500 Jahre Christian Sgrootens: Kartografie und Kunst im Städtischen Museum Kalkar
Das Städtische Museum Kalkar zeigt eine Ausstellung zu Christian Sgrootens
KALKAR. Weltkarten haben eine lange Geschichte. Die ältesten bekannten Weltkarten stammen aus dem Jahr 600 vor Christus. Seit jeher dienen sie der Navigation und der Entdeckung der Welt: Ohne Karten wären große Seereisen, ein länderübergreifender Handel und die Erkundung neuer Kontinente und Länder kaum möglich gewesen. Ein bedeutender Kartograf der Renaissance war Christian Sgrooten, der 1525 in Sonsbeck geboren wurde, aber seit seinem 20. Lebensjahr in Kalkar lebte, wo er auch am 13. Mai 1603 starb. Anlässlich seines 500. Geburtstag zeigt das Städtische Museum Kalkar ab kommenden Freitag, 5. September, und bis zum 2. November eine Ausstellung mit dem Titel „Karten der Welt“.
Der bedeutende Kartograf Christian Sgrooten, der über 55 Jahre bis zu seinem Tod mit seiner Familie in Kalkar lebte, begann offiziell 1555 mit der Kartierung des Niederrheins und stand ab 1557 als Hofkartograf viele Jahre in den Diensten der spanischen Krone.
Überdies war Sgrooten, so schreibt es ein Begleittext zur Ausstellung, ein engagierter Bürger mit einem städtischen wie überregionalen Netzwerk, zu dem auch der bis heute wohl bekannteste Karten- und Globenhersteller Gerhard Mercator und weitere weltberühmte Kartenmacher, Drucker und Verleger zählten.
Sgrooten skizzierte in seiner Zeit unter anderem Karten des Herzogtums Geldern und der Grafschaft Zutphen (1558), eine Deutschlandkarte (1565), Karten des Heiligen Landes (1570) und angelegte Aufnahmen von Stadtbefestigungen wie Amsterdam (1566). Er erstellte aber auch um 1572/73 den „Brüsseler Atlas“ (Atlas Bruxellensis) und 1592 den „Madrider Atlas“. Die Ausstellung im Städtischen Museum präsentiert etwa zwei Dutzend Karten, die Sgrootens erschaffen hatte, und bildet damit eine Auswahl seiner Regional-, Europa- und Weltkarten aus dem Brüsseler Atlas (1572/73) und dem Madrider Atlas (1592) ab.
Ganz besonders spannend: Gezeigt wird auch die erste Karte, die Sgrootens im Alter von 15 Jahren im Jahr 1540 erstellte. „Sie ist ursprünglich nur 15 x 15 Zentimeter groß und befindet sich in einem Buch, das Sgrootens Familie gehörte. Wir zeigen einen vergrößerten Nachdruck“, sagt Kalkars Stadtarchivar Mathis Ingenhaag.
Alle Werke seien Schmuckstücke der kartografischen Kunst des 16. Jahrhunderts, wie Harald Münzner, Tourismuschef bei der Stadt Kalkar, betont: „Die Karten sind ein interessantes Thema des 16. Jahrhunderts. Sie haben damals eine große Rolle gespielt und sie sehen auch heute noch künstlerisch toll aus.“ Ergänzt werden die Drucke – entweder in Originalformaten oder (stark) vergrößert – durch Dokumente zur Biografie und durch Vergleichskarten aus der Zeit. Eine Sammlung mehrerer Dutzend Atlanten, ein historischer Kartenschrank mit Kurbelmechanik sowie ein Mobile mit Schiffsmotiven aus Sgrootens Kartenwerk erweitern die Schau überdies.
Münzners Hoffnung ist es, dass das Thema der Ausstellung „Karten der Welt“ auch viele sonstige Nicht-Museums-Besucher anlockt. „Ich denke, das Thema Karten ist natürlich ein hoch intellektuelles Thema, das aber auch heute noch viele Menschen erreichen und zum Staunen bringen kann. Die Karten sind zum Teil sehr abstrakt, was aber auch ein Staunen ermöglicht“, sagt Münzner.
