EMMERICH. Rückwirkend zum 1. Januar 2023 setzen die Stadtwerke Emmerich jetzt die Energiepreisbremse für Strom und Gas um. Weil die Kosten in Emmerich in letzter Zeit längst nicht so hoch ausgefallen sind wie andernorts, sollten Kunden aber nicht mit allzu hohen Entlastungen rechnen – auch wenn die überregionale Berichterstattung anderes suggeriere, sagt Geschäftsführer Udo Jessner.

Für die Mitarbeiter war es keine leichte Aufgabe, aber jetzt ist es geschafft: Die Gaspreisbremse in Emmerich ist rechtzeitig zum 1. März umgesetzt worden. Nicht überall sei das gelungen, erzählt Udo Jessner. Vertriebsleiter Ingo Sigmund ergänzt: „Es bedarf in der ganzen Branche enormer Anstrengungen, alles fristgerecht umzusetzen.“ Programmierarbeiten seien teilweise ohne Testphase erforderlich. „Manch einer spricht von einem ‚Eingriff am offenen Herzen‘.“

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Wer sich in den letzten Monaten getraut hat, das Thema genauer zu verfolgen, hat die Preiskurve für Gas und Strom in die Stratosphäre schießen sehen. Januar 2021 lag der Strom-Einkaufspreis noch bei etwas unter 50 Euro pro Megawattstunde (MWh). „2022 lag die Spitze bei fast 1.000 Euro pro MWh“, erläutert Udo Jessner. Sicher, jetzt geht er zwar wieder herunter, „aber wir sind noch immer beim dreifachen des Preises von Anfang 2021.“ Ähnliches beim Gas: Zahlte man früher unter 20 Euro pro MWh, waren es schließlich über 300 Euro. Heute liegt der Preis auch hier knapp beim Dreifachen.

Ob wieder die alten Verhältnisse erreicht werden können, bleibt ungewiss. Vor allem beim Gas bezweifeln das Jessner und Sigmund. Bedenken müsse man nämlich die veränderten Grundlagen, auch die Lieferanten seien mittlerweile andere.

Energiepreisbremse. Schreiben an Betroffene

Die Bürger, die von der Energiepreisbremse betroffen sind, erhalten in nächster Zeit ein Schreiben. Trotz der dargelegten drastischen Preissteigerungen in 2022 sollten Emmericher Kunden nur geringe Entlastungen erwarten. Das liegt an den moderaten Preisen, die die Stadtwerke im Gegensatz zu anderen Regionen über die Zeit hinweg aufrechterhalten konnten – auch jetzt noch. Die überregional zu beobachtenden Entwicklungen seien laut Udo Jessner nicht in Emmerich angekommen.

Im diesjährigen Vergleich schlägt sich Emmerich gut: Kostet hier eine Kilowattstunde (kWh) Strom 46,11 Cent, liegt der bundesweite Schnitt bei 48,12 Cent. Für Gas zahlen Emmericher 12,55 Cent pro kWh, bundesweit sind es 18,15 Cent. Auch im regionalen Vergleich kommen Emmericher günstiger davon als die Bürger in Kleve, Goch und Rees.

Zu den Subventionen

Die Preisbremse bezieht sich auf 80 Prozent des geschätzten Vorverbrauchs (aus dem Jahr 2022 oder 2021); was bis zu dieser Grenze geht, wird subventioniert. Diese 80 Prozent aus dem System anhand der Vorverbräuche zu ermitteln, sei allerdings nicht in jedem Fall leicht, sagt Udo Jessner, was auch für die Programmierung der nötigen IT-Systeme durch einen Provider gelte. „Das ist eine sehr aufwändige Tätigkeit“.

Alles, was bezüglich Gas über zwölf Cent pro kWh brutto liegt, wird subventioniert, beim Strom greift die Preisbremse ab 40 Cent. Dementsprechend werden nur diejenigen, die horrende Summen zahlen mussten, entsprechend große Entlastungen bekommen – was in Emmerich nicht der Fall ist. Manche Kunden liegen durch Festverträge sogar unter den genannten Beträgen. Bei ihnen greift die Preisbremse gar nicht.

Natürlich gibt es auch die Kritik, dass die Preisbremse nicht fair gegenüber jenen ist, die in den letzten Jahren schon viel Energie eingespart haben, während all jene, die sich nicht zurückgehalten haben, jetzt viel leichter drosseln können und dafür belohnt werden. Udo Jessner kann diesen Gedanken verstehen, allerdings gebe es keine andere Alternative zu dieser pauschalen Regelung. Jeden Einzelfall zu berücksichtigen, würde viel länger dauern, als es die Dringlichkeit der Angelegenheit erlauben würde. Hinzukämen die dafür notwendigen Informationen, die bereits aus Datenschutzgründen kaum beschaffbar wären. „Ich sehe keine andere Chance, als es so anzugehen.“

Zum Vorgehen

Wenn ein von der Energiepreisbremse betroffener Kunde sich für ein Lastschriftmandat entschieden hat, gibt es nichts weiter zu tun. Mit einem Dauerauftrag muss man allerdings selbst die Reduzierung des Abschlags anstoßen, wenn es schnell gehen soll. Wer das nicht tut, verschenkt das Geld aber nicht: Berücksichtigt werden die Änderungen spätestens bei der Jahresabrechnung. Die Zählerstände braucht den Stadtwerken bezüglich der Preisbremse übrigens niemand zu übermitteln.

Wie Ingo Sigmund erzählt, gilt für Großkunden zudem ein anderes Regelwerk. Beim Strom greifen bis 30.000 kWh pro Jahr 13 Cent auf den Nettopreis, ohne Steuern, Umlagen, Abgaben und Netzentgelte. Beim Gas liegt die Grenze bei 1,5 Millionen kWh pro Jahr mit sieben Cent pro kWh. In beiden Fällen beträgt das Kontingent nicht mehr 80 Prozent, sondern 70 Prozent der Vorverbräuche (aus 2022 oder 2021).

Wer noch Fragen hat, kann sich an das Kundencenter unter Telefon 02822/604188 oder per Mail an info@swe-gmbh.de wenden.

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