RHEINBERG. Als Künstler hat man es nicht leicht, wenn es darum geht, Ausstellungsräume zu finden. Auch deshalb hat sich in Kamp-Lintfort vor rund anderthalb Jahren der Verein „KulturCamp“ gegründet. Dass man gemeinsam stark ist, zeigt sich derzeit in Rheinberg. Dort stellen seit wenigen Tagen einige der Mitglieder zusammen aus: im Foyer des Stadthauses, Kirchplatz 10. Auch kaufen kann man die Werke.
Wer das Stadthaus betritt und den Blick schweifen lässt, kann derzeit die Kunst in seinen vielfältigsten Erscheinungsformen bestaunen: Zeichnungen, Malereien, Fotografien und Upcycling sind nur ein paar Beispiele von dem, was die zwölf Künstler des „KulturCamp“ mitgebracht haben. Als Kamp-Lintforter Verein beheimatet er zwar naturgemäß vor allem Kamp-Lintforter Künstler, aber keinesfalls ausschließlich. Auch die Rheurdterin Renate Spalt, die ihr Atelier in Rheinberg hat, ist beigetreten und war maßgeblich für die Organisation der Ausstellung verantwortlich. Ganz nach dem Vereinsmotto „Einfach machen“ hat sie sich im Rahmen ihrer Einzelausstellung im vergangenen Herbst nach einem Platz für die neue Sammelausstellung erkundigt – mit Erfolg.

Gemeinsam bessere Chancen haben

Der Wert eines solchen Künstlerzusammenschlusses sei groß, sagt sie über den Verein. Vor allem habe man so bessere Chancen auf Ausstellungsräume. „Vor allem für nicht-studierte Künstler ist es schwierig, Einzelausstellungen zu bekommen und alles zu organisieren. So kann man sich die Arbeit teilen.“ Renate Spalt hat aber nicht nur organisiert, sie ist auch eine der Ausstellerinnen und präsentiert einige ihrer abstrakten Acryl-Malereien. „Ohne Titel, da kann sich jeder ausdenken, was er darin sehen will“, erläutert sie.
KulturCamp
Der Rheinberger Houcine Majri ist das neueste Vereinsmitglied.

Gegenständlich sind dagegen die Aquarelle und Acrylbilder von Vereins-Neuzugang Houcine Majri aus Rheinberg. Malen tut er bereits seit seiner Kindheit. „Ich bin mit einem Pinsel geboren worden“, scherzt er. Das macht sich bemerkbar: Über 100 Bilder umfasst sein persönlicher Kunstschatz momentan. Eigentlich hätte er ja schon früher einiges davon im Stadthaus ausstellen sollen, aber die Pandemie durchkreuzte diese Pläne – bis jetzt. Auch wenn er sich die Fläche zwar mit elf weiteren Künstlerkollegen teilt, schätzt er den Verein sehr. Vor allem, wenn es um die Organisation geht. „Bei so etwas muss man viel Geduld und auch Verbindungen haben“, weiß er. Als Technischer Sachbearbeiter und Technischer Zeichner habe er schon von Berufs wegen nicht immer viel Zeit, auch seine neunjährige Tochter halte ihn auf Trab – die durch ihren Papa übrigens selbst viel Lust aufs Malen entwickelt, wie er erzählt.

Viele Schokoladenseiten

Aufgehängt hat Houcine Majri neun Werke, darunter verschiedene Aquarellbilder auf Papier, die er für ein Plus an Langlebigkeit noch einmal überlackiert hat. Sie zeigen Rheinbergs viele Facetten: zum Beispiel die Fußgängerzone, das alte Rathaus, den Marktplatz mit Kirche oder die Fähre bei Orsoy. „Die kennen nicht alle“, sagt Majri über letztgenannte. Weil er die Rheinberger Motive liebt, möchte er bald sogar einen Schritt weiter gehen und sie großformatig in Öl und Acryl auf Leinwand bannen. Auch seine Nachtbilder aus Acryl möchte er in Zukunft gerne noch einmal ausstellen.
Neben seiner Vorliebe für die Motive seiner Heimat faszinieren ihn aber ebenso Landschaften, der Karneval, Clowns und Marionetten. Letztere Themen spiegelt auch „Willy“ wider, sein einziges Acrylbild in dieser Ausstellung: „Er erzählt eine Geschichte“. Zu diesem Bild inspiriert hat Majri das einstmals beliebte Puppentheater. Das ist aber mittlerweile fast gänzlich von der Bildfläche verschwunden. „Das ist sehr schade“, findet er. „Es ist eine in Vergessenheit geratene Kunst.“ Und dieses Gefühl vermittelt er auch in seinem Gemälde auf eindrucksvolle Weise.
Die Ausstellung ist bis Freitag, 12. Mai, geöffnet, immer von montags bis donnerstags von 8.30 bis 16 Uhr und freitags von 8.30 bis 12 Uhr. Weitere Infos zum Verein und Kontaktdaten für Interessenten gibt es unter www.kultur-camp.club.
Die Aussteller
Im Rheinberger Stadthaus stellen aus: Jacqueline Bind (Gegenständliche und meditative Malerei), Wolfgang Schupke-Boos (Zeichnungen des verstorbenen Hans Boos mit regionalen und bergbaulichen Motiven), Nina Boos (abstrakte Zeichnungen), Elke Gerbracht (Upcycling-Kunst), Ute Koch (Acrylmalerei, abstrakt und gegenständlich), Houcine Majri (Aquarelle und Acryl), Johanna Manig (Collagen), Frank Reinert (Fotokunst), Gabriele Schwarz-Lamche (Landschaften und Abstraktes in Acryl), Gabriele Schweer (Fotokunst), Maria Sobeck und Renate Spalt (beide abstrakte Acrylmalerei).
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