KREIS KLEVE. Es war zwar eine Menge Arbeit, „aber es war schöne Arbeit“, sagt Monika Köster, die stellvertretende Fachbereichsleiterin des Ambulant Betreuten Wohnens in Kleve, über das wahrscheinlich erste Kochbuch der Diakonie. In diesem haben die Klienten des Betreuten Wohnens, die „BeWojaner“, ihre Lieblingsrezepte festgehalten – einfach, lecker, nachhaltig.
Seit sich die Diakonie im Kirchenkreis Kleve mit den BeWojanern 2020 dem Thema Nachhaltigkeit zugewandt hat, ist viel passiert: Vom Upcycling von Möbeln ging es über eine Nähgruppe bis zum Thema nachhaltiges Einkaufen und Kochen. Aus den ersten Konzeptentwürfen ging 2021 schnell eine erste, wenn auch mit drei Mitglieder eher kleine Kochgruppe hervor. Bis 2022 wurde das Projekt aber mehr und mehr zum Selbstläufer, sehr zum Erstaunen der Verantwortlichen: Mittlerweile werkeln zwischen zwölf und 15 Köche gemeinsam in zwei Gruppen. Als das Projekt so großen Anklang fand, beschlossen die Teilnehmer, ihre Rezepte aufzuschreiben. Im November letzten Jahres ging man bei der Diakonie noch einen Schritt weiter: ein richtiges Kochbuch sollte es werden.

Frisch und nachhaltig

Wichtig war den Verantwortlichen nicht nur, den Spaß am Kochen und Möglichkeiten zu vermitteln, sich günstig zu versorgen, sondern dabei auch auf Frische und Nachhaltigkeit zu setzen. Das zeigen auch die hauseigenen Hochbeete, dessen Erträge die Köche nutzen. „Wir wollten weg von den Fertigprodukten“, sagt Köster. Diese seien, wie Joachim Wolff, Geschäftsführer der Diakonie im Kirchenkreis Kleve, betont, durch das Plastik weder nachhaltig, noch durch die Zutaten für alle bekömmlich. Ganz zu schweigen von den teureren Preisen. Besser sei es da, für mehr Personen zu kochen und den Rest einzufrieren, wenn man zum Beispiel allein lebe. Diesen Ansatz spiegelt auch das Kochbuch selbst wider, dessen Rezepte auf zwei bis drei Personen ausgerichtet sind.
„Ich fand die Idee klasse“, sagt BeWojanerin Katja van der Linden. Und das, obwohl sie für sich selbst gar nicht viel koche. Mit anderen im Team sei das aber etwas völlig anderes. Nicht nur, weil es eine Menge Spaß mache: „Man lernt auch sehr viel dazu.“ Mittlerweile seien die Köche ein eingespieltes Team, verrät Köster.

Was der Gaumen begehrt

Auf die Teller kam schon alles Mögliche: „Marcels Wirsing mit Kartoffelpüree und Frikadellen“ zum Beispiel, oder „Heikes deftiger Möhreneintopf“ und „Sonjas Endivien untereinander“. Das Kochbuch bietet etwas für jeden Gaumen.
Zu jedem Gericht gehört außerdem ein Bild, das Lust auf mehr macht und schon vor dem Kochen den Appetit anregt. Sie sind zwar nicht auf Hochglanz poliert und bearbeitet, wie man es von den meisten anderen Kochbüchern kennt, bestechen stattdessen aber mit bodenständigem Charakter und Authentizität. Dazu tragen auch die Zubereitungsanleitungen bei, die laut van der Linden die Einstiegshürde niedrighalten und auch Kochneulingen schnell Erfolge bescheren.
„Es gibt auch Tipps, wie man Salatdressings zubereitet“, ergänzt Natalie Jablonski ein weiteres Beispiel. Sie ist zwar kein Mitglied der Kochtruppe, hat das Buch aber von ihrer Betreuerin geschenkt bekommen. Ihr Urteil fällt durch und durch positiv aus, auch weil es ihr bei ihrer Angststörung in Bezug aufs Kochen geholfen hat. „Ich fühle mich sicherer, wenn ich aus diesem Buch koche. Ich habe auch schon einiges gelernt.“ Auch ihr Freund sei jedes mal gespannt darauf, was sie als nächstes zaubere, verrät Natalie Jablonski.
Auch abseits des Kochbuch-Projekts loben die BeWojanerinnen die Diakonie: Nicht nur für all die gemeinsamen Projekte und Aktivitäten, sondern dafür, dass immer gegenseitiger Respekt auf Augenhöhe herrsche. Auch innerhalb der Kochgruppe gebe es eine schöne Dynamik. „Es ist wie eine Familie“, fassen sie zusammen.
Wie sehr das Kochbuch zu überzeugen weiß, bewies schon unlängst die Stadt Goch, als sie die Rückseiten der Monatsblätter ihres Kalenders den BeWojanern zur Verfügung stellte. „Sonst muss man sich mit seinen Rezepten bewerben“, erläutert Köster.

Auch für Außenstehende

Zwar war das Koch ursprünglich nur für die BeWojaner gedacht, wie Joachim Wolff erklärt. Aber angesichts der schönen Gestaltung, „da dachten wir, es wäre auch ein schönes Geschenk für die Diakonie-Mitarbeiter.“ Die Auflage stockte man daher von 50 auf 250 Stück auf, die bereits alle vergriffen sind. Als die Erklärungen und Gerichte dann auch von gestandenen Köchen gelobt wurden, entschloss man sich schließlich, die zweite Auflage von ebenfalls 250 Stück auch Außenstehenden zur Verfüfung zu stellen – allerdings für 2,50 Euro. Der Erlös kommt der Kochgruppe zugute.
Das Kochbuch liegt aus bei der Diakonie in Kleve (Stechbahn 33), Geldern (Ostwall 20) und Goch (Brückenstraße 4) sowie im Info- und Beratungsladen Neuland in Kevelaer (Hauptstraße 26).
Wer mehr über die Arbeit der Diakonie und Möglichkeiten zur Spende erfahren möchte, findet weitere Infos unter www.diakonie-kkkleve.de.
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