KLEVERLAND. „Im übrigen bin ich, nicht ungern, der Sklave meines Gartens, wo ich (…) fast jede freie Minute arbeite. Es macht mich sehr müd und ist etwas zuviel, aber mitten in alledem, was die Menschen heut tun, fühlen, denken und schwatzen, ist es das Klügste und Wohltuendste, was man tun kann.“ Mit diesem (leicht abgewandelten) Zitat von Hermann Hesse fasst Gisela Hünnekes ihre Leidenschaft für ihren Garten zusammen. Sie beteiligt sich in diesem Jahr zum ersten Mal an den „Offenen Gärten im Kleverland“ und freut sich im Bauerngarten Deymannshof in Grietherort auf viele Interessierte.

Letzte Saison für Lucenz und Bender

Manfred Lucenz und Klaus Bender sind zwei, die in Sachen „gelebte Gartenkunst der Gegenwart“ eigentlich nicht mehr wegzudenken sind. Doch in diesem Jahr werden die beiden Mit-Initiatoren der seit 2005 laufenden Aktion zum letzten Mal dabei sein. Das Alter, die Trockenheit und der nicht zuletzt damit verbundene Arbeitsaufwand. Am 3. Oktober ist damit Schluss. Dann geht es für die beiden an den Bodensee. Umso mehr freuen sie sich auf die noch zu erwartenden Begegnungen in ihrem 4.000 Quadratmeter großen Kleinod in Schneppenbaum. Die Besucher dürfen dann auch einen Blick auf die Lenzrosen werfen, nahe Verwandte der weit geläufigeren Christrosen. „Eine absolute Rarität“, sind die beiden zu Recht stolz auf ihre Schmuckstücke.

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Lebensraum für Tiere schaffen

Die Liebe zu ihrem Garten und die kreative Ader teilen Lucenz und Bender mit Nicole Peters, die in ihrem gARTen Atelier in Asperden in diesem Jahr erneut den Fokus auf Insekten-freundliche Pflanzen legen möchte. In Zusammenarbeit mit der VHS Goch wird es dazu auch einen Workshop geben. „Sie wachsen auf kargem Boden, benötigen kaum Pflege, wenig Wasser und blühen trotzdem prächtig“, wirbt Peters für die sowohl praktischen als auch nützlichen Gewächse. Für sie steht fest: Die Schotter-Gärten müssen endlich weg!

Ganz genauso sieht es Detlev Schulz, der in seinem Garten mit dicht bepflanzten Beeten und vielen Rückzugsmöglichkeiten vor allem an die Vögel denkt. Mit Erfolg. Den Stieglitz konnte er bereits zum Brüten bewegen, aktuell hofft er auf die Rückkehr des Wiedehopfs. „Das Gezwitscher ist einfach toll“, findet er und möchte andere Gartenbesitzer mit seiner Begeisterung anstecken. „Gemeinsam könnten wir echt etwas drehen“, pflichtet ihm Peters bei. Jedes Fleckchen Grün zähle.

Dass man auch aus einem kleineren Garten in recht kurzer Zeit viel herausholen kann, stellen Iris und Edmund Jagoda mit ihrem erst vor vier Jahre angelegten Landhausgarten in Rees unter Beweis. Rund 400 Besucher kamen zur Offene Gärten-Premiere im vergangenen Jahr. Die Jagodas freuen sich schon jetzt auf den regen Austausch und gute Gespräche.
Ebenfalls die Trockenheit und Schotterflächen im Blick hat Frank Fritschy, der wieder in seinen Garten in Viller einlädt. Er testet aktuell verschiedene Pflanzen auf Schotter-Untergrund, die mit ein „bisschen Kompost“ versorgt, aber nicht extra gegossen werden sollen. „Ich berichte dann gern, was sich da empfehlen lässt“, verspricht der Naturfreund.

Tropenhaus, Schlosspark und Co.

Neben den privaten Gärten beteiligen sich unter anderem auch das Tropenhaus der Hochschule, das Schloss Moyland und die Klever Gärten an der Aktion. „Bei den Inselgärten Schenkenschanz und den Gärten im Alten Pflegerdorf sind auch wieder jeweils mehrere Gärten beteiligt, die nur an einem Wochenende öffnen“, nennt Martina Gellert von der Wirtschaft & Tourismus der Stadt Kleve noch ein paar Highlights.

Merken kann man sich bereits die ersten Termine für 2023: Am heutigen Sonntag öffnet das Tropenhaus, eine Woche darauf der Garten Haus Eyl in Huisberden und Lucenz & Bender in Bedburg-Hau. Die anderen Gärten sind erst ab Ende April geöffnet. Die Eintrittspreise liegen zwischen drei und vier Euro, zum Teil werden auch Gartendeko und Pflanzen zum Verkauf angeboten und man kann Führungen für Gruppen vereinbaren. Mehr Infos findet man in dem Flyer, der ab sofort bei den Touristikinformationen und in den Rathäusern erhältlich ist und noch ausführlichere Infos auf der überarbeiteten Internetseite unter www.gaerten-kleverland.de sowie auf Facebook unter www.facebook.com/gaertenkleverland.

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