Mit der Chronik (v.l.): Christoph Weyers, Präsident Helmut Vehreschild, Wolfgang Dahms und Vorsitzender Volker Risch. NN-Foto: Rüdiger Dehnen
7. Februar 2025 · Kleve

„Än et löppt näss en Tölleken“

Chronik zur Vereinsgeschichte erschienen: Die Kellener Brejpott Quaker feiern ihr 75-jähriges Bestehen

KELLEN. „Wej sinn de Brejpott-Quaker van denn alde Rhin...“ Mit ihrem Lied, komponiert und getextet vom 1. Sitzungspräsidenten Aloys „Bär“ Weyers, starten die Kellener Brejpott Quaker morgen Abend in die erste von drei ausverkauften Sitzungen. Das Motto: 75 Joahr – än et löppt näss en Tölleken.

Einer, der sich besonders gut mit der Geschichte der Kellener Narren auskennt, ist Wolfgang Dahms. Er hat nämlich die rund 200 Seiten starke Chronik zum 75. Jubiläum verfasst, die kurz vor Weihnachten an alle 420 Mitglieder verschickt wurde. Darin ist natürlich nicht nur von der Gründungsversammlung zu lesen, die am 29. September 1949 stattgefunden hat. Bereits am 20. November – damals firmierte man noch unter „Kellener karnevalistische Gesellschaft Brejpott-Quakers“ – gab es einen ersten „Herren-Abend“ im kleinen Saal von Hotel Braam an der Emmericher Straße. Am 21. Januar 1950 folgte die 1. Prunksitzung, das Sessionsmotto: So sinn wej. Im Rahmen der Jahreshauptversammlung der „Quakers“ (das „s“ fiel erst mit Inkrafttreten der Satzung vom 28. September 1975 weg) im Mai 1950 wurde beschlossen, beim Amtsgericht Kleve eine Eintragung ins Vereinsregister zu beantragen. Ins selbe Jahr fiel das erstmalige „Wasserholen“ am Brejpott. Eine Tradition, die bis heute gewahrt wird und ein fester Programmpunkt im närrischen Terminkalender des Kleverlands ist – zumal dann, am 11. November, der noch amtierende Karnevalsprinz der Stadt Kleve mit Brejpott-Wasser „getauft“ wird. „Diese Tradition hat schon beinahe religiöse Züge“, sagt Dahms. Das Brejpott-Wasser soll dafür Sorge tragen, dass die Session gut verläuft. Selbst während der Pandemie mochte man darauf nicht verzichten. „Das hat die Familie Weyers dann sozusagen „im Alleingang“ erledigt“, weiß der Chronist. Apropos Weyers: Christoph Weyers hat die komplette Bebilderung der Chronik übernommen und seiner Familie (Opa Aloys) ist es zu verdanken, dass Dahms mit der Quaker-Chronik vergleichsweise „leichtes Spiel“ hatte, denn das penibel geführte Vereinsarchiv hält, nach Jahrgängen sortiert, alle Informationen bereit. Protokolle, Fotografien, Zeitungsartikel: „Ich habe selten so ein gut geführtes Archiv gesehen“, lobt Dahms. Er ist von Haus aus Historiker („bevor es mich in den betriebswirtschaftlichen Bereich verschlagen hat“) und kennt sich mit der wissenschaftlichen Auswertung von Quellen aus. Zudem ist es bereits die 13. Publikation zur niederrheinischen Lokalgeschichte, die er verfasst hat. Mit eingerechnet ist da auch die Quaker-Chronik, die zum 50. Jubiläum erschienen und jetzt in leicht überarbeiteter Form mit eingeflossen ist. „Da lag es auf der Hand, das aus einem Guss zu schreiben“, taucht Dahms, selbst Kellener und Mitglied der Quaker, gern in die Geschichte ab. „Das ist ja nicht nur eine Vereinschronik, sondern zeigt auch die gesellschaftliche Entwicklung in Kellen auf“, findet er, dass sie durchaus auch „Nicht-Karnevalisten“ interessieren könnte.

Der Ursprung der Karnevalsgesellschaft geht auf den Ballspielverein von 1913 Kellen zurück. Einige Mitglieder hatten schon vor Gründung des eigenständigen Vereins Sitzungen auf die Beine gestellt und sich neu formiert, als man im BV beschloss, sich auf das Kerngeschäft, den Sport, zu konzentrieren. Unterstützung gab es damals vom Kellener Schützenverein, der die finanzielle Bürgschaft für die erste Sitzung übernahm. „Die kam aber nie zum Tragen, weil genügend Umsatz gemacht wurde“, kann Dahms berichten. In diese Zeit fällt auch der Beginn der bis heute gepflegten Freundschaft mit den Schwanenfunkern. „Nach dem Krieg hat man sich den Saal geteilt und das verlief wohl ausgesprochen harmonisch.“ Nicht ganz so harmonisch lief es damals mit der Kirche. „Als im Januar 1951 die Sitzungstermine bekannt gegeben wurden, hielt der Kellener Pastor in seiner Predigt dagegen“, erzählt Dahms eine Anekdote, die wohl in die Kategorie „heute nicht mehr vorstellbar“ fällt. „Der Pastor wollte nicht, dass seine Schäfchen am Samstagabend lange feiern und es dann nicht mehr in die Messe schaffen.“ Darüber wurde, das findet man in den Aufzeichnungen, viel diskutiert. Am Ende wurden die Sitzungen auf Sonntag verlegt und der Pastor war den Karnevalisten wieder wohlgesonnen.

Ein Meilenstein in der Quaker-Historie ist der Bau des Kellener Vereinshauses im Jahr 1969. Vorher gab es für die „Frösche“ verschiedene Stationen, etwa in der Kreuzhofschänke oder bei „de Krütt“ gegenüber der Alten Kirche. Mit dem großen Saal fand sich nicht nur Platz für ein größeres Publikum, sondern auch für den imposanten Elferratstisch („ein echtes Kleinod“) und die großen Bühnenbilder von Jürgen Kirchhof – die kommen übrigens auch heute noch regelmäßig zum Einsatz. Was Dahms besonders gut findet, ist das soziale Engagement der Quaker: „Schon seit Anfang der 1970er Jahre gibt es die Sitzungen in den Seniorenheimen.“ Auch die eigenen Lieder finden Platz in der Chronik: „1987 sind wir im Tonstudio gewesen und haben eine Kassette mit den Quaker-Hits aufgenommen.“ Unvergessen ist da sicher auch „Du bist das strahlendste Blau meines Lebens“, vorgetragen von Werner Stalder. Büttenredner, Wagenbau, die Jubiläumsfeier im Jahr 2000, die (auch in Wettbewerben erfolgreichen) Tanzgruppen und vieles mehr greift Dahms in der Chronik auf und vergisst dabei nicht die vielen Menschen, die hinter den Kulissen wirken. Wer noch keine hat, kann sich ein Exemplar während der Sitzungsabende im Vereinshaus sichern.

Mit der Chronik (v.l.): Christoph Weyers, Präsident Helmut Vehreschild, Wolfgang Dahms und Vorsitzender Volker Risch. NN-Foto: Rüdiger Dehnen