Sprachförderung für Flüchtlingskinder

Die Marienschule Xanten hat einen Aufruf an Freiwillige gestartet, die Schülerinnen ohne Sprachkenntnisse die deutsche Sprache näherbringen möchten

XANTEN. Über 500 Schülerinnen hat die Marienschule in Xanten. Sieben von ihnen sprechen jedoch kaum Deutsch und können daher dem Unterricht (noch) nicht in gewohnter Weise folgen. Für sie sucht Schulleiter Michael Lemkens nun ehrenamtliche „Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer“. Diese müssen aber nicht Germanistik studiert haben. „Es geht dabei nicht darum, jede Kommaregel zu beherrschen, sondern sich mit den Schülerinnen vor allen Dingen so auszutauschen, dass sie die deutsche Sprache erlernen“, sagt Lemkens.

Sprachförderung
Jan-Philip Mroz unterrichtet die Schülerinnen bereits in deutscher Sprache. NN-Foto: Theo Leie

Mehrmals wöchentlich möchte der Schulleiter an der Marienschule in Xanten Deutschkurse für derzeit sieben ausländische Schülerinnen anbieten, welche die deutsche Sprache nicht beherrschen. Pro Woche erhalten sie zwar deshalb zwei Extra-Stunden Deutsch, „aber das ist natürlich viel zu wenig“, sagt Lemkens.

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Die private Mädchenrealschule unterrichtet aktuell unter anderem eine Zehntklässlerin aus Thailand sowie zwei syrische und zwei ukrainische Mädchen, die jeweils mit ihren Familien vor dem Krieg geflohen sind. Lemkens hat sich darum bemüht, dass sie an der Marienschule unterrichtet werden können.

Bei den Deutschkursen ist er allerdings auf ehrenamtliche Hilfe angewiesen. „Das können unsere Lehrinnen und Lehrer nicht leisten. Sie haben ja bereits einen vollen Stundenplan und müssen natürlich auch ihren Unterricht durchführen“, sagt Lemkens. Der sonstige Schulalltag dürfe schließlich nicht zu kurz kommen.

Angebot reicht noch nicht

Zurzeit bietet unter anderem Theologie-Student Jan-Philip Mroz, der derzeit ein Gemeindepraktikum in Xanten absolviert, einen Deutsch-Unterricht für die ausländischen Schülerinnen an. Auf einen Aufruf der Schule haben sich zudem bereits sieben freiwillige Helfer – darunter eine ehemalige Lehrerin und eine Zehntklässlerin – gemeldet. „Das reicht aber noch nicht“, sagt Lemkens. Schließlich solle es eine Eins-zu-Eins-Betreuung und eventuell auch Kooperationen etwa mit der Gesamtschule. „Es wäre schön, wenn die ehrenamtlichen Deutschlehrer jeweils vorzugsweise an mindestens einem festen Vormittag in der Woche oder auch am Nachmittag könnten. Ich würde dann in Absprache mit den Lehrern der Schülerinnen einen Stundenplan erstellen. Die Schülerinnen müssen zum Beispiel nicht den Physik-Unterricht verfolgen, wenn sie ihn sowieso nicht verstehen. Dann können sie in den Stunden auch Deutsch-Unterricht bekommen“, sagt Lemkens.

Ein paar didaktische Kenntnisse würden die ehrenamtlichen Deutschhelfer an die Hand bekommen. Darüber hinaus gibt es ein umfangreiches Lernmaterial mit Kopie-Vorlagen, mit denen auch Ehrenamtler ausländischen Schülerinnen Deutsch beibringen können. „Es geht vor allem um alltägliche Situationen und darum, ins Gespräch zu kommen. Niemand muss dafür die deutsche Sprache selbst perfekt können“, sagt Lemkens. Wichtig sei einfach nur die Bereitschaft, den Schülerinnen helfen zu wollen: „Man sollte es gerne machen.“

Für ihren Einsatz bekommen die ehrenamtlichen Deutschlehrer zwar keine finanzielle Entlohnung, sie sind während ihrer Unterrichtszeit aber versichert. Lemkens könnte sich auch gut vorstellen, dass die Schülerinnen mit den Ehrenamtlern etwa Ausflüge in den Supermarkt unternehmen, um dort beispielsweise die Namen von Obst und Gemüse zu lernen. „Das stelle ich mir am effektivsten vor“, sagt Lemkens.

Rücksichtnahme im Unterricht

Ob die Schülerinnen überhaupt ihren Schulabschluss in Xanten absolvieren werden oder sogar doch in ihr Heimatland zurückkehren können, steht aktuell noch nicht fest. „Sie werden im Unterricht aufgrund ihrer Sprachprobleme zum Teil auch nicht bewertet. Fächer wie Mathematik gehen aber meist besser als etwa Fächer wie Geschichte, wo die deutsche Sprache wichtiger ist“, berichtet Lemkens. Die Hoffnung sei aber da, dass die Schülerinnen durch regelmäßigen Deutsch-Unterricht die Sprache schnell erlernen und ihren Schul-Abschluss auch fernab ihrer Heimat absolvieren können.

Wer Interesse hat, kann sich bis kommenden Montag bei Schulleiter Michael Lemkens, Telefon 02801/71540 oder E-Mail lemkens@bistum-muenster.de, melden. Einzige Voraussetzung für die Zusammenarbeit ist ein polizeiliches Führungszeugnis, das die Schule beantragt.

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