KREIS WESEL. Nachdem die ersten Planungen bereits 2013 begannen, startete vor anderthalb Jahren schließlich der Bau, der nun vollendet ist: Diese Woche begrüßt das Kati-Faßbender-Hospiz seine ersten Gäste. Getreu dem Motto „Ganz dasein, wenn ein Leben endet“ begleitet das Team des einzigen Hospizes am rechten Niederrhein diese auf der letzten Etappe ihres Lebens – kostenlos und unabhängig von der Konfession.
Kati-Faßbender-Hospiz
Namenspatin Kati Faßbender (M.) kam ebenfalls zur Eröffnung, hier mit Architekt Heinz Wrede und Leiterin Christel Wolbring. Foto: Gesundheitscampus Wesel

Für Hospiz-Leiterin Christel Wolbring und das 21 Köpfe starke Team aus Pflegekräften zuzüglich weiterer Sozial- und Verwaltungsmitarbeiter, Hauswirtschafts- und Servicekräfte sowie Ehrenamtler ist die Begleitung der – nicht selten auch isolierten und ungehörten – Patienten ein Herzensthema. „Wir haben ein wunderbares Team gefunden und hatten keine Schwierigkeiten bei der Personalgewinnung“, sagt Wolbring erfreut. Bei voller Belegung werden in Zukunft vier Pflegekräfte im Früh-, drei im Spät- und zwei im Nachtdienst arbeiten. Eine gute Besetzung für eine Rundum-Betreuung, ist sich Wolbring sicher.

Das Leben feiern

Und auch wenn das Thema Tod im Zentrum steht: „An diesem Ort hier wollen wir das Leben feiern. Gerade, indem wir dem Tod begegnen, können wir es umso mehr feiern.“ Das spiegelte sich auch bei der Eröffnung wider, die mit einem Tag der offenen Tür am vergangenen Freitag vollzogen wurde, zu dem unter anderem ein Benefizkonzert mit beschwingter Musik gehörte. „Es ist wichtig, dass die Menschen in Wesel uns kennenlernen. Dadurch verliert sich auch die Angst vor uns“, sagt Wolbring. Schließlich ist das Thema Tod noch immer für viele Menschen ein Tabu.
Kati-Faßbender-Hospiz
Elf Patientenzimmer bietet das Kati-Faßbender-Hospiz. Zu jedem Zimmer gehört außerdem eine Terrasse.

Die helle, freundliche Gestaltung mit warmen Naturfarben der Innenräume bezeugt den lebensbejahenden Grundtenor ebenfalls bis in jede Ecke. Zum einstöckigen Gebäude, das bei Bedarf in Zukunft auch um eine zweite Etage ergänzt werden könnte, gehören auf rund 1.000 Quadratmetern elf geräumige Apartments mit eigener Terrasse, ein Gästezimmer, ein „Raum der Stille“ als Rückzugsort, ein Speisezimmer, ein wohnlich eingerichteter Eingangsbereich und weitere Büro- und Arbeitszimmer sowie ein zentraler Pflegestützpunkt. Letztgenannte Versorgungseinheiten sind mittig gelegen, sodass sich von dort aus über kurze Wege zwei Flure erreichen lassen, die jeweils zu fünf beziehungsweise sechs Patientenzimmern führen. Anonym dürfe sich so niemand mehr vorkommen, ist sich Architekt Heinz Wrede sicher. „Wir haben keinen Stationscharakter.“ Begehbare Lichthöfe sorgen im Gebäude für das Extra an Tageslicht.

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Ein paar Arbeiten stehen aber trotzdem noch aus: In den nächsten Tagen sollen die restlichen Pflasterarbeiten abgeschlossen werden, ehe im Herbst dann die weitere Bepflanzung folgt.
So werden zukünftig unter anderem Hecken gepflanzt, die um die Terrassen herum als Sichtschutz dienen werden, etwa zu den angrenzenden Gebäuden.

Höhere Kosten als geplant

Kati-Faßbender-Hospiz
Lichthöfe wie dieser versorgen die Innenräume mit mehr Tageslicht, werden begehbar sein und zukünftig weiter bepflanzt.

Angesichts einiger Probleme durch die schwierigere wirtschaftliche Lage und überlasteter Betriebe hat sich nicht nur die Fertigstellung etwas verzögert, sondern auch verteuert. Die ursprünglich veranschlagten 2,2 Millionen Euro wuchsen schlussendlich auf 3,3 Millionen Euro an.

Wie André Gorres vom Bereich Senioren und Pflegeeinrichtungen auf dem Gesundheitscampus erklärt, entspreche der Bau neben wirtschaftlichen aber auch modernen ökologischen Standards, wofür unter anderem eine Dachbegrünung, Wärmepumpen und Solarthermie sorgen.
Damit erfülle das Gebäude zudem die Anforderungen an den Standard KfW 55. Der so gewährleistete niedrigere Energiehaushalt ging auch mit einer zusätzlichen Förderung von 325.000 Euro einher. „Das hat die Finanzierung sehr erleichtert. Wir haben den Antrag genau im richtigen Moment gestellt, denn kurze Zeit später war der Topf leer“, erzählt der Vorsitzende der Kati-Faßbender-Stiftung, Heinrich Schnieders.

Den Bedarf im Kreis decken

Da die nächstgelegenen Hospize in den Städten Rheinberg, Oberhausen und Bocholt gelegen sind, soll das Kati-Faßbender-Hospiz zur Deckung des Bedarfs nicht nur der Stadt, sondern des ganzen Kreis Wesel beitragen. Der Kontakt zu und die Absprache mit den anderen Hospizen gehöre laut Leiterin Christel Wolbring aber auch fest zum Konzept.
Überhaupt spiele der Netzwerkgedanke eine große Rolle. „Jeder Mensch soll da versorgt werden, wo er es am nötigsten hat. Der Grundgedanke ist, dass alle Räder ineinandergreifen.“ So komplettiere das neue Hospiz das umfassende Angebot des Gesundheitscampus, zu dem auch das Krankenhaus, die Palliativstation, die Hospizinitiative, der ambulante Hospizdienst und die Praxis für Schmerztherapie gehören.
„Ich bin glücklich, dass wir in Wesel nun jede Art der palliativen und hospizlichen Versorgung anbieten können“, erklärt Christel Wolbring. Heinrich Schnieders pflichtet ihr bei: „Das Hospiz hat eine sehr gute Lage. Alle ergänzenden Einrichtungen befinden sich in der Nähe.“ Das mache das Grundstück besonders wertvoll. „Das Projekt hat Modellcharakter. Es ist einfach einzigartig.“

Ohne Spenden geht es nicht

Zwar werden 95 Prozent der Kosten von den Kranken- und Pflegekassen übernommen, die restlichen fünf Prozent trägt das Hospiz jedoch selbst. „Das sind 70.000 bis 80.000 Euro im Jahr“, erläutert Schnieders. Und um diese Kosten zu stemmen, braucht es weiterhin Spendengelder.
„Die Nachfrage wird in den kommenden Jahren ebenfalls deutlich steigen“, ist sich Schirmherrin und Wesels Bürgermeisterin Ulrike Westkamp sicher. Der bisherige Spendenstand kann sich allerdings schon sehen lassen: Schnieders spricht von 270.000 Euro, dazu kommen noch ein zinslosen Darlehen von 150.000 Euro und weitere Sachspenden.
Weitere Informationen, auch zu den Spendenmöglichkeiten, gibt es im Internet unter katifassbenderstiftung.de.
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