Mit einem kleinen Fest soll im April das Ende der Bauarbeiten am Kapellenplatz gefeiert werden. NN-Foto: Gerhard Seybert

KEVELAER. Die Bauarbeiten am Kapellenplatz neigen sich langsam dem Ende zu. Seit Oktober 2021 wurde das Herzstück von Kevelaer erneuert. Dabei wurden viele Materialien wiederverwendet und aufbereitet. Die Fragen rund um die Bauarbeiten am Kapellenplatz beantworten die Projektbeteiligten Franz Heckens, Abteilungsleiter „Stadtplanung“ bei der Wallfahrtsstadt Kevelaer und Norbert de Ryck, Ressortleiter „Tiefbau“ bei den Stadtwerken.
Der Kapellenplatz sieht bereits ziemlich fertig aus, welche Arbeiten fehlen noch, bis alle Bauarbeiten abgeschlossen sind?
Norbert de Ryck: Es müssen noch einige Poller eingesetzt werden. Die Bepflanzung und die Möblierung werden noch ergänzt. Außerdem wird die Rampe am Seiteneingang zur Basilika barrierefrei hergestellt und die technische Ausstattung der Akustikanlage ist noch in Arbeit.
Der Luxemburger Platz wurde bisher nicht erneuert. Woran liegt das?
Franz Heckens: Das Planungsbüro hat damals verschiedene Entwürfe zur Umgestaltung des Luxemburger Platzes vorgestellt. Es wurde damals intensiv über den dortigen Baumbestand gesprochen. Der Zustand der Bäume dort ist nicht gut, ein Eingriff ins Erdreich auf dem Platz würde den Bäumen und ihren Wurzeln noch mehr Schaden zufügen. Hinzu kommt, dass die aktuelle Anordnung der Bäume nicht optimal ist, da es zwei Reihen sind und diese sowohl den Gastronomiebereich als auch die Fahrbahn einschränken. Damals hat man sich dagegen ausgesprochen, in den Baumbestand einzugreifen und den Bauabschnitt Luxemburger Platz zunächst zurückgestellt. Jetzt, wo der Kapellenplatz fertig ist, müssen wir prüfen, ob und wie wir die Planung wiederaufnehmen. Es wird dazu auch noch Gespräche mit der Kirchengemeinde geben.
Sie sprechen von einer Einschränkung der Fahrbahn. Kapellenplatz und Busmannstraße können also weiterhin von Autos befahren werden?
Franz Heckens: Ja. An der Verkehrsführung hat sich nichts geändert und das bleibt auch so, wenn der Luxemburger Platz noch umgestaltet wird.
Ist der Kapellenplatz denn nun barrierefrei?
Franz Heckens: Eine vollständige Barrierefreiheit wurde nicht erreicht. Aber im Vergleich zu vorher ist es eine enorme Verbesserung. Eine behindertengerechte Gestaltung hätte bedeutet, dass wir einen glatten Belag und als Leitsystem weiße Rippen- und Noppenplatten hätten verbauen müssen. Das hätte den Charakter des Kapellenplatzes komplett verändert. Als Kompromiss, der auch den Denkmalschutz einbezieht, haben wir für die Wegeführung das gleiche Material wie auf dem übrigen Kapellenplatz verwendet: Grau-wacke im Kopfsteinformat. Aber die Steine für die Wege wurden geschnitten und haben deshalb eine ebene Oberfläche. Die Wege sind also viel ebener, aber sie heben sich optisch nicht so stark vom Rest des Platzes ab.
Was ist mit der übrigen Pflasterung des Platzes? Dafür wurden doch die alten Steine verwendet, oder?
Franz Heckens: Genau. Die bestehende Pflasterung wurde aufg-nommen und gereinigt. Die Baumwurzeln haben die Pflastersteine an einigen Stellen angehoben. Das Pflaster wurde neu verlegt und ist jetzt wieder ebenerdig.
Gibt es weitere Materialien, die für die Neugestaltung wiederverwertet wurden?
Norbert de Ryck: Ja. Wir haben auch die Laternen aufgearbeitet und sie optisch und technisch aufgerüstet. Die alten Glühlampen wurden durch neue LED-Technik ersetzt. Die Laternen wurden sandgestrahlt und dann mit einer neuen Pulverbeschichtung versehen. Einige Laternen wurden ergänzt- natürlich mit den selben Modellen.
Wie sieht es mit dem Baumbestand auf dem Kapellenplatz aus?
Franz Heckens: Wir haben alle gesunden Bäume erhalten. Außerdem wurden auch einige neue Bäume gepflanzt. Bei der Umgestaltung wurde außerdem darauf geachtet, dass die Baumscheiben – also die freien Pflanzflächen – vergrößert wurden. So haben die Bäume mehr Raum und können mehr Regenwasser aufnehmen.
Was wurde am Johannes-Stalenus-Platz neben der Basilika erneuert?
