Zur Eröffnung der Wallfahrtszeit 2023 hat Bischof Erik Varden (l.) im Beisein von Wallfahrtsrektor Gregor Kauling (r.) mit einem goldenen Hammer drei Mal gegen das schwere Pilgerportal der Marienbasilika geschlagen. NN-Foto: Gerhard Seybert

Die Kevelaerer Wallfahrt ist eröffnet. Dreimal ließ das Klopfgeräusch aufhorchen, als der goldene Hammer gegen das Pilgerportal der Marienbasilika geschlagen wurde und sich daraufhin das Portal auftat. Bischof Erik Varden aus Trondheim war es, der die von vielen Gläubigen begleitete traditionelle Zeremonie durchführte und so das Pilgerjahr eröffnete.
Silvie Schmitz hat sich für das festliche Kirchenereignis extra früh zur Basilika aufgemacht , um noch einen Platz zu ergattern. „Darauf habe ich wirklich lange gewartet. Ich freue mich jedes Jahr aufs Neue, wenn das Pilgerjahr wieder startet“, gab sie zu.
Das Wallfahrtsjahr 2023 steht unter dem Motto „Habt Vertrauen – Ich bin es“. Fünf Worte, die den Christen viel abverlangen in stürmischen Zeiten. Wo Kriege, Inflation in der Welt und auch Krisen rund um die Institution Kirche Vertrauen eher erschweren. Fünf Worte, die aber auch besser kaum hätten gewählt werden können, um das Pilgerjahr zu begleiten. Denn gesagt hat sie nach dem Matthäus-Evangelium Jesus zu seinen Jüngern während eines schweren Sturms, der sie auf einer Schiffsreise traf und gefährlich durchrüttelte. Und die heutige Zeit ist sicherlich nicht besser zu beschreiben, als mit eben genau solch einem Sturm, den es zu überstehen gilt. Eben auch mit der Gewissheit „Habt Vertrauen – Ich bin es“.
Dieses Vertrauen hat auch Albrecht Brenke, 70, der seit vielen Jahren schon bei der Wallfahrtseröffnung dabei ist und die große Fahnenabordnung der Kolpingsfamilie unterstützt. „Kirche ist für mich wichtig. Und in Gottes Worte und die Kirche habe ich Vertrauen“, erklärt er. Es sei heute durchaus verständlich, wenn man nicht dem einzelnen Geistlichen vertraut, aber das sei ja auch nicht gemeint. „Wir müssen Gott und der Kirche als Glaubensgemeinschaft vertrauen.“
Das wollten zu Beginn der Wallfahrt 2023 viele – in der Basilika gab es keinen freien Platz mehr. Nicht nur für den Bischof und die Wallfahrtsleitung um Wallfahrtsrektor Gregor Kauling, Dr. Rainer Killich und Dr. Bastian Rütten ein gutes Zeichen. Zeigt es doch auch, dass Pilger Kevelaer als Rückzugsort für ihren Glauben brauchen.
Das betonte auch der norwegische Bischof Varden in seiner Predigt, nachdem er zuvor die Pilgerpforte geöffnet hatte. Wallfahrtsrektor Gregor Kauling freute sich, mit ihm erneut einen Geistlichen aus dem Norden am Niederrhein begrüßen zu können, nachdem 2022 bereits der isländische Bischof David Tencer den Marienwallfahrtsort besucht hatte. Der 1974 geborene Bischof Varden empfing 2011 als Mitglied des Trappisten-Ordens die Priesterweihe. 2020 wurde er in seinem Heimatland Norwegen zum Bischof geweiht. Er weiß um die Schwierigkeit, heute Raum für den Glauben finden zu können. „Dazu braucht es Orte, an denen wir uns zurückziehen können. Kevelaer ist so ein Ort! Gott hinterlässt Spuren und die ganz deutlich in Kevelaer.“
In seiner Predigt mahnte der Bischof zu einer realistischen Sicht auf die Historie der Kirche. „Zukunftsfähigkeit setzt Geschichtsbewusstsein voraus“, forderte er. In der Kirche neige man dazu, nur goldene Zeitalter vor Augen zu haben. „Biblisch gesehen liegen wir damit aber falsch.“ Kirche und Glaube seien nicht aus glorreichen Zeiten entstanden, sondern aus Zeiten der Prüfungen. An die müsse man sich erinnern, um jetzt eben auch die heutigen zu überstehen.

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