NIEDERRHEIN. Es ist eine waschechte Erfolgsgeschichte, und das in doppelter Hinsicht: Nicht nur sind Niklas van Lipzig und David Martin als „Niklas und David“ in letzter Zeit mit ihrem Podcast „dudes.“ richtig durchgestartet, mit ihrer XXL-Sonderfolge fahren sie derzeit auch Rekordspendensummen für den Verein „Viva con Agua“ ein. Die Sonderfolge gibt es noch bis zum Weltwassertag am Mittwoch, 22. März, zu hören.

Schon wie der 29-jährige Ingolstädter David Martin und der 28-jährige Kevelaerer Niklas van Lipzig zusammengefunden haben, könnte aus einem Film stammen. „Es hat alles am Niederrhein angefangen“, erinnert sich Niklas noch gut. Genauer gesagt auf seiner Couch, auf der er David eines Morgens während des Parookaville-Festivals 2015 entdeckt hat. Eingebrochen ist dieser aber nicht: Beide arbeiteten damals unabhängig voneinander auf dem Festival. Als Niklas einige Freunde übers Wochenende bei sich einquartierte, brachten sie eines Nachts spontan David mit, nachdem dieser nach ein paar Problemen einen neuen Schlafplatz suchte. „Er hat sich überschwänglich entschuldigt“, erinnert sich Niklas, „aber es war alles cool.“ Und so nahm mit der schicksalsträchtigen Begegnung eine besondere Männerfreundschaft unerwartet ihren Anfang. „It’s a lovestory, würde ich sagen“, fasst Niklas lachend zusammen.

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Labern und Spaß dabei

Seither ist viel passiert. Viele Jahre später liefern die beiden mit „dudes.“ jeden Montag einen rund einstündigen Unterhaltungspodcast ab. Oder einen „Laber-Podcast“, wenn man Niklas‘ Beschreibung übernehmen möchte. Die Chancen, mit so etwas große Erfolge zu feiern, seien eigentlich nicht allzu hoch, verrät er. „Es gibt sehr viele davon, aber nur wenige setzen sich damit am Ende durch.“ Umso glücklicher schätzen sich die beiden, es geschafft zu haben. Das zeigen zum Beispiel schon die zwischenzeitlich erste Chart-Platzierung im Bereich „Gesellschaft und Kultur“ auf Spotify oder die Nominierung für den Deutschen Podcastpreis.

Inhaltlich sprechen Niklas und David viel über ihre eigenen Leben, aber auf eine Weise, dass sich auch die Zuhörer mit ihren eigenen Erfahrungen darin wiederfinden können. „Wir sprechen über sehr alltägliche und einfache Themen, über die wir aber auch versuchen, den Bogen zu relevanten und teils ernsten Themen zu spannen“, sagt Niklas. Mal geht es zum Beispiel ums Frühstück, dann um Depressionen. Es sei wie eine Sitcom mit vielen Staffeln: „Man kann uns jahrelang dabei begleiten, was wir machen und durchleben. Was passiert? Was verändert sich?“ Aktuell sind die beiden zum Beispiel auf Island unterwegs.

Humor und Spaß

Humor und Spaß sind die Grundsteine, auf denen das Duo ihren Podcast aufbaut. Dabei kann es auch mal derbe werden. „Wir testen gerne Grenzen aus, überschreiten sie aber nie“, erläutert Niklas. Ein Wertekompass gehört für sie zur Grundausstattung: Niemand wird ausgeschlossen, niemand wird beleidigt. Dennoch spielt Offenheit eine wichtige Rolle: „Wenn in unseren Leben etwas Einschneidendes passiert, nehmen wir kein Blatt vor den Mund.“

Den Zuhörern gefällt all das – sehr gut sogar. Aber es steckt weit mehr dahinter als reine Unterhaltung, wie die Reaktionen zeigen: „Sie bedanken sich teils für die Offenheit und dafür, dass wir sie auf schweren Wegen in ihrem Leben begleitet haben.“ Das ist Feedback, das den beiden Entertainern viel bedeutet. Umso ergreifender seien dann auch die ersten persönlichen Begegnungen auf ihrer ersten Live-Tour 2022 gewesen.

Dementsprechend gelassen sind Niklas und David auch, wenn Kritiker ihren Podcast als belanglos abstempeln. „Ich glaube, da macht man es sich ein bisschen einfach.“ Die Tragweite sei unter Umständen recht groß: Man habe die Möglichkeit, für manche Menschen wie ein Freund zu sein und sie zum Beispiel mit Absurdem zum Lachen zu bringen. Manchmal könne man aber auch die starke Schulter zum Anlehnen sein. „Dann ist schon einiges erreicht“, ist sich Niklas sicher.

Prominente Gäste

Meist bleiben die beiden in ihrem Podcast zwar unter sich, wenn die Lust da ist und sich die Gelegenheit ergibt, begrüßen sie aber auch mal den einen oder anderen Gast: Platz vor dem Mikrofon nahmen zum Beispiel schon die Moderatoren Visa Vie und Joko Winterscheidt sowie Fotograf Paul Ripke.

