minuten umgelagert werden muss, weil er vom liegen sonst Druckstellen erhält, sind die Angehörigen ganz schnell am Ende. Es ist eine riesige Erleichterung, wenn Sterbende an einen Ort kommen, an dem sie Ruhe und Gelassenheit erfahren und von geschultem lieben Personal betreut werden.“ So käme ein Hospiz jedem zu Gute; Angehörige seien ausgeschlafen und könnten ihre kranken Familienmitglieder dadurch viel Aufmerksamer und liebevoller auf ihrer letzten Reise begleiten, ergänzt Hildegard Kleintjes.

Wann das Hospiz seinen Betrieb aufnehmen wird, ist noch nicht klar. Für den Bau des Hospiz-Gebäudes ist die Christina-Kleintjes-Hospiz-Stiftung verantwortlich. Bereits während der Bauphase soll mit Blick auf schnellere Einscheidungsabläufe eine Betriebsgesellschaft gegründet werden, die speziell geschultes Personal einstellen und die notwendige Ausstattung beschaffen kann. Die anfallenden Behandlungskosten für Patienten werden zu einem Großteil von den Krankenkassen übernommen.Jacqueline Kurschatke

Ein Hospiz in Emmerich ist für viele eine Herzensangelegenheit.Foto: JK