
Calma und die Strickereien
„Film und Faden“, eine neue Filmreihe, startet am Sonntag, 18. Mai, in den Tichelpark Cinemas in Kleve
KLEVE. In Zürich tun sie es, in Helsinki, in Tokio und demnächst ... auch in Kleve. Wovon die Rede ist? Ach ja: vom Stricken. Zu reden ist allerdings nicht vom heimeligen Stricken in der Küche oder im Wohnzimmer. Die Rede ist von Strickereien im Lichtspieltheater. Jawohlja.
Stricken im Kino. „Warum denn auch nicht?“, fragt Reinhard Berens. Die Frage: irgendwie rhetorisch. Die Sache mit der Kinostrickerei scheint um sich zu greifen und ist doch so einfach. Man nehme: Einen (möglichst aktuellen) Kinofilm und lösche während der Vorführung das Licht im Saal nicht vollständig, verteile noch dazu Nackenleuchten an ‚Bedürftige‘ und fertig ist das Kino-Event der anderen Art.
Es ist an der Zeit, von Calma zu sprechen. Calma ist drei Jahre alt und des Strickens nicht mächtig – ganz im Gegensatz zu ihrem Frauchen (darf Mann so schreiben?) Aija Samina-Edelhoff. Die ist ihres Zeichen an der VHS Kleve zuständig für Pädagogik, Psychologie, Gesundheit, Entspannung, Gymnastik, Kunst und Kultur. Was das mit dem Stricken zu tun hat? Alles. Stricken beruhigt, ist für manche irgendwie auch Meditation, sorgt für Entspannung (für Könnende) und ist für Lernende bisweilen auch Gymnastik (im Kopf und mit den Händen).
Was aber hat um Hundehimmelswillen Calma mit der neuen Reihe „Film und Faden“ zu tun, deren Auftakt am Sonntag, 18. Mai, zwischen 12 und 15 Uhr in den Tichelpark Cinemas in Kleve stattfindet? Nun ja – es geht zurück zu Aija Samina-Edelhoff. Die nämlich ist VHSlicherseits für „Film und Faden“ zuständig. Ihr Angang: „Wenn wir stricken, tun wir das häufig in erster Linie für uns oder gute Freunde und Verwandte. Ich habe mich dann gefragt, ob wir nicht auch für Tiere stricken könnten?“ Die sind nun mal nicht in der Lage, mal eben so die eigene Schmusedecke herzustellen. So entstand – quasi mirnichts tiernichts – die Idee „Wärme schenken. Decken für den Tierschutz.“ Calma ihrerseits äußert sich nicht. Sie schaut ihrer Aija zu, die von Filmen und Fäden erzählt. „Als ich die Idee zu dem Projekt hatte, habe ich mich zuerst einmal gefragt, wen ich diesbezüglich anrufen könnte.“ Ziemlich schnell kam Samina-Edelhoff auf Ralf Seeger. Der Tierschützer aus Kranenburg – durch Film und Fernsehen längst bekannt wie ein bunter Hund – war von der Idee begeistert. Samina-Edelhoff: „Wir stricken also für den guten Zweck. Unsere Decken sind für Tiere, die das Team von Ralf Seeger täglich retten und ins neue Leben begleitet.“ Zu nennen wäre jetzt „Helden für Tiere“. Die Aktion hat Vorbildwirkung. Das Motto: Anpacken, verändern, verbessern. Samina Edelhoff: „Das gilt auch für unsere Auftaktveranstaltung. Durch unsere Aktion möchten wir ‚Helden für Tiere‘ unterstützen und den Tieren auf diese Weise etwas Wärme schenken.“ Man bildet sich ein, dass Calma Frauchens Worte gefallen und denkt sich ein zustimmendes Nicken.
Was noch zu klären wäre: Welcher Film wird eigentlich das Stricken hintermalen? Nun denn – nicht weniger als ein Oscar-prämierter Animationsfilm namens „Flow“, zu dem Samina-Edelhoff (mehr als Calma) eine besondere Beziehung spürt, denn der Regisseur ist ein (lettischer) Landsmann. „Wissen Sie, Lettland ist ja kein großes Land. Wenn da jemand einen Oscar bekommt, feiern wir alle mit.“ Nun ist ein Oscar zwar bedeutend, aber da wäre noch etwas: „Flow“ (Regisseur: Gints Zilbalodis) erzählt die Geschichte einer schwarzen Katze, die nach einer verheerenden Flut Zuflucht auf einem Boot findet und zusammen mit anderen Tieren eine Reise durch eine überflutete Welt unternimmt.“ Was Reinhard Berens an dem Film (unter anderem) gefällt: „‘Flow‘ erzählt eine Geschichte und kommt dabei völlig ohne Sprache aus. Jeder kann sich diesen Film ansehen und verstehen.“
Da passt, denkt man, wirklich alles zusammen. Die Auftaktveranstaltung von „Film und Faden“ ist für alle Besucher kostenlos. Und: Auch Stricknovizen sind willkommen. Samina Edelhoff: „Wenn jemand stricken möchte und das noch nicht kann, bitte bei uns melden. Wir bringen Ihnen das gern bei.“ Das ist doch mal ein Wort. Calma macht sich fürs Shooting bereit: Bitte recht freundlich!
Aija Samina-Edelhoff und ihre Hündin Calma. NN-Foto: HF