
23 Frauen fanden 2024 Schutz im AWO-Frauenhaus
Die Frauen suchen mittlerweile immer länger Schutz und Hilfe im Frauenhaus
Insgesamt lebten 2024 31 Frauen und 32 Kinder im Frauenhaus, das neun Zimmer vorhält – acht Frauen waren bereits seit 2023 im Haus. Die meisten Frauen, nämlich 17, waren zwischen 26 und 40 Jahren alt, das Gros der Kinder (13) zählte nicht mehr als fünf Jahre. Zehn Frauen hatten die deutsche Staatsangehörigkeit, die anderen 13 Frauen stammten unter anderem aus Afghanistan, Ecuador, Marokko, Polen, Syrien. „Wir stellen fest, dass die Frauen immer länger bei uns bleiben – einige sogar länger als ein Jahr“, erzählt Frauenhaus-Leiterin Andrea Hermanns. Dies sei darin begründet, dass ein immer höherer Unterstützungsbedarf bestehe, aufgrund von Sprachbarrieren, Bürokratie – oder weil kein Wohnraum gefunden werde.
Für viele Frauen sei die Hoffnung auf eine gleichberechtigte und harmonische Partnerschaft übrigens so groß, dass sie zum Partner zurückkehren – meist beginne die Gewaltspirale dann allerdings von Neuem. „Aber für viele Frauen ist der Weg ins Frauenhaus eine Chance, sich zu lösen, sich sicher zu fühlen und im Austausch mit Gleichgesinnten zu sein“, so Hermanns.
Die Frauen werden rund um die Uhr aufgenommen, dies funktioniert unter anderem dank der ehrenamtlichen Helferinnen. Im Frauenhaus finden dann regelmäßige Gespräche statt, in denen die Frauen über ihre rechtlichen und praktischen Möglichkeiten informiert werden, um ihren Handlungsspielraum einschätzen zu können und innerhalb der bestehenden Unterstützungsangebote Wege zu finden. „Neben psychosozialer Beratung geben wir Infos über zivilrechtliche Schutzmöglichkeiten nach dem Gewaltschutzgesetz“, ergänzt Hermanns. Außerdem seien Begleitungen zu Ämtern und Behörden, Anwälten, Gerichten, Sprachkursen, Ärzten, Polizei, Ausländerbehörde, Kinderschutzbund nötig.
Im Frauenhaus sind sechs Personen angestellt auf 4,5 Stellen. „Besonders freuen wir uns über die zusätzliche halbe Stelle einer Kindheitspädagogin. Janine Pietzonka begleitet seit Juli 2024 die Kinder im Frauenhaus. Sie hat Kontakte zu Kitas, Schulen, Ärzten, Jugendämtern, Gutachtern, Gerichten. Des Weiteren organisiert sie Freizeiten, Hausaufgabenbetreuung und baut durch Bindungsarbeit ein vertrauensvolles Verhältnis zu den Kindern auf“, führt Hermanns aus.
Die Finanzmittel für den Unterhalt des Frauenhauses werden zu rund einem Drittel durch eine Pauschale vom Land NRW (Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration) übernommen. Mit dem Kreis Kleve besteht eine Vereinbarung zur Finanzierung von Tagessätzen. „Zusätzlich verfügen wir dankenswerter Weise über Spenden, die für den Betrieb des Frauenhauses eingesetzt werden können“, ergänzt Hermanns. Der Förderverein trage erheblich dazu bei, dass Frauen und Kinder schöne Augenblicke erlebten und einige Anschaffungen getätigt werden konnten.
Info
Jede Frau, die von physischer und/oder psychischer Gewalt betroffen oder bedroht ist, kann sich informieren und beraten lassen. Der erste Kontakt findet telefonisch statt. Das Frauenhaus ist rund um die Uhr unter Telefon 02821/12201 erreichbar.
Frauenhaus-Leiterin Andrea Hermanns, Erzieherin und Kindheitspädagogin Janine Pietzonka, Geschäftsführerin Marion Kurth und Erziehungswissenschaftlerin Pia Schiwy (v.l.) stellten den Jahresbericht vor. Foto: AWO