Der Reichswald bei Kleve – für den BDF ist er als Nationalpark nicht geeignet. Foto (Archiv): Ton Peters
21. Oktober 2024 · Kleve

BDF: Statt Reichswald besser ein Moornationalpark

Bund Deutscher Forstleute NRW sieht „sinnvollen Schritt für Naturschutz“

NIEDERRHEIN. Die im Bund Deutscher Forstleute Nordrhein-Westfalen (BDF NRW) organisierten Förster setzen sich seit vielen Jahren für den Schutz der Wälder ein und verbinden dabei ökologische, soziale und wirtschaftliche Funktionen des Waldes miteinander. Angesichts des Klimawandels fordert der BDF NRW die Einrichtung eines Moornationalparks in Nordrhein-Westfalen, anstelle eines Nationalparks Reichswald.

Moore sind besondere Ökosysteme, die eine wichtige Rolle im Klimaschutz spielen. Sie speichern große Mengen an Kohlenstoff und tragen so dazu bei, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. Moore regulieren auch den Wasserhaushalt und helfen dabei, Überschwemmungen zu verhindern. Darüber hinaus bieten sie einen Lebensraum für seltene Tiere wie den Kranich und den Moorfrosch sowie für spezialisierte Pflanzen wie Torfmoose und den Sonnentau. „Ein Moornationalpark würde nicht nur die biologische Vielfalt schützen, sondern auch eine Vorreiterrolle im Klimaschutz übernehmen“, teilt der BDF NRW mit. „Die Einrichtung eines solchen Schutzgebiets wäre ein starkes Zeichen für den Klimaschutz und würde das Bewusstsein der Menschen für die Bedeutung der Moore stärken.“

Der Erfolg des Nationalparks Eifel und des Nationalparks Bayerischer Wald zeigt, wie wertvoll die Arbeit der Förster für den Schutz der Natur ist. Der Nationalpark Eifel, der 2004 gegründet wurde, hat sich zu einem naturnahen Lebensraum entwickelt, in dem seltene Arten ein Zuhause gefunden haben. Der Bayerische Wald, Deutschlands erster Nationalpark, zeigt seit 1970, wie erfolgreich das Prinzip „Natur Natur sein lassen“ sein kann. Diese Beispiele verdeutlichen, wie Förster mit ihrer Erfahrung zur Entwicklung von Nationalparks beitragen können.

Nicht jeder Wald sei für die Ausweisung als Nationalpark geeignet. Der Reichswald bei Kleve, der als möglicher Standort für einen neuen Nationalpark ins Gespräch gebracht wurde, erfülle die notwendigen Anforderungen nicht. „Der Reichswald ist zu klein und hat nicht die naturschutzfachliche Einzigartigkeit, die ein Nationalpark benötigt“, erläutert Fred Josef Hansen, Landesvorsitzender des BDF NRW. Darüber hinaus sei der Reichswald durch Kriegszerstörungen und Reparationshiebe stark geschädigt worden und bis heute von Nachkriegsaufforstungen geprägt. Der notwendige aktive Waldumbau benötige Zeit und forstlichen Sachverstand. Dies sei eine Generationenaufgabe, die der Idee eines Nationalparks als unberührte Wildnis oder als eine Fläche, die sich selbst zum „Urwald von Morgen“ entwickelt, nicht gerecht werde.

Zu großer Aufwand

Obwohl die Situation im Nationalpark Eifel teilweise vergleichbar sei, sei der Aufwand für den Waldumbau im Reichswald aufgrund der standörtlichen Bedingungen deutlich höher und langwieriger. Wenn der Reichswald als naturschutzfachlich geeignet für die Ausweisung als Nationalpark angesehen werde, könne praktisch jedes größere Waldgebiet als geeignet betrachtet werden. Dies würde zu einer Beliebigkeit führen und den Nationalparkgedanken verwässern. Stattdessen sollte man auf Gebiete setzen, die wirklich das Potenzial haben, den Nationalpark-Gedanken sinnvoll umzusetzen – wie ein Moornationalpark.

Ein sozial wichtiger Punkt sei die Rolle des Reichswaldes für die Trinkwasserversorgung. Der Wald erfülle nicht nur ökologische und wirtschaftliche Aufgaben, sondern auch wichtige soziale Funktionen. Er sorge für sauberes Trinkwasser und eine sichere Versorgung, auch für zukünftige Generationen. „Mehr als 100.000 Menschen im Kreis Kleve beziehen ihr Trinkwasser aus dem Reichswald. Ob der Neubau oder die Modernisierung von Anlagen und Brunnen aufgrund neuer EU-Vorschriften langfristig möglich sein wird, ist in einem Nationalpark jedoch nicht gewährleistet. Ein einfacher Bestandsschutz reicht hier nicht aus. Wir wollen, dass die Trinkwasserversorgung auch für kommende Generationen gesichert bleibt“, teilt der BDF NRW weiter mit.

Mit der Forderung nach einem grenzüberschreitenden Moornationalpark in Zusammenarbeit mit Niedersachsen setze der BDF NRW „ein klares Zeichen für eine nachhaltige Zukunft. Ein solcher Nationalpark würde nicht nur die Wiederherstellung wertvoller Ökosysteme unterstützen, sondern auch als Bildungs- und Forschungsstätte dienen. Hier könnten Besucher und Wissenschaftler die faszinierende Natur der Moore kennenlernen und deren Bedeutung für das ökologische Gleichgewicht verstehen.“

Der BDF NRW hofft, dass dieser Vorschlag eine breite Diskussion über die Zukunft des Naturschutzes in Nordrhein-Westfalen anstößt. „Jetzt ist die Zeit für visionäre Projekte, die langfristig sowohl der Natur als auch den Menschen zugutekommen“, betont Hansen abschließend. „Ein Moornationalpark wäre ein wichtiger Schritt, um den Wert unserer einzigartigen Landschaft zu bewahren und aktiv für den Klimaschutz einzutreten.“

Der Reichswald bei Kleve – für den BDF ist er als Nationalpark nicht geeignet. Foto (Archiv): Ton Peters