Sascha Brinke ist seit fast 25 Jahren Fachkraft für Hafenlogistik in Emmerich. NN-Foto: Thomas Langer
23. Oktober 2024 · Niederrhein

Arbeiten am Tor zur Welt

Als Fachkraft für Hafenlogistik hantiert Sascha Brinke mit großen Maschinen

NIEDERRHEIN. Nur noch ein gutes halbes Jahr und Sascha Brinke feiert ein ganz besonderes Jubiläum: Seit 25 Jahren wird der 46-Jährige dann bei Contargo am Emmericher Hafen tätig sein. „Ich bin also quasi lebendes Inventar“, sagt der Mann mit der grellen Warnweste. Immer mit frischer Luft in den Lungen und einer angenehmen Brise auf der Haut arbeitet er am Containerterminal als Fachkraft für Hafenlogistik – und verantwortet wahrhafte Superlative.

Das zeigt sich nicht nur an den großen und vor allem hoch gestapelten Containern. Die Tonnen wollen natürlich erst einmal bewegt werden. Wenn man daher eines für den Beruf mitbringen sollte, dann Verantwortungsbewusstsein und einen Hang zu großen Maschinen. „Ich schiebe meist bunte Büchsen von A nach B“, antwortet Brinke salopp auf die Frage nach seinem Alltag. Dahinter steckt jedoch eine ausgeklügelte, fachgerechte Logistik mithilfe des turmhohen Krans: Er holt die Container aus den Schiffen, sortiert sie nach Kunden und stellt sie gemäß der Abrufdaten so auf, dass sie den Terminen entsprechend so abgerufen werden können, dass sie pünktlich beim Kunden ankommen. Dabei immer im Blick: der zur Verfügung stehende Platz, um die nächsten Ein- und Ausgänge überhaupt handhaben zu können.

„Ich bin aber auch Ausbilder für den Beruf“, ergänzt Sascha Brinke. Viel Unterstützung bekommt er dabei von seinem Kollegen Malte Kossack, der selbst Ausbilder im kaufmännischen Bereich ist. „Dafür bin ich sehr dankbar. Allein kann man so etwas nicht managen. Als Duo ergänzen wir uns perfekt.“ Doch selbst ein alter Hase wie Brinke hat die Möglichkeit, noch mehr aus seinen Fähigkeiten herauszuholen: Noch dieses Jahr möchte er gerne Ausbilder für Stapler (Großgeräte) werden – ein anderes Beispiel dafür, welches schwere Gerät am Hafen Verwendung findet.

Quereinstieg? Na klar!

Klassischerweise erfolgt der Einstieg als Fachkraft für Hafenlogistik über eine dreijährige Ausbildung, Berufsschulen dafür gibt es aber nur zwei in ganz Deutschland: in Hamburg und in Duisburg. Möglich ist aber auch ein Quereinstieg, für den es nicht zwingend Vorwissen braucht – nur Interesse an Logistik und Großgeräten sollte man mitbringen, wie auch die Fähigkeit zu strukturiertem Denken und vorausschauender Planung – und schwindelfrei muss man natürlich ebenfalls sein.

Das beste Beispiel für den gelungenen Quereinstieg ist der gebürtige Emmericher selbst. „Ich komme eigentlich aus der Berufskraftfahrerbranche“, sagt Brinke. Wegen seiner beiden Kinder und der langen Tage entschied er sich damals jedoch dazu, nach einem geregelteren Beruf Ausschau zu halten. Durch einen Job bei einem Spediteur entstand schließlich der Kontakt zu seinem jetzigen Arbeitgeber. „Dort bin ich dann eine Zeit lang einem Mix aus LKW- und Staplerfahren nachgegangen.“ Anderthalb Jahre später kam er dann zum ersten Mal mit dem Kran in Berührung. „Somit habe ich dann das Kranfahren von der Pike auf gelernt.“

Über die Jahre sind ihm dabei einige ganz besondere Aufträge untergekommen: „Eine Zeit lang haben wir hier zum Beispiel ein Schiff gekrant.“ Im Frühjahr habe man sie zu Wasser gelassen, in Richtung Winter wieder herausgeholt.

