
RHEINBERG. Bierdeckel sind meistens nur Werbeträger, die den Tisch vor unschönen Getränkeflecken bewahren sollen. In Rheinberg enthalten sie nun jedoch wichtige Botschaften: Denn die Stadt wirbt mit Bierdeckeln für die 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (UN) – und das sogar auf „Rhinberkse Platt“ und mit typischen Rheinberger Motiven.
Dazu haben sich der Fachbereich Kommunikation und die Stabsstelle für Nachhaltigkeitsmanagement der Stadt Rheinberg Hilfe bei Grafiker Luja 17 und dem „Rhinberkse Sprookverein Ohmen Hendrek“ gesucht. Der eine hat insgesamt 17 verschiedene Bierdeckel mit je einem Piktogramm designt, die anderen haben die einzelnen Nachhaltigkeitsziele der UN mit humorvollen Sprüchen in das „Rhinberkse Platt“ übersetzt. „Wän Twej Beusen häd, dörw ock ennen agggäve“, heißt es zum Beispiel auf einem Bierdeckel. Wer das nicht sofort versteht, kann sich online unter www.ohmen-hendrek.de die hochdeutsche Übersetzung ansehen: „Wer zwei Jacken hat, darf auch eine abgeben.“ Dieser Spruch gehört zum ersten Nachhaltigkeitsziel: die Armut in all ihren Formen überall zu beenden.
Mit dem Spruch „Bellege Koop öss meis düre Koop“ („Billiger Kauf ist oft ein teurer Kauf“) soll das Nachhaltigkeitsziel zwölf „nachhaltige/r Konsum und Produktion“ vorgestellt werden, hingegen mit „Et gäww sönn on sönn on sönn, ma mehr sönn as sönn“ (Es gibt solche und solche und solche, aber mehr solche als solche) soll hingegen auf die Geschlechtergleichheit hingewiesen werden. Auch auf menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum („Wän ärbeijt mott ock röste“ / Wer arbeitet muss auch ausruhen) sowie auf das Thema nachhaltige Städte („Bätter betidds as te laat“ / „Besser beizeiten als zu spät“) machen die Bierdeckel aufmerksam.
Wirtschaftliche Nachhaltigkeit
„Die 17 Nachhaltigkeitsziele beziehen sich nicht nur auf den Umweltschutz, sondern auch auf wirtschaftliche Nachhaltigkeit“, sagt Chris Demmer von der Stadt Rheinberg. Auch wenn sie bereits im September 2015 von den Vereinten Nationen festgelegt worden seien, seien sie in der Bevölkerung jedoch kaum bekannt. „Das wollen mir mit den Bierdeckeln ändern. Dazu haben wir uns auch bewusst Kneipen, Restaurants, Imbisse und Vereinsheime ausgesucht, denn da befindet man sich in einem entspannten Umfeld, in dem man aber auch miteinander spricht – und dort erreichen wir alle Menschen“, sagt Demmer.
Jeder Gastronom kann sie kostenlos bei der Stadt Rheinberg bestellen.
„Wir liefern sie auch umweltfreundlich mit dem Lastenfahrrad aus“, sagt Demmer mit einem Lachen. Etwa 40.000 Stück hat die Stadt Rheinberg erworben, die sie nun an alle Gastronomen „von Wallach bis Orsoy“ in der Hoffnung, damit die 17 Nachhaltigkeitsziele bekannter zu machen, verteilen möchte. „Wir müssen die Bürger von Nachhaltigkeit überzeugen“, sagt Rheinbergs Bürgermeister Dietmar Heyde, „ich freue mich besonders, wie schön die Aktion Rheinbergs Kreativität, Tradition, Brauchtum und Gastronomie verbindet – gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit.“
Sammlerobjekt
In der Gaststätte „Alte Apotheke“ am Rheinberger Marktplatz sind die Bierdeckel bereits im Umlauf. „Es kommen kaum welche zurück. Die meisten werden von den Gästen mitgenommen“, berichtet Gastronom Oliver Prophet. Das Ziel der Stadt Rheinberg ist sogar, dass sie eine Art Sammlerobjekt werden und sie auch zuhause nochmal ganz genau angesehen werden. „Das wäre der Optimalfall. Denn wir wollen die 17 Nachhaltigkeitsziele in die Häuser tragen“, sagt Demmer. Das ist auch ganz im Sinne des 17. Nachhaltigskeitszieles, der Partnerschaften zur Erreichung der Ziele – oder wie es der „Rhinberkse Sprookverein“ sagt: „Bej-een öss bätter as alleen“. Zusammen ist besser als allein.
Interessierte Gastronomen und Vereine können noch mitmachen und die Aktion dadurch unterstützen. Dazu müssen Sie dem Fachbereich Kommunikation des Stadthauses lediglich die gewünschte Menge per E-Mail an chris.demmer@rheinberg.de mitteilen und die Übergabe absprechen. Die Aktion läuft, solange der Vorrat reicht.
Die Maßnahme wird gefördert von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt von Engagement Global mit Mitteln des Ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.