Jedes Jahr planen Niklas und David zudem mindestens eine große Aktion, um ihre Reichweite sinnvoll für unterschiedliche gemeinnützige Projekte zu nutzen. Für ihren neuesten Streich haben die beiden Wahlkölner ihre Gewohnheiten ins Gegenteil verkehrt und dank Unterstützung von „Viva con Agua“ für ihre achtstündige XXL-Folge in Berlin eine große, illustre Runde an Gästen begrüßen können. Zu ihnen zählten unter anderem Bela B, Ariana Baborie, Kai Pflaume, Schmyt, Caro Daur und Benni Wolter. Diese brachten auch ihre ganz eigenen, spannenden Themen mit ein. Mit Bela B sprachen Niklas und David beispielsweise über seine Beteiligung an Quentin Tarantinos „Inglorious Basterds“. So entspinnt sich über die gesamte Länge ein schöner Flow, der zu überraschen weiß. „Man fängt dort an und ist plötzlich ganz woanders. Das macht den Spaß aus!“

Kein Rekord, aber ein tolles Ergebnis

Was die Vorbereitung der eigenen Themen für die Sonderfolge anging, galt dasselbe wie sonst auch: „Wir sprechen uns vorher nicht ab. Keiner weiß, was der andere mitbringt. Außerdem ist es von vorne bis hinten nur eine einzige Tour.“ Skript und Schnitte? Fehlanzeige.

Eigentlich wollten die Entertainer mit ihrem Spendenmarathon nebenbei sogar noch den deutschen Podcast-Rekord von zwölf Stunden knacken. Dieses Ziel haben sie aber nicht wahrmachen können. Denn jeder Gast, der komme und gehe, sei ein anderer Typ mit anderen Themen, worauf man – ohne Pausen – eingehen müsse. „Nach acht Stunden haben wir gemerkt: Okay, die Birne wird langsam weich“, erläutert Niklas schmunzelnd. Also entschieden sie sich dazu, aus Qualitätsgründen kürzerzutreten. Das ist aber nur ein kleiner Wermutstropfen, denn die Anstrengungen haben sich ausgezahlt.

Dass die Folge ein bärenstarker Erfolg geworden ist, das verdeutlicht vor allem der Umstand, dass die beiden – ohne die Bekanntheit von Superstars zu haben – mehr als 80.000 Euro einfahren konnten. Somit handelt es sich nicht nur um das bisher erfolgreichste Projekt des Duos, sondern auch um einen der größten Würfe in der Vereinsgeschichte von „Viva con Agua“. Das Geld fließt bald zu 100 Prozent in Trinkwasser-Projekte in Uganda.

„Wir wissen die vielen Spenden sehr zu schätzen“, sagt Niklas. Überhaupt: „Das Feedback war sehr, sehr positiv.“ Aber nicht nur wegen der vielen lieben Nachrichten zur Sonderfolge möchte er die Zuhörerschaft loben: „Wir sind wirklich gesegnet mit sehr netten Leuten! Es herrscht ein sehr familiäres Gefühl zwischen uns und den Hörerinnen und Hörern.“

Der Heimat verbunden

Selbst wenn Niklas heute vor allem in Köln lebt und arbeitet, bleibt er seiner Geburtsstadt nach wie vor eng verbunden. „Kevelaer ist und bleibt meine Heimat“, betont er. Regelmäßig besucht er hier seinen Vater und Freunde, schätzt die Stadt aber auch als Rückzugsort von der lauten, hektischen Großstadt. „Das wird einem aber erst klar, wenn man mal in Köln gewohnt hat“, erzählt er.

Wenig Ruhe wird er wohl auch haben, wenn er mit seinem Freund Mitte des Jahres zur zweiten Live-Tour aufbricht: Größer als die letzte, wird sie sie durch Städte wie Köln, Berlin und Frankfurt führen. Ihre Auftritte sind schon jetzt restlos ausverkauft, die 900 Plätze des Kölner E-Werks zum Beispiel waren schon nach einem Tag vergriffen. Wenn sich der Vorhang lüftet, hofft Niklas dennoch, auch Menschen aus seiner Heimatstadt und vom Niederrhein begrüßen zu dürfen.

Wer weiß, vielleicht kommt irgendwann auch die Gelegenheit für ihn, als Entertainer ins Kevelaerer Bühnenhaus zurückzukehren, wo er schon als Schüler mit der Theater AG aufgetreten ist. Gefallen tut ihm der Gedanke jedenfalls, auch wenn er ihm zeitgleich Respekt einflößt. „Ich gebe zu: Ich kann mir vorstellen, dass es in Kevelaer einige Leute gibt, die nicht viel damit anfangen können, was wir machen.“

Was aber jetzt schon feststeht: Für die weitere Zukunft können sich Zuhörer auf jeden Fall auf weitere Sonderprojekte freuen. Man plane viel, verspricht Niklas, möchte aber noch nicht zu viel verraten. Nachdem sie sich bei „Starlight Express“ in Bochum zu Musical-Stars ausbilden lassen durften und das in ein neues Format eingebettet haben, ist aber klar, dass man bei den beiden auch mit verrückten Überraschungen rechnen muss. „Wir haben einiges vor. Einfach die Augen offenhalten!“ Und die Ohren natürlich auch.

Der Podcast „dudes.“ ist auf Spotify und allen gängigen Podcast-Plattformen verfügbar. Auch die Sonderfolge ist dort bis zum 22. März abrufbar, Spenden sind über einen Link in der dortigen Beschreibung möglich. Mehr Infos gibt es zudem unter niklasunddavid.com.

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