GELDERN. Eines machte Moderator Herbert van Stephoudt gleich zu Beginn seiner Begrüßung deutlich: „Das ist keine x-beliebige Draak-Verleihung.“ Recht hat er: Neben der diesjährigen Drachentochter Petra Hilscher ehrte man auch nachträglich die Preisträgerinnen von 2021 und 2022 – Monika Friemel und Marie-Luise Harmsen – so wie sie es verdient haben: endlich wieder im Lichte der Öffentlichkeit und unter tosendem Applaus im prall gefüllten Bürgerforum. 
Passend zu Altweiber sorgten Bürgermeister Sven Kaiser, Patrick Tekock, Regionalmarktleiter der Sparkasse Krefeld und RP-Lokalchef Dirk Möwius für eine humorvolle Einleitung der Verleihung, vor allem durch einen „bissigen“ Schlagabtausch zwischen Kaiser und Tekock. Schnell kam man auf die beiden „Corona-Drachen“ zu sprechen: Spot an für Monika Friemel und „Lui“ Harmsen. Beide wurden zwar damals schon coronabedingt im kleinen Rahmen geehrt, aber für die Veranstalter war es selbstverständlich, auch sie noch einmal auf die Bühne zu holen.

Bedeutend im Kampf gegen Corona

Auch wenn der Rahmen an diesem Tag ein jecker war, ging es doch im Kern um das Ehrenamt. Und in diesem Sinne haben die Preisträgerinnen den „Geldersche Draak“ mehr als verdient. Monika Friemel wurde – damals vorgeschlagen vom Bergknappenverein und Jugendspielmannszug Glückauf Geldern – neben ihrem Engagement für den Verein vor allem für ihr Wirken in der Coronapandemie im St.-Clemens-Hospital geehrt. Daher nahm sie die Ehrung auch stellvertretend für ihre Kollegen entgegen. „Sie war diejenige, die mit ihren Kollegen die Corona-Station aufgebaut hat“, erzählte Laudator Johannes Hartmann. „Das war damals unglaublich schwierig.“
Auch Friemel selbst betonte in ihrer Dankesrede: „Diesen Preis bekommt man nicht allein. Dazu gehören viele, die die Motivation zum Ehrenamt teilen.“ Erst durch die Ehrenamtler werde eine Gemeinde aktiv. „Lasst uns als Vereine zusammenhalten, damit wir das Brauchtum erhalten und Feste bereichern können. Und dieses Gefühl der Gemeinschaft an die nächste Generation weitergeben.“

Jahrzehnte für die Bewegung

Ille van Meegen hielt im Anschluss die Laudatio für Marie-Luise Harmsen. Er stellte ihren unermüdlichen Einsatz in vielen Bereichen heraus: bei den Kirmesfreunden Geldern für soziale Projekte, für den Bewegungskindergarten Am Rodenbusch und – last, but not least – den VC Eintracht. „Seit fast 30 Jahren ist Lui in verschiedenen Ballspielgruppen aktiv, sei es beim TV Geldern oder nunmehr beim VCE.“ Als Vorstandsmitglied kümmere sie sich um alle 250 Vereinsmitglieder, „als wären es ihre eigenen Kinder.“ Egal ob jemand ein Problem habe und ein offenes Ohr brauche oder es wie auch immer geartete Arbeiten im Hintergrund zu erledigen gebe – sie sei zur Stelle. „Ohne sie wäre alles nicht machbar“, fasst van Meegen zusammen.
„Ich bedanke mich herzlich dafür, dass ihr mich ausgewählt habt“, ließ Marie-Luise Harmsen die Anwesenden wissen. Das Preisgeld, so erzählte sie, habe sie bereits gut angelegt: „Die Jugendabteilung des VC Eintracht hat neue Volleybälle bekommen. Auch die Kita am Rodenbusch hat eine kleine Turnhalle, da brauchen sie immer Material. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken.“ Das tat sie mit einem Schmunzeln auch bei ihrem Mann, „dass er es mit dem Drachen zu Hause aushält.“

Die Drachentochter 2023

Nach einem Tanz der KKG-Drachenkids – auf Zurufe mit Zugabe – betrat schließlich die diesjährige Drachentochter die Bühne. Und die kommt dieses Mal nicht aus Geldern, sondern aus dem „Hexenland“ Sevelen, genauer gesagt vom Kirchenchor St. Antonius 1849 MGV Sevelen. Petra Hilschers Laudatio trugen ihre Gesangkollegen Anneliese Deckers und „Jüppi“ Paulus auf ganz besondere Weise vor: in Reimform. Im Chor ist Hilscher bereits seit ihrem 15. Lebensjahr aktiv. Neben dem Singen ist die Raumausstatterin aber auch bei allen anderen Aufgaben immer vorne mit dabei: egal ob es darum geht, den Stand beim Töpfermarkt aufzubauen, schnell eine Gardine zu richten, Rosen zu drehen fürs Kirmeszelt oder die Röcke für die Tänzerinnen zu nähen. Auch um ihre Eltern, die beide anwesend waren, kümmert sie sich liebevoll. Wie ihren Vorgängerinnen verlieh man ihr angesichts solchen Engagements den „Draak“ und einen Scheck über 500 Euro, die sie für den guten Zweck einsetzen wird. Ihre erste Ehrung war das allerdings nicht: 2017 war sie bereits Festkettenträgerin in Sevelen.
„Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. Das war mein erster Gedanke, als mich Her Schaetzky anrief und mir zur Wahl zur Drachentochter gratulierte“, sagte Petra Hilscher in ihrer Dankesrede. „Ich freue mich sehr, dass man mir das Vertrauen geschenkt hat.“ Sie bedankte sich aber nicht nur für die Ehrung und bei ihrem Mann für seine Unterstützung, sondern auch für den Zusammenhalt im Kirchenchor, der wie eine Familie sei. Dieser dankte ihr kurz darauf noch einmal im Gegenzug auf seine eigene Weise: mit einem eigenen Lied.
Abschließend nahmen dann nicht nur die altgedienten Drachentöchter die drei Frauen mit einem speziellen Lied in ihren Reihen auf, auch die Karnevalsvereine aus der Umgebung mitsamt dem närrischen Adel ließen es sich nicht nehmen, dem Drachen-Trio Respekt zu zollen und ihnen ihre Orden zu verleihen. Auch das ein oder andere Unterhaltungsprogramm brachten die Vereine noch auf die Bühne.
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