Nicht nur die EU: Verbrennerverbot wird in vielen Ländern diskutiert

Eine Weltkarte suggeriert, dass fast nur EU-Mitgliedstaaten die Neuzulassung von Autos mit Verbrennungsmotoren ab 2035 verbieten wollen. Länder wie Kanada oder Chile, in denen über ähnliche Verbote diskutiert wird, fehlen auf der Karte.

In der Europäischen Union sollen ab 2035 keine Neuwagen mit Verbrennungsmotoren mehr zugelassen werden, die mit Benzin oder Diesel fahren. Im Kontext dieser Entwicklung kursiert in Sozialen Netzwerken eine Weltkarte, auf der fast nur EU-Länder blau markiert sind. Neben den EU-Staaten ist nur der US-Bundesstaat Kalifornien blau eingefärbt. In den Beiträgen dazu wird dadurch angedeutet, dass im Grunde nur EU-Länder die Neuzulassung von Autos mit Verbrennungsmotoren ab 2035 verbieten wollen.

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Doch auch in anderen Teilen der Welt wird über Verbote von Verbrennungsmotoren diskutiert.

Karte unterschlägt mehrere Länder, die mit Benzin und Diesel betriebene Verbrennungsmotoren verbieten wollen

Kanada setzte sich im Rahmen des 2030 Emission Reduction Plans das „verbindliche Ziel“, dass bis zum Jahr 2035 alle Verkäufe von PKW und leichten Nutzfahrzeugen emissionsfrei sein sollen. Norwegen hat denselben Plan für das Jahr 2025.

Großbritannien will neue Verbrenner schon ab 2030 nicht mehr verkaufen, wie die Regierung im Februar 2022 mitteilte. In einer Übergangsphase bis 2035 sollen dann alle neuen Autos emissionsfrei sein.

Chile hat im Rahmen seiner nationalen Strategie für Elektromobilität ganz ähnliche Ziele für Autoverkäufe: Bis 2035 sollen nicht nur alle kleinen und mittelgroßen PKW emissionsfrei sein, sondern auch alle Taxen und Busse des öffentlichen Nahverkehrs, wie die chilenische Regierung im Oktober 2021 erklärte.

Ebenfalls irreführend auf der Karte: In den USA haben bereits mehrere Bundesstaaten Pläne angekündigt, dass ab 2035 keine Autos mit Benzin- oder Dieselmotoren mehr in den Verkauf gehen sollen. Dazu zählen New York, Oregon, Washington und Maine. Auf der Karte eingefärbt ist aber nur Kalifornien.

Die Deutsche Presse-Agentur und die italienische Redaktion Facta nennen in Faktenchecks weitere Beispiele, die auf der Karte nicht eingezeichnet wurden, wie etwa Israel und Island.

Verbrennerverbot mit Ausnahme: E-Fuels bleiben auch nach 2035 erlaubt

Beim Verbrennerverbot in der EU soll es Ausnahmen geben, wie aus einer Pressemitteilung der EU-Kommission vom 28. März hervorgeht. Synthetische Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels, dürften demnach weiterhin in der EU eingesetzt werden. E-Fuels sind Kraftstoffe, die mittels Strom aus Wasser und CO2 gewonnen werden. Sie können in Verbrennungsmotoren eingesetzt werden, die heute noch gewöhnlichen Kraftstoff nutzen.

E-Fuels sollen klimaneutral sein, weil sie das CO2, das sie bei der Verbrennung freisetzen, zuvor aus der Atmosphäre entnehmen. Jedoch sind E-Fuels umstritten, da der für die Herstellung verwendete Strom ebenfalls aus klimaneutralen Quellen kommen müsste, damit die E-Fuels tatsächlich klimaneutral sind.

Diese Ausnahme gibt es, weil sich zuvor Mitgliedstaaten wie Italien und Deutschland laut Medienberichten gegen ein pauschales Verbrennerverbot aussprachen.

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