Kanadische Soldaten bei Gedenkveranstaltung in Rees

„Aus Feinden werden Freunde“ am 2. Mai – Übergabe des Josef-Becker-Archivs

Gedenkveranstaltung Rees
Das Organisationsteam der Gedenkveranstaltung am 2. Mai in Bienen: (v. l.) Gerard Hendriks, Bernd Schäfer, Sigrid Becker, Sigrid Mölleken, Tina Oostendorp und Heinz Wellmann (als „Sergeant Henry“). NN-Foto: MB

REES. Am Abend des 23. März 1945 beginnt mit einer Offensive bei Rees die „Operation Plunder“. Dabei überquerten alliierte Truppen den Rhein im Bereich Rees, Wesel und Dinslaken. Drei Tage dauern die Kämpfe in Rees sowie in Bienen und Speldorf. Mehr als 200 kanadische Soldaten verlieren ihr Leben. An sie soll unter anderem bei der Gedenkveranstaltung am Dienstag, 2. Mai, in Bienen und Rees erinnert werden. Zudem wird das Archiv von Josef Becker an das Reeser Stadtarchiv übergeben.

Bereits im vergangenen Jahr wurde in Gendringen ein Denkmal eingeweiht. Es erinnert an die mehr als 500 Bürger und Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg rund um Gendringen und Wisch, der heutigen Gemeinde Oude IJsselstreek, umkamen. Das Denkmal wurde am 6. Mai 2022 im Gedenk- und Wanderpark „‘t Olde Kerkhof im Genderingen“ enthüllt. Eigentlich sollte an dieser Veranstaltung auch eine Delegation der Royal Canadian Mounted Police (RCMP) teilnehmen, doch die Corona-Pandemie verhinderte dies. In diesem Jahr wird es nun klappen.

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Gedenkwoche vom 1. bis 6. Mai in den Niederlanden

In den Niederlanden findet jedes Jahr vom 1. bis 6. Mai eine Gedenkwoche statt. In dieser Zeit sind auch traditonell zahlreiche Kanadier zu Gast in den Niederlanden und nehmen an den verschiedenen Veranstaltungen teil – darunter auch Nachfahren der gefallenen Soldaten. In Bienen ist es die erste große Gedenkveranstaltung; in der Vergangenheit hatte Josef Becker bereits kleinere organisiert.

„Gerard Hendriks und Vincent Weijermars von der Arbeitsgemeinschaft ‚Op dat wij niet vergeten‘ bei der Stichting Moezeköttel Megchelen hatten die Idee zu dieser Gedenkveranstaltung und haben das Vorhaben angestoßen“, erläutert Sigird Mölleken der Stadt Rees. „Die Idee zu einer solchen Veranstaltung hatten wir bereits vor zwei Jahren“, sagt Hendriks und ergänzt: „Mit der Veranstaltung in Bienen wollen wir eine Verbindung zwischen der Rheinüberquerung und den Kämpfen um Rees, der Hilfe für niederländische Zwangsarbeiter durch deutsche und niederländische Bauern sowie dem Archiv von Josef Becker herstellen.“

Über diesen sagt der Reeser Stadtpressesprecher Jörn Franken: „Josef Becker war ein echtes Urgestein in Bienen. Er hat viel Aufklärungsarbeit geleistet rund um die Themen Zweiter Weltkrieg und niederländische Zwangsarbeiter in Rees.“ In dessen Archiv, das 20 Ordner umfasst und am 2. Mai durch seine Tochter Sigrid übergeben wird, finden sich, neben zahlreichen Fotos sowie verschiedenen Dokumenten und Schriftstücken aus Vorarbeiten und Recherchen für seine Bücher, auch die Schreiben auch dem Briefwechsel zwischen Josef Becker und Major Dave Dickson. Dieser kämpfte als Soldat im Zweiten Weltkrieg auch in Bienen, als Becker noch ein Jugendlicher war.

Gedenkveranstaltung beginnt an Kriegsgräbergedenkstätte

Dickson machte den Vorschlag, im Bereich von Bienen eine Gedenktafel für die gefallenen kanadischen Soldaten zu installieren, und wandte sich damit vor 20 Jahren an die Stadt Rees. Josef Becker hatte eine ähnliche Idee. Der damalige Bürgermeister Bruno Ketteler unterstützte das Vorhaben, und so wurden letztlich mehrere Plaketten mit den Namen der gefallenen kanadischen Soldaten sowie niederländischer Zwangsarbeiter nahe der Kirche in Bienen aufgehängt. „Quasi ein Doppeldenkmal“, sagt Gerard Hendriks.

Die Gedenkveranstaltung am 2. Mai, an der auch eine Abordnung der Royal Canadian Mounted Police teilnimmt, beginnt um 10 Uhr in Bienen mit verschiedenen Ansprachen. Um 11.15 Uhr folgt der gemeinsame Gang zur Kriegsgräbergedenkstätte. Gegen 12 Uhr ziehen die „Royal Canadian Pipes, Drums and Dancers“ vom Westring zum Bürgerhaus; dort beginnt um 12.30 Uhr das Programm für die geladenen Gäste, mit einem Empfang und einer Führung zur Geschichte des Rheinübergangs 1945 durch Gästeführer Heinz Wellmann in der Rolle des „Sergeant Henry“, begleitet von Sergeant Bill von der britischen Armee.

Zu den geladenen Gästen zählen, neben der Delegation der RCMP mit 42 Personen, unter anderem auch der Militärattaché der kanadischen Botschaft in Berlin, der kanadische Konsul aus Düsseldorf, der niederländische Honorarkonsul Freddy Heinzel sowie Landrat Christoph Gerwers. Überschrieben ist die Gedenkveranstaltung mit: „Aus Feinden werden Freunde“. Der Historiker Alexander Berkel, bekannt durch die Serie ZDF-History, begleitet die kanadischen Soldaten auf der Fahrt nach Rees.

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