
Alpens neuer Pfarrer Florian Specht: „Jeder Mensch ist eine VIP“
Pfarrer Florian Specht wurde in Alpen und Bönninghardt in seinen Dienst eingeführt
ALPEN. Seit eineinhalb Monaten ist er jetzt Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinden Alpen und Bönninghardt. „Ich habe in der KiTa und im Seniorenheim schon erste Gottesdienste gefeiert, habe Geburtstagsbesuche bei allen Menschen über 75 Jahre gemacht, ich habe Menschen in den verschiedenen Ortsteilen kennengelernt, die katholische Kollegen – und überall eine große Freundlichkeit und Offenheit erlebt,“ freut sich Florian Specht. „Ich will für alle Generation da sein und die Menschen jedes Alters begleiten. Die Kinder, die beim Erntedankfest in die Kirche kommen, die Liebenden, die ihre Ehe unter den Segen Gottes stellen, die Menschen im letzten Abschnitt ihres Lebens sowie ihre Angehörigen.“
Florian Specht, in Würzburg geboren und in Erkelenz aufgewachsen, hat den Glauben von klein auf in der Baptistengemeinde kennengelernt, wo sein Vater einen Chor gegründet und geleitet hat. Er studierte in Wuppertal und Bochum Theologie. Aber auch seine Erfahrungen im Studentenjob als Verkäufer in einer Düsseldorfer Luxusboutique haben ihn auf die Arbeit im Pfarramt vorbereitet. „Denn es ging in der Verkaufsarbeit nicht um Aufschwatzen, sondern darum, die Bedürfnisse der Menschen kennenzulernen und sie gut zu beraten, so dass sie gern wiederkommen.“
Nach seinem Vikariat in Hilden und dem Probedienst in Bad Münstereifel unterstützte er die Euskirchener Gemeinde, ging dann in den Kirchenkreis Niederberg und war dort für die Öffentlichkeitsarbeit des Kirchenkreises und als Vertretung und Unterstützung in mehreren Kirchengemeinden tätig, bevor er für 13 Jahre in Düsseldorf-Benrath das Pfarramt übernahm.
Im Alter von 50 Jahren stand für ihn die Überlegung an, seinem Lebensweg noch einmal eine neue Wendung zu geben. Er sah die Ausschreibung der Alpener Pfarrstelle, besuchte den Gottesdienst der Gemeinde und freute sich über die liturgischen Gesänge. Vollends gepackt war der Luther-Fan, als er hörte, dass die Glocken „Ein feste Burg“ erklingen ließen, eines der wichtigsten Lieder des Reformators. Er bewarb sich.
„Derzeit bin ich in der Kennenlernphase und kann noch nicht abschätzen, wie die Arbeit konkret aussehen wird“, sagt er. „Wichtig sind mir Taufen. Taufe bedeutet Gottes bedingungsloses Ja zu dem Menschen. Sie ist ein Geschenk, egal ob für Säuglinge oder Ältere. Die bedingungslose Liebe ist auch Voraussetzung, dass ich mich selbst und damit auch andere lieben kann, wie es von Jesus vorgelebt wurde.“ In Düsseldorf hat er gute Erfahrungen mit Tauferinnerungsgottesdiensten gemacht. 200 - 300 Menschen entzündeten Kerzen: dicke, dünne, lange, kurze und in allen Farben – „so verschieden, wie wir Menschen sind.“ Ob das auch etwas für Alpen sein könnte, wird sich zeigen.
Eine andere Idee, die ebenfalls auf praktischen Erfahrungen beruht, steht dagegen fest auf seiner Agenda. Er wird mehrmals im Jahr gemeinsam mit seiner Frau zum Dinner einladen. Dazu können sich Interessierte aus der Gemeinde vor Ort anmelden. „In Düsseldorf waren die Gäste überrascht, dass es nicht nur einen Eintopf gab, sondern ein aufwändiges Mehrgängemenue“, lacht er. „Es kamen Besucherinnen und Besucher, die in einer Straße wohnten, sich aber bislang gar nicht kannten. So kann Gemeinschaft und Gemeinde entstehen“, berichtet er von seinen Erfahrungen. „Für das Dinner gibt es ein Vorbild: Schon bei Jesus hatten Essen und Trinken in Gemeinschaft einen Platz und da konnten auch die teilnehmen, die in der damaligen Gesellschaft nicht geachtet worden. Jeder Mensch ist für Gott eine VIP, eine very important person.“

Am vergangenen Sonntag wurde specht in sein Amt eingeführt. NN-Foto: Theo Leie Foto: Theo Leie NiederheinNachrichten
Pfarrer Florian Specht in der Evangelischen Kirche in Alpen. Foto: Kirchenkreis Moers