ALPEN. „Einfach Kunst“ ist der Titel der aktuellen Ausstellung der Künstlergemeinschaft Alpen. Trotz des bescheidenen Titels verbirgt sich dahinter viel mehr: Bis Freitag, 13. Juni, stoßen 14 Künstler im Alpener Rathaus erneut das Tor zur Welt der Kunst auf und präsentieren zu den regulären Öffnungszeiten den Querschnitt des künstlerischen Schaffens in und um Alpen.

Wie der Titel ebenfalls nahelegt, gab es für die Aussteller keine thematischen Vorgaben, nur eine allgemeine: Aufgehängt werden durften nur Werke, die das öffentliche Auge noch nicht erblickt hat.

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Kunst und Leben

Für Barbara Hendricks war das eine gute Gelegenheit, die Früchte ihrer neuesten Experimente zu präsentieren. Normalerweise beschäftigt sie sich viel mit „mixed media“, lebt sich seit geraumer Zeit aber bei der intuitiven Malerei aus. Sie malt also aus Gefühlen heraus – abstrakt und mit Acryl. Sehr passend, wenn man bedenkt, wofür sie die Malerei so schätzt: „Währenddessen kann man abschalten und alles vergessen.“

Vielleicht hatte sie sich gerade deshalb ursprünglich dafür entschieden, in einem ihrer ausgestellten Werke einen Spruch von Picasso zu verweben: „Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele“, hieß es da, bis sie zu dem Entschluss kam, dass der Spruch die Betrachter etwas zu sehr anspringe und ihn wieder entfernte. „Jetzt sieht man nur noch Kunst und Seele“, sagt Hendricks über das Bild. Die Spuren der verwischten Worte sind allerdings noch jetzt deutlich sichtbar – und verleihen dem Werk als eigenständiges Bildelement eine weitere Ebene. So beweist sich ganz nebenbei, welches Leben in der Kunst steckt – und was sich im Schaffensprozess alles verändern kann.

Künstlergemeinschaft Alpen
Kunibert Pella präsentiert seine Holzarbeiten.

Ein wichtiges Stichwort ist Lebendigkeit auch bei Kunibert Pella. Wenn er zu Werke geht, ist Holz der Werkstoff seiner Wahl. Er arbeitet das heraus, was er in seinem Material sieht. Wie das so im Leben ist, eröffnen sich immer wieder ganz unverhofft besondere Gelegenheiten, wie auch sein Werk „Mirabellenaugen II“ bezeugt. Nachdem er die alte Mirabelle in seinem Garten hatte fällen müssen und anschließend den Baumstamm aufschnitt, offenbarten sich darin für ihn Gesichter. „Es sieht aus wie ein Fuchs“, erläutert er eine der Maserungen. Die verschiedenen Holzstücke hat er geschliffen und mit einer Lasur versehen, was den Stücken eine ganz eigene Strahlkraft verleiht.

Die Ergebnisse befestigte er auf einem Podest aus Nussbaum. Ebenso naturverbunden und regelrecht mystisch mutet dagegen sein „Waldgeist“ an. Hier arbeitete er mit einer Drahtbürste die Konturen aus, die er in dem Stück Eichenholz, das er im Wald gefunden hatte, ausmachen konnte. Eigenständig hinzugefügt hat er lediglich den Mund. Auch hier sorgt wieder eine Lasur für die Extraportion Strahlkraft.

Was einen bewegt

Gegenständlich geht es in der Malerei von Silvia Stoppa zu. Bewegt sie etwas, setz sie sich damit auch schon mal künstlerisch auseinander. Gerne probiert sie Neues aus, landet dann aber doch wieder häufig bei Acryl. Für die Ausstellung hat sie unter anderem ein Bild mitgebracht, zu dem sie von einem Udo Lindenberg-Gemälde inspiriert wurde, das sie damals in einer Ausstellung gesehen hat. Wenn der Kaufpreis wie in diesem Falle zu hoch ausfällt, hat man als Künstlerin natürlich einen klaren Vorteil: Man malt einfach eine eigene Version – und ergänzt sie gegebenenfalls durch ganz neue Elemente, wie Stoppa es getan hat.

„Ich male aber auch gerne Portraits und Tiere“, erläutert sie. Da verwundert es nicht, dass auch ihre Hündin „Daisy“ es mehr als einmal auf die Leinwand gebracht hat. Dieses Jahr können auch Ausstellungsbesucher Daisy kennenlernen, nicht nur in Form einer Kreidezeichnung – mit Pastellkreide hat die Künstlerin 2022 angefangen – sondern auch als humorvolle Comic-Figur.

Über das auf einem von Stoppas anderen Gemälden behandelte Thema „Ausstieg“ kann man – neben weiteren möglichen Interpretationsarten natürlich – sagen, dass sie es auch ziemlich wörtlich genommen hat. Eine Frau am Strand begnügt sich nicht einfach nur, aus der Szenerie auszusteigen, nein, sie sorgt dabei auch gleich für eine kleine Überflutung.
So zeigt sich wieder einmal, dass die Ausstellung nicht nur Kunstkennern viel bietet. Einfach überraschen lassen, könnte man sagen. Oder: Einfach Kunst!

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