Neben begrünten Dächern auf dem Neubau ist auch eine Grünfassade geplant. Abbildung: Architekturbüro Philipp von der Linde

GELDERN. Die Gelderner Innenstadt-Grundschule wird zurzeit im Rahmen der Schulmodernisierungs-Offensive als dritte Grundschule in der Herzogstadt umfassend modernisiert. Insgesamt erhöht sich das Raumangebot der Michaelschule durch die Modernisierung um mehr als 800 Quadratmeter. Um dem künftigen Platzbedarf gerecht zu werden, wird die mehr als 150 Jahre alte Schule unter anderem durch einen Anbau erweitert. Er entsteht angrenzend an den Nordwall-Parkplatz und dort, wo der Innenhof der Schule am bisherigen Haupteingang ist, also quasi parallel zum Nordwall. Die Arbeiten hierfür sind bereits in vollem Gange.

Planung, Sanierung und Erweiterung der Michaelschule werden von der Gelderner Baugesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Gelderner Architekturbüro Philipp von der Linde umgesetzt. Die Fertigstellung ist für das kommende Jahr geplant.
Das Energiekonzept: „Unser großes Anliegen ist von Anfang an, aber seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs noch einmal verstärkt, dass wir unsere Projekte so regenerativ wie möglich gestalten“, machte Thomas Mutz im Schulausschuss deutlich. „Bei allen Projekten haben wir bislang mit immer mit einem Mix aus Ökologie und Ökonomie geplant, ohne aber exotische Wege einzuschlagen, sondern immer so, dass die Konzepte am Ende auch hundertprozentig sinnvoll sind.“ An der Michael-Schule wird das energetische Konzept wie folgt aussehen: Erstmals an einer Gelderner Schule zum Einsatz kommen wird eine sogenannte „Eisspeicher-Heizung“. Das Konzept, das ein Mitarbeiter der Herstellerfirma im Schulausschuss ausführlich darstellte, ermöglicht, dass beim Heizen komplett auf Gas oder Öl verzichtet werden kann. „Bislang wurden an der Michael-Schule pro Jahr 55 bis 60 Tonnen CO2 freigesetzt. Durch das hier vorgesehene energetische Konzept kommen wir künftig auf null“, führt Thomas Mutz, Geschäftsführer der Gelderner Baugesellschaft, aus. „Die Schule wird also später zu 100 Prozent regenerativ betrieben.“ Die GBG plant die Energieversorgung mittels Eisspeichers in Verbindung mit einer sogenannten PVT-Anlage – einer Kombination aus Solarthermie und Photovoltaik.

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Grünfassade geplant

Neben begrünten Dächern auf dem Neubau ist zudem eine Grünfassade, wie sie beispielsweise an den Neubauten der Gelderner Gesamtschule entstanden sind, geplant. An der Michaelschule ist eine Grünfassade mit einer Fläche von circa 100 Quadratmetern im Gespräch. Dies entspräche einer CO2-Absorption von etwa 230 Kilogramm (im Vergleich: ein Baum bindet etwa zehn bis 20 Kilogramm CO2 pro Jahr) und einer Produktion von etwas mehr als 170 Kilogramm Sauerstoff. Die Kosten für die Grünfassade liegen bei etwa 100.000 Euro. Ohnehin von vornherein geplant waren – wie bei allen anderen Schul- oder Kita-Modernisierungsprojekten bislang auch – entsprechende Ersatz- beziehungsweise Neupflanzungen auf dem Schulgelände.
Gestaltung des Außengeländes: Der Ausschuss für Schule und Weiterbildung hatte im März auf Einladung der GBG bei einem Vor-Ort-Termin nicht nur einen Eindruck davon gewinnen können, wie die Arbeiten an der Michael-Schule aktuell vorangehen. Architekt Philipp von der Linde präsentierte den Ausschussmitgliedern zudem die damaligen Pläne zur Gestaltung des Außenbereichs. Unter anderem wurde hierbei auch über die Zukunft einer Esche, die aktuell noch direkt neuen Haupteingang steht, sowie über eine Winterlinde, die vor dem alten Hausmeistereingang steht, gesprochen und debattiert.
Weil sich im Zuge der Präsentation vor Ort zeigte, dass in dieser Frage noch Gesprächsbedarf besteht, brachten die Stadtverwaltung und die Gelderner Baugesellschaft das Thema „Außengestaltung Michaelschule“ nochmal auf die Tagesordnung der jüngsten Schulausschusssitzung. Neben einer ausführlichen Vorstellung des gesamten Energiekonzepts präsentierten GBG-Geschäftsführer Thomas Mutz und Architekt Philipp von der Linde insbesondere noch einmal unterschiedliche Alternativen hinsichtlich der Zukunft der beiden Bäume. Hierzu hatten sie im Vorfeld einen Baumgutachter (für die Winterlinde an der alten Hausmeisterwohnung) sowie einen Außenplaner (bezüglich der Esche am neuen Haupteingang) beauftragt, um den Ausschussmitgliedern unterschiedliche Varianten vorstellen zu können.

