
50 Jahre Scheunenfest, 50 Jahre gute Nachbarschaft
Einmal im Jahr kommt die Gemeinschaft zusammen, um zu feiern
Ein Name für die Fete, die ungeplant und dafür umso herzlicher zur Tradition war, war schnell gefunden: Ein Fest in einer Scheune – das ist ein Scheunenfest! Die Scheunenfest-Gemeinschaft feierte in diesem Jahr das 50. Jubiläum.
Das Besondere an dem Fest: Manche Dinge müssen sich nicht ändern, damit es großartig bleibt. Gemeinschaftlich wird die Scheune festtauglich gemacht, Geräte und Staub raus, Tische und Stühle rein, Maien werden geschlagen und Deko-Rosen gebunden. Und wie das auf einem echten Bauernhof nun mal so ist: Die Scheune wurde wirklich genau einmal im Jahr fürs Fest aufgeräumt – und dann wieder voll gestellt mit allem, was sonst keinen festen Platz hat …
„Die größte Veränderung in den letzten 50 Jahren ist folgende: Früher gab es Flaschenbier, heute haben wir eine Zapfanlage“, schmunzelt Karl Ingenfeld. Er ist einer von vier Nachbarn, die schon bei der Premiere 1974 mitgefeiert und entsprechend 50 Jahre Scheunenfest auf dem Buckel haben. Ein Blick durch sein Foto-Archiv zeigt: fünf Jahrzehnte Scheunenfest sind fünf Jahrzehnte herzliche Menschen – die Gesichter werden immer ein Jahr älter, das Lächeln nicht. „Früher haben wir nachts rauchend auf den Strohballen gesessen, das wäre wohl heute nicht mehr möglich. Irgendwann haben wir die Lichterketten in der Scheune einfach hängen lassen und uns im nächsten Jahr gefreut, wenn sie nicht durchgebrannt sind beim Einschalten“, erzählt Ingenfeld. Seinen Fundus an alten Fotos hat er zum Jubiläum als Überraschung für die Nachbarn zu einem Bilderbuch zusammengestellt.
Herz der Nachbarschaft und treibende Kraft hinter dem Scheunenfest war über die lange Zeit Gastgeberin Marlies Giesen, die leider 2017 verstarb. Sie hat über die Jahre für Musik und Stimmung gesorgt: Mal verkleidet als Tina Turner, mal als Pastor, der den Segen gab – und legendär immer um Mitternacht mit einer Schützenfahne und dem Fahnenwalzer. Sie fehlt, sagen die Nachbarn – aber auch das ist Teil der Geschichte: Traditionen weitergeben und bewahren.
Erfolgsgeheimnis der Runde ist immer: Jeder trägt etwas zum Fest, von Bowle bis Salat, vom Dekorieren bis zum Aufräumen. Das funktioniert, weil die Arbeit rund um das Fest für keinen als Belastung wahrgenommen wird.
Und das hat sich auch zum Jubiläum gelohnt: Bis tief in die Nacht wurde getanzt, geschwoft und gefeiert. Erst um 3 Uhr ging die Musik aus. Bis zum nächsten Jahr in der Scheune an der Ecke Riller Weg / Giesenacker…

Marlies Giesen, Gastgeberin über Jahre, im Jahr 1980 als DJ. Foto: privat

Die Fahne der Scheunenfest-Gemeinschaft wurde 1980 angefertigt und hängt bis heute, wenn die Nachbarn zusammen kommen. Hier im Bild: Hugo Herfurt (l.) und Gastgeber Josef Giesen (r.). Foto: privat
Die Festgemeinde des Scheunenfestes in diesem Jahr. Foto: privat