Flexibles Arbeiten

Dass er seiner Arbeit und seinem Arbeitgeber so lange die Treue gehalten hat, liegt einerseits am Betriebsklima: „Das Rhein-Waal-Terminal, wie es damals noch hieß, hat mich angesprochen, weil alles sehr familiär gehalten wird. Wenn man als Subunternehmer gekommen ist, hat man den Zusammenhalt wirklich gespürt.“ Der andere Grund ist die Arbeit selbst: „Ich kann draußen arbeiten und bin nicht permanent in einer Halle. Ich bin ein Mensch, der die frische Luft zwischendurch braucht.“ Ebenso könne man sich freier entfalten und flexibler arbeiten. „Das Aufgabenspektrum umfasst nicht nur den Kran oder nur den Stapler. Wir unterstützen auch die Kollegen in anderen Bereichen.“ Das kann zum Beispiel beim Grünschnitt passieren oder in der Reparaturabteilung: Die Container setzt man im Emmericher Hafen nämlich auch für die Kunden instand und reinigt sie.

Wer möchte, darf sich auch spezialisieren. „Es gibt Kollegen, die möchten gerne auf den Kran, andere möchten ihren Schwerpunkt auf die Zugmaschine legen. Wieder andere fahren LKW oder setzen die Container in Stand“, nennt Malte Kossack einige Beispiele.

Der Hafen im Wandel

Dabei steht die Zeit auf dem Terminal nie still: „Als ich angefangen bin, haben wir noch alles analog gemacht“, erinnert sich Sascha Brinke. Schiffslisten und Staupläne mit den Informationen, welcher Container wo platziert wird, habe es damals nur in Papierform gegeben. „Mit dieser Liste mussten wir die Container auf dem Terminal suchen und haben dann den jeweiligen Stellplatz dazugeschrieben, damit wir sie auch in der Dämmerung finden und aufs Schiff setzen konnten.“ Heute würden die Listen und Pläne digital geführt.

Auch der Komfort habe merklich zugelegt: „Die Krananlagen hatten früher keine Klimaanlagen. Heute sind sie voll klimatisiert, mit einem Radio ausgestattet und auch die Sitze sind immer besser geworden. Rückenfreundlicher und mit mehr Einstellmöglichkeiten.“ Auch von der Zukunft hat er eine klare Vorstellung. Brinke ist sich sicher, dass die Krananlagen irgendwann nicht mehr aus der Kabine, sondern aus einem Bürocontainer heraus gesteuert werden. „In diesem Beruf herrscht immer ein Wandel“, betont er. Das gelte auch für die Geräte im Umschlagsbereich, die durch die Technik viel moderner und benutzerfreundlicher geworden seien.

Besonders zukunftsträchtig scheint der Job als Fachkraft für Hafenlogistik nicht nur mit Blick auf die Wirtschaft und Versorgung zu sein, sondern auch auf den Naturschutz. Vergleicht man nämlich die Binnenschifffahrt damit, wie viele LKW für dieselbe Frachtmenge nötig wären, spielt sie bei der Klimabilanz ganz vorne mit. „Man tut etwas gegen den Klimawandel“, sagt Sascha Brinke und ergänzt: „Manche Schiffe nutzen heute einen Hybridantrieb. Einige fangen sogar damit an, in der Talfahrt bei Wind mit Segel zu fahren.“

Schweres Gerät wie dieser Stapler gehört zum Alltag dazu. NN-Foto: Thomas Langer

Schweres Gerät wie dieser Stapler gehört zum Alltag dazu. NN-Foto: Thomas Langer Foto: Thomas Langer

Sascha Brinke ist seit fast 25 Jahren Fachkraft für Hafenlogistik in Emmerich. NN-Foto: Thomas Langer