Die Ausstellung komplettieren Arbeiten unter dem Titel „Sgrootens Phantasia“ des Gocher Künstlers Martin Lersch. Der akademisch geschulte Zeichner, Maler und Illustrator hat einen Zyklus aus 56 Ölbildern (die Anzahl der Kalkarer Jahre Sgrootens – von 1548 bis 1603) auf Buchdeckeln in Formaten von 9 x 14 Zentimetern bis zu 24 x 30 Zentimetern gemalt. Die Auswahl der Motive und Stile entstammt dem Fundus der Kunstgeschichte, der Biografie Sgrootens, den Kartenblättern und auch Kalkarer Spezifika: So findet sich eine Figur aus dem Chorgestühl von St. Nicolai auf einem kleinen Buchdeckel wieder oder die Justitia steht nicht über dem Haupteingang des Rathauses, sondern sitzt, um Gleichgewicht bemüht, auf einem Globus. Auch ein Fantasieporträt von Christian Sgrooten ist entstanden, womit insgesamt sogar 57 Ölbilder zu sehen sein werden.
Ein umfangreiches Begleitprogramm mit Workshops, Vorträgen, Lesungen und Rundgängen sowie ein speziell erarbeitetes pädagogisches Material runden die Ausstellung anlässlich des 500. Geburtstags des Kalkarer Bürgers, Kartografen und Künstlers ab. Die Stiftung Geschichte des Raumes Peel-Maas-Niers hat darüber hinaus eine Wanderausstellung über Sgrooten konzipiert, die ab Dezember in mehreren Städten, unter anderem auch in Kalkar, gezeigt wird. Außerdem hat die Stiftung eine Publikation zu Christian Sgrooten herausgebracht.
Die Ausstellung „Karten der Welt“ wird am kommenden Freitag, 5. September, um 18 Uhr im Ratssaal des Kalkarer Rathauses eröffnet. Clara Strobel (Klavier) und Andreas Strobel (Violine) begleiten die Eröffnung musikalisch. Die Ausstellung ist anschließend bis zum 2. November im Städtischen Museum, das montags und dienstags von 10 bis 13 Uhr und mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet hat, zu sehen. Der Eintritt ist frei.
Das gesamte Projekt wurde durch das Interreg-Programm Deutschland-Nederland sowie seinen Programmpartnern ermöglicht und von der Europäischen Union (EU) kofinanziert.
Sabrina PetersDas komplette Programm
5. September, 18 Uhr: Eröffnung im Ratssaal, 13. September, 16 Uhr: Sgrootens Phantasia mit Martin Lersch, 14. September, 15 Uhr: „Aus dem Museum zur Burg mit alten Karten“ – Themenwanderung mit Christa Cattelaens, 21. September, 11 Uhr: Rundgang durch die Ausstellung mit Harald Münzner, 25. September, 19 Uhr: Christian Sgrooten und sein katholisches Netzwerk – Vortrag von Alois van Doornick, 2. Oktober, 19 Uhr: Sgrooten und die Karten zwischen Peel-Maas-Niers – Vortrag von Wolfgang Löhr, 11. Oktober, 11 bis 16 Uhr: Kartenfantasien – Landkarten: Collagen/Übermalungen – Workshop mit Martin Lersch, 12. Oktober, 15 Uhr, „Mercators Nachbarn“ in Kalkar – Szenen aus der Kartografiegeschichte mit dem Team der Mercator-Gesellschaft Duisburg, 17. Oktober, 19 Uhr, „100 Karten pro Sekunde: Karten im Zeitalter der Apps“ – MapLibre – open-source-mapping – Vortrag von Bart Louwers, 19. Oktober, 15 Uhr: „Figuren der Stadtgeschichte“ – Rundgang zum Stadtgeburtstag: zu Gast: C. Sgrooten & Stadtführer-Team, 20. Oktober, 19 Uhr: Atlanten am Abend – Eine Museumsstunde Kartenlesen mit Harald Münzner, 29. Oktober, 19 Uhr: „Vermesser in der deutschen Literatur“ – Lesung mit Brigitte van Gemmeren und Harald Münzner; 2. November, 15 Uhr: Finissage mit Rundgang
Diese Ölbilder auf Buchdeckeln von Martin Lersch sind ebenfallsTeil der Ausstellung. NN-Foto: SP
Im Städtischen Museum Kalkar stehen ab Freitag die „Karten der Welt“ im Mittelpunkt. NN-Foto: SP