Aktionsstand zu den Armutswochen NRW: Bianca Bruckmann und Daniel Krohn vom Caritasverband Geldern-KevelaerFoto: Caritasverband Geldern-Kevelaer
13. November 2025 · Niederrhein

Alles wird teurer – und für viele unbezahlbar

Caritas macht auf finanzielle Sorgen aufmerksam

GELDERLAND. Ein riesiger Kassenzettel mit Brot, Milch und Nudeln für über 100 Euro, daneben eine Wohnungsanzeige mit einer Mini-Wohnung für 1.700 Euro Miete – was Passanten in den vergangenen Tagen auf den Marktplätzen in Geldern, Kevelaer und Straelen sahen, ließ viele ungläubig staunen. Doch genau das war das Ziel der Aktion, die die Allgemeine Sozialberatung sowie die Schuldner- und Insolvenzberatung des Caritasverbands Geldern-Kevelaer im Rahmen der Armutswochen NRW veranstalteten.

„Natürlich waren die Preise auf unserem Kassenzettel überzogen“, erklärt Bianca Bruckmann von der Allgemeinen Sozialberatung. „Aber viele Menschen empfinden ihren Alltag mittlerweile genau so: Der Wocheneinkauf wird zur finanziellen Belastung, die Miete zur ständigen Sorge. Wir wollten mit der Aktion ins Gespräch kommen – und zeigen, dass man mit diesen Sorgen nicht allein ist.“

Dass diese Sorgen längst kein Randphänomen mehr sind, zeigen aktuelle Zahlen: Laut dem Statistischen Landesamt leben rund 3,2 Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen in relativer Einkommensarmut. Das entspricht einer Armutsgefährdungsquote von 17,8 Prozent. Ein Einpersonenhaushalt gilt bereits als armutsgefährdet, wenn ihm weniger als 1.290 Euro netto im Monat zur Verfügung stehen.

„Jobverlust, Trennung oder Krankheit – manchmal reicht ein einziger Einschnitt im Leben, und plötzlich wird alles zu viel“, sagt Daniel Krohn von der Schuldnerberatung der Caritas. „Wir möchten Menschen ermutigen, frühzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es gibt Wege aus der Schuldenfalle, aber der erste Schritt ist, sich zu trauen, darüber zu sprechen.“ Gerade die unkomplizierte und schnelle Unterstützung sei dabei entscheidend, betont Bruckmann: „Unsere Beratung ist kostenlos, vertraulich und für alle Menschen offen – ohne lange Wartezeiten oder bürokratische Hürden.“

Die Resonanz auf dem Marktplatz war groß: Viele Passanten blieben stehen, diskutierten über die Preise und berichteten von eigenen Erfahrungen mit steigenden Lebenshaltungskosten. Für die Caritas ein deutliches Zeichen, dass die Aktion einen Nerv getroffen hat. „Wir wollten wachrütteln, aber auch Mut machen“, sagt Krohn abschließend. „Denn es gibt Hilfe – man muss nur den ersten Schritt wagen.“

Angesichts der steigenden Nachfrage braucht es zudem eine öffentliche Diskussion, wie die Allgemeine Sozialberatung nachhaltig gesichert und weiterentwickelt werden kann. Bislang gibt es keine gesetzlich verankerte Pflicht für eine staatliche Refinanzierung einer unabhängigen Allgemeinen Sozialberatung, die aktuell vornehmlich aus Kirchenmitteln und Eigenmitteln finanziert wird. „Kommunen und Länder sollten daher zusätzlich als Finanzierungspartner ins Boot genommen werden können“, so Bruckmann.

Aktionsstand zu den Armutswochen NRW: Bianca Bruckmann und Daniel Krohn vom Caritasverband Geldern-Kevelaer Foto: Caritasverband Geldern-Kevelaer