Zur Eröffnung im Kriemhildsaal des SiegfriedMuseums erinnerten die Redner daran, dass jüdisches Leben in Deutschland mal Normalität war. NN-Fotos: Theo Leie
9. September 2025 · Xanten

„1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“: Ausstellung in Xanten als Mahnung vor wachsendem Antise

Die Wanderausstellung „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ ist in Xanten zu sehen

XANTEN. Man müsse nur einmal auf die Zahlen der Juden in Deutschland vor und nach dem Zweiten Weltkrieg blicken, sagte Xantens Bürgermeister Thomas Görtz bei der Eröffnung der Wanderausstellungen „Menschen, Bilder, Orte – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ und „Gesichter und Geschichten – Jüdisches Leben in Deutschland“ im St. Viktor Dom und im SiegfriedMuseum in Xanten. „Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es über 500.000 Juden in Deutschland, danach nur noch 15.000“, sagte Görtz, der auch daran erinnerte, dass jüdisches Leben in ganz Deutschland – und auch in Xanten – über Jahrhunderte hinweg einfach dazu gehörte – eben bis zum Dritten Reich und der Shoah. „Dass es heute wieder mehr Juden sind, die in Deutschland leben, ist dagegen ein starkes Signal“, betonte Görtz.

Dem stimmte auch Propst Stefan Notz zu. Er warnte jedoch auch, dass „der Antisemitismus wieder hör- und sichtbar“ zunehme. „Es ist deshalb unsere christliche Verantwortung, nicht zu schweigen, wenn Juden diffamiert und ausgegrenzt werden“, betonte Notz. Die beiden Wanderausstellungen, die bereits zuvor an 14 verschiedenen Orten gezeigt wurden, würden dabei helfen, sich mit der Geschichte des jüdischen Lebens in Deutschland auseinanderzusetzen.

Kuratiert hat beide Ausstellungen das Team des „MiQua. LVR-Jüdisches Museums im Archäologischen Quartier Köln“. Bis zum 30. November werden im SiegfriedMuseum und im St. Viktor Dom nun Biografien und Bilder, die vom vielfältigen jüdischen Leben und von jüdischer Kultur im deutschsprachigen Raum seit der Zeit Kaiser Konstantins erzählen, gezeigt. Es geht um das Auf und Ab in der Geschichte, vom Ausgegrenzt-Sein und vom Verfolgt-Werden, aber auch vom gesellschaftlichen Miteinander, von Zusammenhalt und Zusammengehörigkeit, von Alltags- und Lebenswelten. Originaldokumente und Objekte jüdischen Lebens aus Xanten und der Region werden zudem in der begleitenden Sonderausstellung im StiftsMuseum ab dem 20. September zu sehen sein.

Im St. Viktor Dom warten bereits vier begehbare und multimedial bespielte Kuben auf einen Besuch. Auf ihren Außen- und Innenflächen widmen sie sich jeweils einem der vier übergeordneten Themen: Recht und Unrecht, Leben und Miteinander, Religion und Geistesgeschichte sowie Kunst und Kultur. Dabei geht es nicht nur um Geschichtliches, sondern auch um (aktuelles) Zeitgeschehen. So ist zum Beispiel Sängerin Netta Barzilai, die 2018 mit ihrem Lied „Toy“ für Israel den Eurovision Song Contest (ESC) gewann, ein Teil der Ausstellung.

Gleich nebenan im Kriemhildsaal des SiegfriedMuseums werden alle Themen wieder aufgenommen und aus der Perspektive einzelner Menschen erzählt. Hinter jedem Gesicht steht eine eigene bewegende Geschichte, eingebettet in 1700 ebenso wechselvolle Jahre jüdischen Lebens in Deutschland. Ausgewählte Objekte und vertiefende Information ergänzen großformatige Roll-Ups.

Im StiftsMuseum bietet die begleitende Sonderausstellung „Bruchstücke – Spuren jüdischer Geschichte in Xanten vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert“ ab dem 20. September einen regionalen Einblick in das Thema. Sie präsentiert Exponate und Archivgut, wie beispielsweise Unterlagen zum sogenannten Buschhoff-Prozess.

Existenzrecht Israels

Nicht nur Xantens Bürgermeister Thomas Görtz und Propst Stefan Notz, sondern auch Ingo Brohl, Landrat des Kreises Wesel, erinnerten in ihren Reden daran, dass sich Geschichte nicht wiederholen dürfe. „Jüdisches Leben war Normalität in Deutschland. Die Verfolgung der Juden dürfen wir nie wieder zulassen“, sagte Brohl. Zudem sei das Existenzrechts Israels deutsches Staatsräson. „Bei aller berechtigter Kritik: Alles andere ist gelebter Antisemitismus, weil es ein Aufruf zur Vernichtung des jüdischen Lebens ist“, machte Brohl deutlich.

Die Wanderausstellungen sind bis zum 30. November in Xanten zu sehen. Der Eintritt ist frei. Zudem hat die Tourist Information Xanten (TIX) ein Begleitprogramm zur Ausstellung mit Führungen, Vorträgen und Konzerten organisiert. Nähere Informationen dazu erteilt die TIX, Kurfürstenstraße 9 in Xanten, Telefon 02801/772200 oder per E-Mail an info@xanten.de. Weitere Informationen – auch zum Begleitprogramm – gibt es zudem online unter www.xanten.de/juedisches-leben.

Sabrina Peters
Die begehbaren Kuben im St. Viktor Dom bieten multimedial viele Informationen zur jüdischen Geschichte und jüdischem Leben. NN-Fotos: Theo Leie

Die begehbaren Kuben im St. Viktor Dom bieten multimedial viele Informationen zur jüdischen Geschichte und jüdischem Leben. NN-Fotos: Theo Leie Foto: Theo Leie NiederheinNachrichten

NN-Fotos: Theo Leie

NN-Fotos: Theo Leie Foto: Theo Leie NiederheinNachrichten

Zur Eröffnung im Kriemhildsaal des SiegfriedMuseums erinnerten die Redner daran, dass jüdisches Leben in Deutschland mal Normalität war. NN-Fotos: Theo Leie