Franz Heckens: Auch dort wurde der Platz neu strukturiert. Vor allem die Pflanzbeete fallen auf und an der Fassadenseite wurde gegenüber der Basilika eine Reihe Bäume gepflanzt. Wir haben aber auch einige Bäume beseitigt, die zwischen der Toilettenanlage und dem Chor der Basilika standen und zu Feuchteschäden am Mauerwerk und an der Innenbemalung geführt haben. Dieser Bereich ist nun deutlich heller und offener. Vor allem wenn man von der Basilikastraße kommt, erhält man nun einen ganz anderen Blick auf die freigestellte Kirche. Und auch die große Platane kommt jetzt viel besser zur Geltung.
Was wurde sonst noch bei der Neugestaltung verbessert?
Norbert de Ryck: Bei der Neugestaltung wurden Zapfstellen für die Wasserversorgung der Bäume angelegt. Diese werden nun über eine Bewässerungsanlage mit Wasser aus dem Brunnen des Priesterhauses versorgt. Die Kanalisation wurde saniert und Wasserleitungen, Gasleitungen sowie die Stromversorgung wurde erneuert. Neben der bereits optimierten Beleuchtung, wird auch die Akustikanlage auf dem Kapellenplatz erneuert.
Welche Herausforderungen gab es bei den Bauarbeiten am Kapellenplatz?
Norbert de Ryck: Eine Herausforderung war natürlich, dass während der gesamten Pilgersaison gearbeitet werden musste. Das Bauunternehmen hat das aber großartig berücksichtigt und immer dafür gesorgt, dass die Wallfahrtsstätten jederzeit so gut wie möglich zugänglich waren. Natürlich ist so eine Bauphase eine erhebliche Beeinträchtigung, auch für die umliegenden Geschäfte und Lokale. Aber es hat keine ernsten Beschwerden gegeben. Die archäologischen Funde Anfang 2022 waren für uns natürlich auch eine Überraschung. Diese wurden dokumentiert, konnten aber abschließend noch nicht genau zugeordnet werden. Die Mauerreste wurden wieder zugeschüttet und die Bauarbeiten fortgesetzt. Sonst lief alles planmäßig. Wir sind gut im Zeitplan.
Das hört sich an, als wären Sie im Ganzen recht zufrieden.
Franz Heckens: Durchaus, auch wenn der Platz nicht völlig anders aussieht, als vorher. Das war ja auch gar nicht die Absicht. Der Platz sollte unbedingt seinen besonderen Charakter behalten und dazu gehört der Baumbestand und auch das Kopfsteinpflaster. Insgesamt wurde der Kapellenplatz moderner strukturiert: Mit neuen Einfassungen, einer Umgestaltung der Fläche vor der Eisdiele, neuen Beeten und einer optimierten Wegeführung.
Die bisher recht leere Fläche seitlich der Kerzenkapelle und vor dem Forum Pax Christi wurde mit einer großen Pflanzfläche aufgewertet. Vor allem die Gestaltung des Übergangs zur Verkehrsfläche mit den neuen Baumpflanzungen und den Heckenstrukturen, fassen den Platz sehr gelungen ein. Auch die Umgestaltung der Eingänge zur Amsterdamer Straße und zur Maasstraße sollten hier nicht unerwähnt bleiben.
Norbert de Ryck: Der ganze Platz ist jetzt auch technisch aufgewertet und auf dem aktuellen Stand. Gestaltung und Modernisierung konnten hier also zusammen verwirklicht werden.
Zum Abschluss der Bauarbeiten auf der Hauptstraße gab es ein Abschlussfest. Wird es das für den Kapellenplatz auch geben?
Franz Heckens: Ja. Wir planen derzeit eine kleine Veranstaltung für Ende April. Dazu werden wir die Öffentlichkeit und die Beteiligten aber noch rechtzeitig einladen.
Was wird in der Innenstadt als nächstes in Angriff genommen?
Franz Heckens: Im Sommer werden die Bauarbeiten am Peter-Plümpe-Platz beginnen. Das ist wohl auch das größte Projekt innerhalb unserer Stadtkernerneuerung. Die Stadtkernerneuerung der Wallfahrtsstadt Kevelaer wird durch Städtebauförderung von Bund und Ländern gefördert. Dafür wurde bereits 2015 ein Integriertes Handlungskonzept erstellt, in dem die einzelnen Umgestaltungsmaßnahmen in Grundzügen beschrieben sind. Neben dem Kapellenplatz wurden bereits die Hauptstraße und der Mechelner Platz am Museum erneuert. Als letzte Maßnahme nach der Erneuerung des Peter-Plümpe-Platzes soll noch die Verbindung der Innenstadt zum Solepark auf der Hüls umgestaltet werden. Außerdem bieten das Hof- und Fassadenprogramm und der Verfügungsfonds der Wallfahrtsstadt Kevelaer weiterhin tolle Möglichkeiten für BürgerInnen, sich an der Aufwertung der Innenstadt zu beteiligen.

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