Baumgutachen

Nach Einschätzung des Baumgutachters wäre es demnach möglich, die Winterlinde am Keller der alten Hausmeisterwohnung zu versetzen und in den neuen Außenbereich zu integrieren. Problematisch ist allerdings, dass die Winterlinde aufgrund des nahen Standortes an der ehemaligen Hausmeisterwohnung nur an zwei Seiten gewurzelt habe und keine gute Standsicherheit aufweise. Deshalb, so führten Thomas Mutz und Philipp von der Linde aus, bedürfe die Winterlinde nicht nur eine intensive, knapp einjährige Pflege, damit sie versetzt werden könne. „Die Differenz zwischen dem Baumversatz, der insgesamt knapp 80.000 Euro kosten würde, und der Pflanzung eines vergleichbaren und in etwa genauso großen Baumes für knapp 20.000 Euro liegt bei circa 60.000 Euro“, erläuterte Philipp von der Linde. Ebenfalls gerettet werden könnte nach Einschätzung eines Experten die Esche vorm künftigen Haupteingang, der in Richtung Hülser-Kloster-Straße und -Gasse liegen soll. Allerdings wären Aufwand und Kosten für eine Platzgestaltung des neuen Eingangsbereichs, bei der die Esche stehen bleiben könnte, um ein Vielfaches höher als der Versatz der Winterlinde an der alten Hausmeisterwohnung.
Konkret müssten beispielsweise die Wurzeln in einem sehr aufwendigen Verfahren freigelegt und durch 36 sogenannte Betonbohrpfähle gesichert werden, führte von der Linde aus. Auf der Kostenseite stünden bei einer „Platzgestaltung mit Esche“ Kosten in Höhe von knapp 170.000 Euro zu Buche. Eine „Platzgestaltung ohne die Esche“ würde hingegen knapp 100.000 Euro weniger kosten (71.500 Euro) – das wäre ungefähr die Summe, die die geplante Grünfassade kosten würde. „Aber“, das war GBG-Geschäftsführer Thomas Mutz wichtig noch einmal zu betonen, „in beiden Fällen wäre es theoretisch möglich, die Bäume auch zu erhalten.“ Die Entscheidung müsse letztlich aber die Politik treffen.

Verhältnismäßigkeit

In der anschließenden Debatte der Ausschussmitglieder stand bezüglich der Esche am neuen Schul-Haupteingang vor allem die Frage nach der Verhältnismäßigkeit im Fokus. „Wir haben es grundsätzlich auch als erhaltenswert angesehen, dass die Esche stehen bleibt“, sagte etwa Michael Görtz (CDU). „Aber, wenn wir für die Rettung eines Baumes 100.000 Euro ausgeben müssten, halte ich das für unverhältnismäßig.“ Ähnlich äußerte sich auch Celestino Sternberg (FDP). Die Grünen würden am liebsten beide Bäume erhalten und trotzdem eine Grünfassade errichten. Martina Wolters (Grüne) kritisierte, dass diese Fragen „immer nur aus der wirtschaftlichen Sicht betrachtet werden.“ Doch auch Walter Kempkens, Vorsitzender der Stadtschulpflegschaft, stellte die Frage nach der Verhältnismäßigkeit. „Wenn man der Bevölkerung sagt, der Erhalt der Esche kostet knapp 100.000 Euro, würde man in der Bevölkerung wohl schnell eine Zustimmung für die Entfernung erhalten.“

Thomas Mutz, Geschäftsführer der Gelderner Baugesellschaft, und Architekt Philipp von der Linde, präsentierten den Mitgliedern des Schulausschusses bei einer Baustellen-Besichtigung in der Michael-Schule vor einigen Wochen den Baufortschritt und die damals aktuelle Planung. Foto: Stadt Geldern/Terhorst

Im Ergebnis sprach sich die Mehrheit der Ausschussmitglieder am Ende dafür aus, den neuen Haupteingang ohne die Esche zu gestalten. Christiana Plaumann (Bürger in Geldern) schlug noch vor, am Haupteingang – leicht versetzt – einen neuen Baum zu pflanzen. Grundsätzliche Einigkeit bestand außerdem, dass die Winterlinde durch einen vergleichbaren Baum ersetzt werden soll. Auch für die Grünfassade gab es grundsätzliche Zustimmung. „Denn diese haben wir nicht nur an der Gesamtschule zu schätzen gelernt, sondern hätte auch noch eine positive Wirkung für die Innenstadt.“
Zeitplan: Die Winterlinde (Hausmeisterwohnung) muss zunächst noch einmal auf Tiernester untersucht werden, anschließend würde die Freigabe zur Fällung von der Unteren Naturschutzbehörde erfolgen. Die Esche am Haupteingang kann aufgrund der Vogelschutzzeit erst im Herbst gefällt werden. Die Stadt Geldern wird in beiden Fällen vor der jeweiligen Fällung noch einmal gesondert informieren.

Info
Infos über die aktuellen Schulbauprojekte in Geldern auf Internetseite der GBG
Die Gelderner Baugesellschaft präsentiert in jedem Schulausschuss über die aktuellen Schulmodernisierungsprojekte und im Jugendhilfeausschuss über die Kitaprojekte. Eine Übersicht über alle Projekten der Gelderner Baugesellschaft ist auch auf der Internetseite der GBG unter https://www.geldern-bau.de/ zu finden.

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