Mit einem Blumenstrauß begrüßten Nicolas Baron von Steengracht (l.), Vorstandssprecher der Stiftung Museum Schloss Moyland, unddie künstlerische Direktorin Antje-Britt Mählmann den neuen Verwaltungsdirektor Alexander von Keyserlingk. NN-Foto: HF
12. Oktober 2024 · Bedburg-Hau

Das Empfehlungsmarketing

Am kommenden Mittwoch wird Moylands neuer Verwaltungsdirektor seinen Dienst antreten

MOYLAND. Natürlich werden Führungsposten nicht nach Inaugenscheinnahme des Hausnamens vergeben, aber dass der neue Verwaltungsdirektor für das Museum Schloss Moyland – am kommenden Mittwoch wird er seinen Dienst antreten –Alexander von Keyserlingk heißt, ist – wie soll man sagen – zumindest ein schöner Zufall.

Im Rahmen einer Pressekonferenz stellte sich „der Neue“ am Verwaltungsruder erst einmal vor. „Ich komme ursprünglich aus dem Einzelhandel.“ Einzelhandelsbeiname: Herrenmode. Zweiter Beiname: hochpreisig. In von Keyserlingks Berufsleben ging es (man sehe das Folgende positiv) turbulent zu. Stoßrichtung: aufwärts. Eine der Keyserlingk-Stationen: Manufactum. Der Mann stieg ein, als es für Manufactum darum ging, außerhalb des Katalogischen ins direkte Kundengeschäft einzusteigen. Auch zu nennen: Das KaDeWe in Berlin. Nach Manufactum machte sich Keyserlingk als Berater selbstständig. „Das war eine Zeit mit viel Freiheit“, blickt Keyserlingk zurück und fügt hinzu: „Aber eben auch schwer planbar.“

Dann der Anruf aus Weimar. In der Tischvorlage zu von Keyserlingks Vorstellung heißt es: „Der in Berlin aufgewachsene und seit über 20 Jahren in Dorsten lebende Alexander von Keyserlingk war Geschäftsführer der Museumsshop GmbH in Weimar, einer Tochtergesellschaft der Klassik Stiftung Weimar. Er verfügt über jahrzehntelange Erfahrung in Leitungsfunktionen im Einzelhandel, in der Wirtschafts- und Finanzplanung sowie Investitionsplanung und -finanzierung und hat zuletzt auch eine Museumsservicegesellschaft mit 150 Mitarbeiter:Innen für die Klassik Stiftung Weimar auf- und ausgebaut.“

Es gibt also ein museales Vorleben. Der Neue sagt zum Thema Kunst und Museum: „Ich bin kunstinteressiert, aber kein Kunstkenner.“ Macht nichts, denn dazu gibt es in Moyland die künstlerische Direktorin Antje-Britt Mählmann, deren Arbeit Keyserlingk wie auch Nicolas Baron von Steengracht – seines Zeichens Sprecher des Vorstands der Stiftung Museum Schloss Moyland – als „hervorragend und innovativ und voll mit frischem Spirit“ bezeichnen.

Natürlich hat der Neue Ziele. „Für uns wird es wichtig sein, die Erwartungen unseres Publikum nicht nur zu erfüllen, sondern zu übertreffen.“ Das wichtigste Element für die Bekanntheit des Hauses sei „das Empfehlungsmarketing. Unsere Besucher müssen uns weiterempfehlen. Das ist etwas, was Sie mit keiner Kampagne erreichen können und das ist ein bedeutender Faktor“.

Am 1. Mai machte Keyserlingk einen Abstecher ins Museum. „Man bringt ja Moyland mit dem Namen Beuys ins Verbindung. Ich dachte mir also: Fragst du mal nach einer Beuys-Biografie.“ Überraschung: Es gab keine. „Nicht etwa, weil die gerade ausverkauft war. Es gab einfach nichts.“ Nur ein Randeindruck für einen, der – siehe oben – Geschäftsführer einer Museumsshop GmbH, nein, nicht einer, sondern der Museumsshop GmbH der Klassik Stiftung Weimar war. Merke: Luft nach oben ist immer.

Von Keyserlingk spricht, wenn es um das Marketing geht, vom „Besuchererlebnis“, er spricht davon, dass die Veranstaltungen im Park qualitativ zum Bild Moylands passen sollten; dass es nicht nur darum gehen kann, dass der Park „ausgebucht“ ist.

Er spricht aber auch von neuen Perspektiven und Kundenbindung und Erlebnisfaktoren – alles irgendwie Kernbegriffe in Sachen Marketing, die Keyserlingk zusammen mit dem Team wird mit Inhalten füllen müssen.

Überhaupt: das Team. „Es geht mir um Vertrauen und darum, dass wir alle hier gemeinsam entspannt an der und für die Sache arbeiten.“ Die Sache: das Museum Schloss Moyland. Irgendwie stimmt der Zeitpunkt für den Neuen. Demnächst wird Moyland das langersehnte (Schau-)Depot bekommen. Da wird viel zu tun sein.

Wie sieht es eigentlich mit dem Wohnort aus? „Ich werde hier ein Apartment haben, das ich die Woche über nutze.“ Hauptwohnsitz bleibt also Dorsten. Trotzdem ist das Vor-Ort-Sein Teil der Keyserlingk-Strategie, „denn es geht unter anderem darum, das Lokalkolorit kennen zu lernen“.

Ein Dank des Neuen ging an Birgit Heuvelmann, die stellvertretende Verwaltungsleiterin, die in der Interimszeit (nach dem Weggang von Julia Niggemann)) zusammen mit Antje-Britt Mählmann das Museum geleitet und vertreten hat. „Ich habe auch schon die erste Visitenkarte erhalten, die ich allerdings, bevor ich sie aus der Hand geben werde, erst einmal meiner Frau zeigen möchte.“ Keyserlingk wurde mit einem Blumenstrauß empfangen. Auch der wird wohl in Dorsten bei Keyserlingks Frau „landen“, denn „die wird mich in Zukunft die Woche über entbehren müssen.“ Der Plan „mit Sack und Pack an den Niederrhein zu ziehen“, ist – siehe oben – erst einmal nicht in Sicht.

Bleibt zu wünschen, dass Moylands Direktorenteam gut zusammenarbeitet.

Mit einem Blumenstrauß begrüßten Nicolas Baron von Steengracht (l.), Vorstandssprecher der Stiftung Museum Schloss Moyland, unddie künstlerische Direktorin Antje-Britt Mählmann den neuen Verwaltungsdirektor Alexander von Keyserlingk. NN-Foto: HF